Diese Woche im «Gesundheitstipp»: Nach dem Ehec-Ausbruch kamen Bio-Produkte unter Beschuss – zu unrecht. Studien zeigen, dass Bio-Haltung Ehec weniger fördert als konventionelle Mast.
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Biofleisch bietet etwas mehr Sicherheit vor Ehec: Das Futter beeinflusst die Darmflora der Tiere.
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Diese Woche im «Gesundheitstipp»: Die deutschen Behörden haben die Ehec-Keime auf Sprossen eines deutschen Bio-Betriebes in Niedersachsen nachgewiesen. Mit dem Ehec-Fall kam die Bio-Landwirtschaft massiv unter Druck – auch in der Schweiz. Zu Unrecht, wie immer mehr Untersuchungen aufzeigen: Ehec-Keime sind viel mehr ein Problem von konventionellen Bauernhöfen als von Biobetrieben.
Ehec gehört zu den E.coli-Bakterien. Diese kommen vor allem im Darm von Rindern und Schafen vor. Fressen die Tiere ausschliesslich Heu wie auf Biohöfen, haben sie viel weniger Kolibakterien im Darm. Wenn die Tiere hingegen stärkehaltiges Kraftfutter wie Mais fressen, ist die Zahl der Kolibakterien grösser – und damit auch die der Ehec-Keime.
Bei konventionellen Betrieben macht solches Kraftfutter bis zur Hälfte der Nahrung aus. Die Tiere scheiden dann mit dem Kot viel mehr Keime aus, die mit der Gülle auf die Felder, ins Trinkwasser oder beim Schlachten gar aufs Fleisch geraten können.
Kraftfutter begünstigt gefährliche Keime
Einen schlagkräftigen Versuch machte ein Team des Forschers James Kenn vom Animal Research Center in Nebraska (USA) bereits vor zwölf Jahren. Es hatte 200 Rinder untersucht und festgestellt, dass 53 Prozent der Tiere mit Ehec-Keimen infiziert waren.
Dann teilten die Forscher die infizierten Tiere in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe bekam weiterhin Kraftfutter, die andere nur noch Heu. Von den Rindern mit dem Kraftfutter waren später 52 Prozent mit den gefährlichen Keimen infiziert, von der Gruppe, die ausschliesslich Heu frass, nur noch 18 Prozent.
Kommt dazu: Kraftfutter erzeugt im Verdauungstrakt der Rinder viel mehr Säure als Heu. Und das begünstigt genau jene Keime unter den Kolibakterien, die für den Menschen gefährlich sind: Gelangen sie mit dem Essen in den Magen, überleben sie dort das Säurebad.
Das konnte die Gruppe von James Russell von der Cornell-Universität in Ithaca, New York, zeigen. Die Forscher veröffentlichten die Ergebnisse bereits 1998 im renommierten US-Fachblatt «Science». Auch in diesem Fall zeigte sich: Stellt man die Rinder von Kraftfutter auf Heu um, nahm die Zahl säureresistenter Kolibakterien im Rinderdarm innert 5 Tagen um das Millionenfache ab.
Für den US-Forscher Russell war schon damals klar: Man müsste Rindern eine Woche vor der Schlachtung einfach nur noch Heu füttern – wie auf Biobetrieben: «Das würde das Risiko signifikant senken, an Ehec-Keimen zu erkranken.»
In der Schweiz gibt es keine vergleichbaren Untersuchungen. Doch Walter Schären von der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux erstaunen diese Befunde nicht. Es könne gut sein, dass eine entsprechende Fütterung die Ehec-Keime im Darm reduziere.
Für Schären ist zwar «alles» begrüssenswert, was das Ehec-Risiko verkleinert. Dennoch findet er es übertrieben, Rinder vor dem Schlachten ganz auf Heu umzustellen: «Die Hygiene beim Schlachten und Verarbeiten des Fleisches ist viel entscheidender.» Schliesslich habe es in der Schweiz noch keinen Ehec-Ausbruch wegen verseuchten Fleischs gegeben.
Heinrich Bucher von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, sieht keinen Grund zum Handeln: Auch Rinder aus konventionellen Betrieben würden hauptsächlich Heu und Gras fressen, allerdings weniger als in Biobetrieben. Bucher: «Die Differenz ist zu klein.»
Auszug aus dem Bericht im Gesundheitstipp vom 25.6.2011. www.gesundheitstipp.ch
(gb)
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