Der Bericht "Umwelt Schweiz 2011" zieht Bilanz über den aktuellen Umweltzustand.
Bei Klima und Biodiversität wurde zu wenig getan. Die Landwirtschaft ist auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel.
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Die Schweiz verpflichtete sich mit dem 2003 ratifizierten Kyoto-Protokoll, ihre Treibhausgas-Emissionen im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 um acht Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Die Zielvorgabe liegt bei 48,6 Mio. Tonnen pro Jahr. Derzeit existiert noch eine Ziellücke von 0,8 Mio. Tonnen.
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Es war ernüchternd als vor ein paar Tagen der von den Bundesämtern für Umwelt (BAFU) und Statistik (BFS) erarbeitete Bericht "Umwelt Schweiz 2011" veröffentlicht wurde. Wie sich herausgestellt hat, konnte die eigentlich umwelttechnisch fortschrittliche Schweiz bis anhin ihre Ziele bei den wichtigen Themen – Klimawandel und Erhalt der Biodiversität – nicht verwirklichen.
Der Blick auf die aktuellen Entwicklungstrends wie das Bevölkerungswachstum, der Anstieg des Energieverbrauchs und die Zersiedelung der Landschaft zeigt, dass die Schweiz vor überdimensional grossen Herausforderungen steht und Zweckoptimismus in Sachen Umwelt fehl am Platz ist.
Handel mit Emissionszertifikaten nötig
Bezüglich Klimawandel seien zwischen 1990 und 2009 die Treibhausgasemissionen in der Schweiz nahezu konstant geblieben, heisst es im Bericht. Die Zunahme des menschenbedingten Einflusses auf den Treibhauseffekt konnte zwar gebremst werden, dennoch sind die Treibhausgasemissionen gemäss Kyoto-Protokoll zu hoch. Ohne Zukauf ausländischer Emissionszertifikate wird es nicht mehr möglich sein, den Zielvorgaben bis 2012 gerecht zu werden.
Der Ausstoss von Kohlendioxid (85 Prozent der gesamten Emissionen), Methan (7 Prozent) und Lachgas (6 Prozent) liegt zwar niedriger als im Jahr 1990, doch ist derjenige von synthetischen Gasen (2 Prozent der gesamten Emissionen) um drastische 340 Prozent in die Höhe geschnellt.
Und auch beim Erhalt der Biodiversität gibt es Nachholbedarf. Die anhaltende Ausdehnung der Siedlungsflächen, der damit einhergehende Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die intensive Landwirtschaft belasten das Ökosystem stark und werfen kein besonders gutes Licht auf den aktuellen und bevorstehenden Zustand unserer Umwelt. Die bestehenden Ökosysteme unterliegen einer zunehmenden Fragmentierung, so dass ökologisch hochwertige Lebensräume langsam aber sicher von der Bildfläche verschwinden.
Die 2009 aufgegleiste Biodiversitätstrategie Schweiz soll dafür eigens die Artenvielfalt und ihre Ökosystemleistung stabilisieren und fördern. Der dramatisch hohe Verlust an Auen, Mooren sowie Trockenwiesen und –weiden konnte zwar ab 1990 erfolgreich aufgefangen werden, doch ist der Flächenanteil seit diesem Zeitpunkt relativ konstant geblieben.
Die Zeit der grossen Fortschritte ist vorbei
Ebenso konnten in den übrigen Bereichen wie etwa Luft, Gewässer und Boden seit dem Jahr 2000 keine markanten Verbesserungen mehr erreicht werden. So wurde etwa die Luftqualität mit der Umsetzung der Luftreinhalte-Verordnung von 1985 bereits in den 90er Jahren deutlich verbessert. Trotzdem aber sind bei den Schadstoffen Stickstoffdioxid, Ozon und Feinstaub auch heute zeitweise massive Grenzüberschreitungen festzustellen.
Im Gegensatz zum Verkehr als schlimmstem "Umweltsünder" (grösster Endenergieverbraucher, Hauptquelle von Luftschadstoffen und CO2-Emissionen) fällt die Kritik beim Kapitel Landwirtschaft relativ positiv aus. In den letzten beiden Jahrzehnten seien grosse ökologische Fortschritte gemacht worden und die Herausforderung bestehe nun darin, den Schutz der Umwelt noch stärker in die Produktionsmethoden einfliessen zu lassen.
Als Dauerthema gilt seit jeher die Reduktion der Ammoniakemissionen, die gegenwärtig in einem grossen Massnahmenpaket des Bundes wieder vermehrt Beachtung findet. Das aktualisierte Luftreinhalte-Konzept von 2009 sieht vor, die Emissionen von Ammoniak gegenüber 2005 um 40 Prozent und die von Stickoxiden um 50 Prozent zu reduzieren. Die Landwirtschaft ist für 10 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der Schweiz verantwortlich.
Hilfsmittel wie die ökologischen Ausgleichsflächen steuern erfolgreich zur Erhaltung der Biodiversität bei. In den Landwirtschaftsgebieten stehen deshalb künftig die Förderung ihrer Qualität und Vernetzung im Vordergrund. Seit 1993 haben die ökologischen Ausgleichsflächen in der Schweiz zugenommen und sind seit 2002 konstant bei einer Grösse von zirka 120'000 Hektaren.
Der ökologische Ausgleich ist eine Voraussetzung für den Bezug von Direktzahlungen. "Mittlerweile erfüllen praktisch alle Betriebe die Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN)", heisst es im Bericht. Insbesondere aber auf Wiesen in tiefer gelegenen Gebieten kommt die Artenvielfalt aufgrund intensiver Landwirtschaft verstärkt in Bedrängnis.
Da die Schweiz bezüglich Produktionsmittel stark vom Ausland abhängig ist, hat auch die Schweizer Agrarwirtschaft einen bedeutsamen Einfluss auf den Umweltzustand jenseits der Landesgrenzen. Die Treibhausgasemissionen der Schweiz sind verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern zwar unterdurchschnittlich, der Anteil der im Ausland produzierten Emissionen ist hingegen relativ hoch.
Die grossen Fortschritte scheinen vorbei zu sein, so jedenfalls lässt sich die ernüchternde Umweltbilanz der Schweiz erklären. Was nun ansteht ist ein "ökologisches Feintuning" – wenig spektakulär aber hoffentlich wirksam. (LID / Kathrin Honegger)
(gb)
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