Jedes zweite in der Schweiz verzehrte Poulet ist importiert. Tierschutzwidrige Produktionsmethoden seien im Ausland normal, bleiben den Konsumenten aber verborgen.
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Mit einer umfassenden Kampagne will der Schweizer Tierschutz STS die Konsumenten-Information verbessern. Von Handel und Gastronomie verlangt der STS mehr Engagement zugunsten einer tierfreundlichen Geflügelhaltung. Bild: in der Schweiz verbotene Käfighaltung.
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Innert zwanzig Jahren ist der Verbrauch von Geflügelfleisch in der Schweiz um 45% auf heute 11.4 kg pro Kopf und Jahr gestiegen. Damit ist Geflügel, nach Schweinefleisch, das in unserem Land am zweithäufigsten konsumierte Fleisch. Diese enorme Nachfrage können die Schweizer Bauern nicht befriedigen und so werden jährlich rund 50'000 Tonnen Geflügelfleisch - entsprechend rund der Hälfte des Konsums - importiert. Angeboten wird Geflügelfleisch aus insgesamt 14 verschiedenen Ländern, aus der EU, aus Südamerika und auch aus Asien.
Importiertes Tierleid
Dass Tierschutz-Standards bei Importgeflügel oftmals wesentlich tiefer liegen als bei Geflügel aus Schweizer Herkunft zeigt ein Vergleich der gesetzlichen Bestimmungen. Im Gegensatz zur vielfach ahnungslosen Kundschaft ist dies manchen Importeuren durchaus bewusst, oder sie ahnen zumindest, unter welch erbärmlichen Bedingungen das preiswert eingekaufte Geflügelfleisch produziert wird.
Das zeigte eine breit angelegte Umfrage des Schweizer Tierschutz STS. Gequälte, kranke Tiere in riesigen Mastbetrieben, der übermässige Einsatz von Antibiotika, die Fütterung mit gentechnisch veränderten Futtermitteln und tierschutzwidrige Transporte - all dies wird hingenommen.
"Hähnchen aus Intensivmast sind krankhaft billig", sagt Stefan Johnigk, Geschäftsführer der deutschen Nutztierschutz-Organisation PROVIEH, anlässlich einer Medienkonferenz des Schweizer Tierschutz STS in Zürich. Importgeflügel aus dem europäischen Ausland stammt, so Johnigk, in fast jedem Fall aus industrieller Intensivmast. "22 bis 24 Hühner drängen sich auf jedem Quadratmeter im Stall. Jedes ausgewachsene Masthuhn hat damit nur die Fläche eines Suppentellers zur Verfügung, noch weniger als eine Legehenne im Käfig."
Anspruch und Wirklichkeit
Während sich in ihrem Sortiment Geflügel aus Brasilien, Slowenien, Ungarn und anderen europäischen Ländern findet, werden gleichzeitig gutgläubige Käufer von Schweizer Detaillisten umworben mit Aussagen wie "Tierwürde ist für uns kein Wahlfach" und "Werden tierische Produkte aus dem Ausland bezogen, sind die schweizerischen Mindestanforderungen an Haltung und Fütterung einzuhalten".
Damit Käufer unterscheiden können zwischen Anspruch - bzw. Werbung - und Wirklichkeit fordert der Schweizer Tierschutz STS eine Deklaration tierschutzwidriger Geflügelimporte. Handel und Gastronomie ihrerseits sind aufgerufen, ihre Verantwortung und ihre Möglichkeiten wahrzunehmen und vermehrt einheimisches Geflügel anzubieten und anstelle tierschutzwidriger vermehrt tierschutzkonforme Importe zu tätigen. Angesprochen ist auch die Politik: Der STS fordert eine konsequentere Förderung der einheimischen Eier- und Geflügelproduzenten samt besserer Abgeltung für deren Tierwohl-Bemühungen. (Text: STS)
(gb)
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