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16.10.2012
| Druckansicht | KURZNEWS 16. Oktober 2012
Biolandbau dämpft den Klimawandel /
Antibiotika-Resistenz kommt auch aus dem Boden /
Migros übernimmt Tegut /
EU veröffentlicht Liste 2100 zulässiger Aromastoffe /
Bund ebnet den Weg für Formfleisch
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Biolandbau dämpft den Klimawandel
16.10.2012 - (lid) – Eine Analyse unter der Leitung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) kommt zum Schluss, dass der Biolandbau mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre in den Boden bindet als die konventionelle Landwirtschaft und somit zur Minderung des Klimawandels beiträgt.
In den insgesamt 74 Vergleichsstudien, die analysiert wurden, wurde organischer Kohlenstoff im Humus von Böden im Biolandbau und im konventionellen Landbau gemessen, wie das FiBL in einer Medienmitteilung schreibt. Die Analyse aller Studien ergab, dass in Bioböden durchschnittlich 3,5 Tonnen Kohlenstoff mehr enthalten ist als in konventionell bewirtschafteten.
„Dass biologisch bewirtschaftete Böden organische Substanz anreichern und so Kohlendioxid aus der Atmosphäre rückbinden, führen wir auf Praktiken zurück, die für gemischt wirtschaftende Betriebe typisch sind“, so Studienleiter Andreas Gattinger vom FiBL gemäss Medienmitteilung. Gemischte Betriebe mit Ackerbau und Tierhaltung führen Mist und Gülle zurück in den Boden. Dieser Kreislauf ist typisch für Biolandbau, kann gemäss FiBL aber auch von konventionellen Bauern angewandt werden.
Antibiotika-Resistenz kommt auch aus dem Boden
Antibiotika-Resistenzen sorgen vor allem in Krankenhäusern zunehmend für Probleme. Forschern zufolge könnten die entsprechenden Gene von Bodenbakterien stammen. Der Pathologe Gautam Dantas (Washington University School of Medicine in St. Louis) hat mit seinen Kollegen mehr als 100 Gene entdeckt, die sowohl in Bodenbakterien als auch in typischen Krankheitserregern vorkommen − und beide gegenüber Antibiotika unempfindlich machen. Achtzehn davon waren zu 100 % identisch („Science“), was darauf hinweist, dass es tatsächlich einen Genaustausch zwischen beiden Mikroben-Gruppen gegeben hat.
Zwar ist es wahrscheinlich, dass die Gene von den Bodenbakterien zu Krankheitserregern wie etwa Escherichia coli oder Staphylococcus gewandert sind. Es könnte aber auch das Umgekehrte zutreffen. Nach Angaben von Gautam Dantas sagt die Studie nichts über die Richtung des Austausches. Dantas hat auch herausgefunden, dass die Resistenz-Gene zur „Verklumpung“ neigen. Sie sitzen an benachbarten Orten im Genom und werden dort häufig von Sequenzen flankiert („Mobility Units“). Diese ermöglichen es den Genen, sich als Paket zu bewegen und gegebenenfalls in ein anderes Erbgut zu emigrieren. Laut Dantas könnte ein Krankheitserreger auf diese Weise mit einem Schlag gegen fünf Antibiotika resistent werden. (behrs 16.10.2012)
Foodwaste soll im Herzen weh tun
16.10.2012 - (lid) - Auf dem Land werden weniger Lebensmittel verschwendet als in der Stadt, berichtete der Regisseur und Autor Valentin Thurn und er fuhr fort, das komme daher, weil auf dem Land der Bezug zur Produktion enger sei. Thurn war einer der Referenten an der Welternährungs-Tagung vom 12. Oktober 2012 auf dem Campus Windisch der Fachhochschule Nordwestschweiz. Thema war die Lebensmittelverschwendung.
Valentin Thurn hat mit seinen Dokumentarfilmen „Frisch auf den Müll“ und „ Taste the Waste“ sowie dem Buch „Die Essensvernichter“ wesentlich dazu beigetragen, Lebensmittelverschwendung aufzudecken. Laut FAO gelangen weltweit ein Drittel aller Lebensmittel zwischen Acker und Gabel in den Müll – ein Skandal, denn rund 870 Millionen Menschen sind von Unterernährung betroffen. Valentin Thurn zeigt die Verschwendung auf, zeigt wie einwandfreie Kopfsalate im Müll der Supermärkte landen oder wie nicht verkauftes Brot in Biogasanlagen entsorgt wird. Er zeigt weggeworfene Fleisch- und Fischwaren, aber auch arme Kleinbauern und Fischer. Mit seinen Filmen rüttelte er die Gesellschaft wach.
So stand auch an der vom Ethiker Thomas Gröbly geleiteten Welternährungstagung das Thema Lebensmittelverschwendung im Mittelpunkt und Vertreter aller Stufen der Wertschöpfungskette kamen zu Wort. Etwa der Landwirt Ruedi Bühler, der auf 6 Hektaren Speisekartoffeln anbaut und rund ein Fünftel der Ernte an die Kühe verfüttert, weil diese Ausschuss-Speisekartoffel zu klein, zu unförmig oder schadhaft sind und vom Handel nicht angenommen werden. Der Ökonom Bruno Cabernard, der Leiter Nachhaltigkeit bei Coop ist, relativierte die Verschwendungsstatistiken und Dramatik des Themas und erklärte, dass bei Coop weniger als 5 % der nicht verkauften Lebensmittel im Container landen.
Wie wir uns ernähren sei keine Privatsache, sondern ein politischer Akt, hatte Gröbly eingangs erklärt. So sieht es auch Tobias Sennhauser. Der junge Student ist ein „Mülltaucher“, das heisst abends nach Feierabend plündert er mit seiner Clique die weggeworfenen Lebensmittel in den Containern der Supermärkte. Er sieht dies als Protest gegen die Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Zudem verzichtet er mit seiner radikalen veganen Ernährungsweise auf Fleisch, Milch, Milchprodukte und Eier, denn all diese Produkte würden die Nahrungskette verlängern und dadurch gäbe es zusätzliche Veredlungsverluste und Foodwaste.
Diese Lebensweise können und wollen nicht alle übernehmen, aber jeder Privathaushalt kann dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Die WWF-Studie zeigte nämlich auf, dass in der Schweiz rund 45 % aller weggeworfenen Lebensmittel aus Privathaushalten stammen. „Das muss einem im Herzen weh tun“, brachte es einer der an der WWF-Studie beteiligten Forscher, Joao Almeida, auf den Punkt. Gezieltes Einkaufen und Essensreste wiederverwerten sind einfache Tipps, an die sich jeder Haushalt halten kann.
Im nachfolgenden Podiumsgespräch zeigte aber auch Urs Vollmer Lösungsvorschläge für den Handel auf, beispielsweise könnten die optischen Qualitätsanforderungen an Früchte und Gemüse heruntergeschraubt werden. So hätte sich im 19. Jahrhundert die Branche auf eine Grössenkalibrierung von 42.2 mm bei den Speisekartoffeln geeinigt.
Würde die Limite auf 38 mm herabgesetzt, gäbe es weniger Foodwaste durch unterkalibrierte Kartoffeln und die Bauern könnten mehr Speisekartoffeln abgeben. Vollmer glaubt auch nicht, dass diese etwas kleineren Kartoffeln die Konsumenten stören würden. Voraussetzung sei allerdings, dass die gesamte Branche quasi ein Agreement für solche Massnahmen unterzeichnen würde und kein Marktpartner ausschert.
Migros übernimmt deutsche Tegut
11.10.2012 - (lid) – Die Migros Genossenschaft Zürich übernimmt zu 100 Prozent das Handelsgeschäft der deutschen Lebensmittelkette Tegut.
Migros investiert in den deutschen Markt und übernimmt das Tegut-Handeslgeschäft. (zvg)
Tegut wird auch weiterhin eine eigenständige Gruppe mit Sitz im deutschen Fulda bleiben, wie die Migros in einer Medienmitteilung schreibt. Die Migros Zürich nehme mit der Übernahme eine nachhaltige Marktchance in Deutschland wahr. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Gemäss Nachrichtenagentur SDA wird die Migros auch eigene Produkte in den Tegut-Filialen anbieten, umgekehrt sollen aber keine Tegut-Artikel in der Schweiz vertrieben werden. Tegut ist mit rund 290 Filialen hauptsächlich in Hessen, Thüringen und Nordbayern vertreten. Für die Lebensmittelkette arbeiten ca. 6‘400 Personen.
Im Spätsommer hatte die Migros Zürich in Zusammenarbeit mit dem deutschen Alnatura in Höngg den ersten Alnatura Bio-Supermarkt der Schweiz eröffnet. Bevor Alnatura eigene Filialen in Deutschland eröffnete wurde die Alnatura-Produkte unter anderem über Tegut vertrieben.
EU veröffentlicht Liste 2100 zulässiger Aromastoffe
Die Europäische Kommission hat eine Liste von Aromastoffen veröffentlicht, die in der EU in der Lebensmittelindustrie verwendet werden dürfen. Ziel: mehr Klarheit und Transparenz für Verbraucher, Unternehmen und Lebensmittelkontrollbehörden.
Aromastoffe werden in vielen Nahrungsmitteln wie Erfrischungsgetränken, Süßwaren, Kuchen und Jogurt verwendet. Seit dem Jahr 2003 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Sicherheitsbewertungen von rund 3.000 Aromastoffen durchgeführt und war wesentlich an der Erarbeitung der Liste beteiligt.
Die Positivliste umfasst 2.100 zulässige Aromastoffe. Weitere 400 bleiben vorläufig im Handel, bis die EFSA die Bewertung abgeschlossen hat. Diese Stoffe wurden von anderen wissenschaftlichen Einrichtungen bereits als sicher eingestuft. Die Verordnung, die die Positivliste enthält, gilt ab dem 22. April 2013. Alle Aromastoffe, die nicht aufgeführt werden, sind nach einer Übergangsfrist von 18 Monaten verboten. Die Liste soll jährlich aktualisiert werden. Liste der in der EU zulässigen Aromastoffe:
https://webgate.ec.europa.eu/sanco_foods/main/?event=display (aid 10.10.2012)
PRESSESCHAU
Nestlé verbannt Zucker aus Frühstückscerealien
Blick am Abend 15.10.2012: Nestlé will mit seinem amerikanischen Partner General Mills den Zucker- und Salzgehalt in seinen Frühstücksflocken senken. Nestlé und General Mills haben 1990 das Gemeinschaftsunternehmen Cereal Partners Worldwide (CPW) mit Sitz in Lausanne gegründet. Zusammen sind die beiden Konzernen in mehr als 140 Ländern mit ihren Flakes präsent.
Nun wollen die Partner bei 20 Frühstücksflocken für Kinder und Jugendliche die Zusammensetzung ändern. Der Zuckergehalt soll laut der Nachrichtenagentur «Reuters» um 24 Prozent und der Salzgehalt um 12 Prozent gesenkt werden. Betroffen sind Marken wie Cheerios oder Nesquik.
Was das für eine einzelne Portion Flocken heisst, erklärt Hilary Green von Nestlé: «Eine Portion Cerealien wird 9 Gramm Zucker oder weniger haben. Beim Salz werden es höchstens 135 Milligramm sein.» Die ersten zucker- und salzarmen Frühstücks-Flocken kommen weltweit und damit auch in der Schweiz Ende 2015 auf den Markt.
Hinter dem Engagement von Nestlé stecken auch handfeste wirtschaftliche Überlegungen. Laut der Weltgesundheitsorganisation litten 2010 mehr als 42 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Übergewicht.
«Eine gewisse Anzahl von Müttern will nicht, dass ihre Kinder so viel Zucker essen, wie sie es derzeit tun», sagte Jeffrey Harmening, CEO von CPW gegenüber «Reuters». «Das ist für einige eine Barriere, Frühstücksflocken einzukaufen.» Aber nicht nur dem Zucker und Salz in den Frühstücksflocken geht es an den Kragen. Nestlé hat bereits zwischen 2000 und 2010 den Zuckergehalt bei allen Produkten um 10 Prozent gesenkt. Der Salzgehalt nahm in den vergangenen zehn Jahren um über 12'000 Tonnen ab.
CPW ist nach Kellogg’s der zweitgrösste Hersteller von Frühstückscerealien. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 4000 Mitarbeiter. In Orbe (VD) unterhält CPW ein Innovationszentrum für Frühstücksflocken. Eigene Produktionsstätten in der Schweiz gibt es keine. Die Flocken werden alle im Ausland an 13 verschiedenen Standorten produziert. (Blick am Abend 15.10.2012)
Bund ebnet den Weg für Formfleisch
Der Bund will Filets und Plätzli aus restrukturiertem Fleisch, d.h. zusammengefügten Fleischkleinteile wie die EU ohne Bewilligung zulassen. Dafür müssen die Händler die Stücke genauer kennzeichnen. «Rekonstituiertes Fleisch» oder schlicht «Klebefleisch» genannt wird nach 24-stündiger Kühlung mit einem Enzym namens Transglutaminase zu neuen Stücken geformt d.h. Plätzli, Tranchen oder Designformen.
In der Schweiz ist für den Verkauf solcher Speisen heute eine Bewilligung nötig – was sich nun aber ändern soll. In Anpassung an die EU will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) demnächst vorschlagen, die Bewilligungspflicht aufzuheben und durch eine blosse Deklarationspflicht zu ersetzen.
«Das BAG sieht vor, die Anforderungen an die Deklaration von mit Transglutaminase rekonstituierten Fleischerzeugnissen mit jenen der EU zu harmonisieren», sagt Sprecherin Eva van Beek. Damit «würde die Bewilligungspflicht hinfällig». Laut van Beek birgt dies keine Gefahr, auch wenn Klebefleisch bei Zöliakie-Patienten allergische Reaktionen auslösen kann. «Durch die Verpflichtung zur klaren Kennzeichnung ist dies als unproblematisch einzustufen», sagt sie.
Vom Wechsel profitieren könnten all jene Händler, die sich vom verklebten Fleisch ein Geschäft versprechen. Ihnen hat das BAG in den letzten Jahren rund ein Dutzend Produkte bewilligt, vom Schweins-Cordon-bleu über Trutenscheiben bis zum Pouletspiess. Von den grossen Detaillisten führt die Migros derzeit zwei solche Artikel im Sortiment, Coop eines. Aldi gibt an, kein Klebefleisch zu verkaufen. Dass die Zulassung vereinfacht werden soll, begrüsst die Branche. Die Migros lobt, damit werde der Handel erleichtert.
Allerdings müssen die Verkäufer künftig die Produkte wohl noch genauer deklarieren. Derzeit haben sie lediglich sicherzustellen, dass der Kunde Klebefleisch klar vom Naturprodukt unterscheiden kann. (Auszug aus dem Bericht in der NZZ am Sonntag 14.10.2012, http://webpaper.nzz.ch)
(gb)
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