Diese Woche im «saldo»: In der Schweiz dürfen Produzenten und Händler jeden Fisch «bio» nennen – weil der Bund kein Gesetz erlässt. Schweiz kennt kein Gesetz für Bio-Fische
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Bei Coop hat jeder vierte Zuchtfisch Bio-Qualität. Bild: Naturaplan-Biodorade von Bell Seafood mit Knospe-Label.
Diese Woche im Konsummagazin saldo: Zunehmend beliebter wird Bio-Fisch, da er nach speziellen Kriterien gezüchtet und verarbeitet sein soll (siehe unten). Produzenten und Verkäufer setzen auf das Gewissen der Konsumenten. Denn was «bio» ist, scheint gut für Tier und Umwelt zu sein. Und zudem gesund.
Doch eine Nachfrage beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zeigt: Die Schweizer Bio-Verordnung gilt nicht für Fische. Patrik Aebi, Leiter Qualitäts- und Absatzförderung: «Für Fische existieren zurzeit keine gesetzlichen Bestimmungen bezüglich Bio-Kennzeichnung. In der Schweiz darf also jeder Anbieter seinen Fisch mit dem Zusatz schmücken. Kantonschemiker können nur einschreiten, wenn Bio-Produzenten gegen die selbst auferlegten und deklarierten Richtlinien ihres Labels wie etwa Bio Suisse verstossen.
Den Grund für die fehlenden gesetzlichen Bestimmungen für Bio-Fisch glaubt Daniel Andrey, Kantonschemiker der Urkantone zu kennen. In der Schweiz gebe es nur wenige Fischzuchten. Andrey: «Das Thema Fisch hat für die Landwirtschaft geringe wirtschaftliche Bedeutung, daher sieht das für die Bio-Verordnung zuständige Bundesamt wohl keinen Handlungsbedarf.» Aus Sicht der Konsumenten sei aber nicht einzusehen, weshalb ein Bio-Rüebli besser geschützt sein soll als Bio-Fisch – nur weil Fisch in der Schweiz keine Lobby hat.
Mit der Aufnahme von Fisch in die Bio-Verordnung müssten Produzenten ihre Betriebe und Fische zertifizieren lassen. Auch Produkte aus dem Ausland wären von unabhängiger Stelle zu überprüfen.
Auf den Migros-Packungen von Forelle, Lachs und Crevetten klebt zwar das hauseigene Bio-Label, aber ohne entsprechende Richtlinien. Laut Sprecherin Olivia Luginbühl «anerkennt Migros die allgemeinen und artspezifischen Haltungsanforderungen zur Aquakultur» mehrerer Bio-Labels und neu auch die der EU-Verordnung. Keine Antwort gab es auf die Frage, ob Migros auch Bio-Fisch verkauft, der nach keiner dieser Anforderungen gelebt hat.
Greenpeace verfolgt das wachsende Sortiment von Bio-Fisch kritisch. Gemäss Bruno Heinzer, Fisch-Experte bei Greenpeace, «tauchen mehr und mehr Importe mit Bio-Labels auf». (Text: Auszug aus dem Saldobericht vom 1.9.2010: www.saldo.ch)
Bioforellenzucht mit Knospe-Label in Blausee-Mitholz im Kandertal
Für das Label «Bio Suisse» müssen diese Kriterien erfüllt sein:
Die Anforderungen für die biologische Fischzucht nach Knospe-Richtlinien wurden in zweijähriger Arbeit in Zusammenarbeit mit praktizierenden Fischzüchtern, Fischfutterproduzenten, Tierschutzorganisationen und Fischexperten aus dem In- und Ausland entwickelt und im Juli 2000 von Bio Suisse verabschiedet:
■Gesamtbetriebliche Bioproduktion
■Kein Einsatz von Hormonen, Antibiotika und Wachstumsförderern
■Ausschluss der Gentechnik auf allen Stufen
■Extensive und artgerechte Tierhaltung
■Ökologische(re) Produktion
■Knospe-konforme Fütterung
■Schonende Verarbeitung
■Kontrolle vom Teich (bis auf den Teller)
Die Richtlinien beziehen sich nur auf Zuchtfische. Für Wildfische empfiehlt Bio Suisse den Kauf von Fischen aus Schweizer Gewässern oder von MSC (www.msc.org) und Fair Fish (www.fair-fish.ch) -zertifizierten Fischen. (aus www.bio-suisse.ch)
(gb)
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