Das Institut für Organisation und Personal (IOP) der Uni Bern hat eine Umfrage über Innovationsmanagement durchgeführt und den «IOP-Award 2011» der Bischofszell Nahrungsmittel AG verliehen.
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Innovation bedeutet in den seltensten Fällen der grosse Wurf eines Einzelnen. Die Preisträger des diesjährigen IOP-Awards bewiesen eindrücklich, wie ein im Betrieb verankertes Ideenmanagement ständige und messbare Verbesserungen erzielt. Bild: Innovation der Hauptpreisgewinnerin Bina, Kartoffelchips aus blauen Kartoffeln und Randenchips, die mit einer Vakuumfriteuse hergestellt werden (als Marke Terrachips in der Migros).
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Innovation steht wieder im Zentrum der Betrachtungen, zumindest am Institut für Organisation und Personal (IOP) der Universität Bern. Praktiker aus zahlreichen Branchen der Schweiz nahmen die Gelegenheit wahr, an der gut besuchten 6. IOP-Tagung sich von hervorragenden Beispielen gelungener Innovationskultur anregen zu lassen. Nicht weniger als ein Dutzend Referenten brachten ihre Lösungen und Problemstellungen im Bereich Organisationsentwicklung und Kompetenzentwicklung zur Sprache. Moderiert wurden die Einzelsessionen von den Institutsprofessoren Norbert Thom und Frauke Lammers.
Eine Veranstaltung ist nur halb so gut ohne eine mit Spannung erwartete Preisverleihung und ein mit Überraschungen gespicktes Referat als Schlussbouquet. Ganz im Sinne des Tagungsmottos sollten dieses Jahr Unternehmen ausgezeichnet werden, die über ein ausgereiftes Ideen- und Verbesserungsmanagement (IM) verfügen, das als fester Bestandteil des betrieblichen Alltags gelebt und gepflegt wird.
Das Auswahlverfahren basiert auf empirischen Untersuchungen, die im Rahmen einer Masterarbeit am IOP durchgeführt wurden. Von rund 154 ausgewählten Unternehmen haben deren 26 einen Kurzfragebogen zurückgesandt. Aus diesem Pool waren schliesslich 17 Unternehmen aufgefordert worden, detaillierte Auskunft zu Aufgaben, Ziele und Gestaltung des Ideenmanagements zu erteilen, aber auch Erfahrungen und Probleme mit diesem anspruchsvollen Führungsinstrument zu schildern. Ein IOP-Team besuchte anschliessend die Favoriten vor Ort und befragte die IM-Verantwortlichen.
Breit abgestütztes Instrument
Norbert Thom, Institutsdirektor des IOP, wies darauf hin, dass Kontinuität in diesem Bereich ebenfalls preiswürdig sei. Die CPH Chemie + Papier Holding AG mit Sitz in Perlen (LU) wurde mit einem erstmals verliehenen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Ideenmanagement ausgezeichnet. Das Unternehmen ist in einer sehr wettbewerbsintensiven Branche tätig. Der Kostendruck am Standort Schweiz gefühlte Realität.
Mit Verbesserungsvorschlägen spart die in einem rohstoff- und energieintensiven Bereich tätige CPH Aufwendungen in Millionenhöhe pro Jahr. Das Unternehmen war bereits 2005 IOP-Award-Träger. Thom hob in seiner Laudatio hervor, dass das Unternehmen sein Ideenmanagement auf hohem Niveau konsolidieren konnte. Nach Angaben der CPH beteiligen sich bis zu 80% der Belegschaft am kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Betrieb.
Den Hauptpreis «IOP-Award 2011» wurde aber einem Vertreter der Nahrungsmittelindustrie zuerkannt. Die Bischofszell Nahrungsmittel AG gehört seit 1945 zum Migros-Genossenschafts-Bund und liefert eine breite Palette an Getränken, Fertiggerichten, Kartoffelprodukten und Konfitüren an den Detailhandel, aber auch an Grossverbraucher wie Kantinen und Spitäler.
Die Bina ist in der Lage, dank spezifischer Software den Stand jedes einzelnen Verbesserungsvorschlags festzustellen. Und die Prämien für umsetzbare Vorschläge unterliegen keiner Obergrenze. Laut Angaben der HR-Verantwortlichen ist das Ideenmanagement bei der Belegschaft breit akzeptiert: Pro Mitarbeiter und Jahr wird je ein Vorschlag dem Management eingereicht. Damit nicht genug: Als wohl einziges Unternehmen in der Schweiz wacht ein Ombudsmann, dass Vorschläge und Projekte des Personals bei der Geschäftsleitung Gehör finden.
Hightech-Medizin und Teamarbeit
Das Schlussreferat der Konferenz war Thierry Carrel vorbehalten. Der landesweit bekannte Herzchirurg Carrel liess einen breiten Einblick in die Komplexität seines Fachgebiets zu. Die vergleichsweise noch junge Disziplin setzt im hohen Mass Spitzentechnik ein. Instrumente und Geräte werden vielfach von den Spezialisten in Zusammenarbeit mit spezialisierten Anbietern selbst entwickelt. Die noch vor einem Jahrhundert undenkbaren Eingriffe am lebenden Herzen ist heute Routine; dank Erfindungen wie der Herz-Lungen-Maschine, aber auch dank genauestens abgestimmter Koordination erfahrener Leute. Das heisst: Nur sehr viel Übung – nämlich mittels 10‘000 Operations- und Trainingsstunden – machen den Meister.
Vertrauen und ein gutes Einvernehmen innerhalb des Teams sind Voraussetzung für das Gelingen einer Operation. Auch bei der Herzchirurgie gilt: Ein ständiges Bemühen um kleine Verbesserungen macht den Innovationsprozess aus; die grossen Würfe waren gestern. IOP-Institutsleiter Thom überbrachte dem Referenten die besten Wünsche. In seinem Fachgebiet sei Carrel «on the job» Teamentwickler, Talentmanager und Organisator in einem geworden, was entscheidend zum Erfolg des Standorts Bern im Bereich Herzchirurgie beitrage. (Text: Manuel Fischer, www.textfarm.ch)
(gb)
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