Fleischskandale und negative ökologische Auswirkungen der Fleischproduktion rütteln auf. Wie viel Fleisch soll man essen? «Kassensturz» zeigt, welchen Nutzen ein fleischloser Tag pro Woche hat.
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Pro Kopf und Jahr verbrauchen die Schweizer 53,7 Kilo Fleisch. Der Fleischkonsum ist in den letzten Jahren etwa gleich geblieben. Interessanter ist der Ländervergleich: An der Weltspitze liegt die USA, in Europa sind die Österreicher die grössten Fleischtiger. Deutschland und Frankreich liegen im Mittelfeld und die Schweiz leicht darunter. Markant darunter liegt China, holt aber stark und stetig auf. Die Inder ernähren sich fast vegetarisch.
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Schweizer Fleisch ist nicht zwingend ökologischer als importiertes. Ein Beispiel: Die Ackerfläche in der Schweiz reicht für den Futtermittelanbau bei weitem nicht aus. Die Schweiz importiert Futter. Noch einmal gleich viel Ackerland ist im Ausland nötig, um Import-Futter für Schweizer Nutztiere anzubauen. Für die Produktion von Milch, Eiern und Fleisch bräuchten wir also eine «zweite Schweiz». Was und wie viel könnte die Schweizer Landwirtschaft nach streng ökologischen Kriterien produzieren? Greenpeace hat dieses Szenario durchgerechnet.
Die Studie geht unter anderem von der Annahme aus, dass kein Importfutter und kein Kunstdünger verwendet werden dürfte. Welche Folgen hätte dieses Szenario? Landwirtschaftsexpertin Marianne Künzle führt in der Sendung «Kassensturz» aus: «Wenn die Schweizer Landwirtschaft heute nach ökologischen Kriterien Lebensmittel herstellen würde, hätten wir nur 1/5 weniger Milch, aber das Fleischangebot würde sich halbieren.»
Die Greenpeace-Mitarbeiterin betont, dass in der Schweiz immer noch beachtlich viel Fleisch produziert werden könnte, doch es brauche eine Reduktion im Konsum. Was meint die Fleischbranche zu dieser Forderung? Heinrich Bucher von der Branchenorganisation Proviande kann sich einen Importstopp nicht vorstellen. Die ganze Lebensmittelbranche sei abhängig von Importen, betont er.
Zudem habe die Schweiz viele Wiesen und Weiden, die nur die Nutztierhaltung bewirtschaften könne. «Wir sind nicht nur im Fleischbereich, sondern ganz allgemein abhängig von Importen bei den Lebensmitteln. Wir produzieren rund 50 Prozent der Lebensmittel im Inland, den Rest müssen wir importieren», so Bucher.
Zürcher Altersheime führen Vegi-Tag ein
Sind Konsumentinnen und Konsumenten bereit, auf Fleisch zu verzichten? Wäre beispielsweise ein Vegi-Tag pro Woche im Personalrestaurant der Firmen vorstellbar? Ein Experiment in der SRF-Kantine hat gezeigt, dass die Meinungen stark auseinander gehen. Während die einen einen Vegi-Tag gut finden, sprechen die anderen von Bevormundung und wollen ihr Stück Fleisch auf dem Teller.
Im Zürcher Altersheim Klus Park ist jeder Donnerstag Vegi-Tag. Seit fast zwei Jahren gibt es ihn im Heim. Den Anstoss dazu gab Laurent Schönherr von der Heimverwaltung. «An einem Tag sparen wir 17 Kilo Fleisch ein. Das sind aufs Jahr gerechnet rund 900 Kilo, die wir weniger verbrauchen», rechnet Schönherr vor.
Mit dem eingesparten Fleisch will der Klus Park einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen leisten. Das Beispiel dieses Altersheims macht scheinbar Schule. Bis im Sommer will die Leitung der Zürcher Altersheime in allen Heimen einen Vegi-Tag einführen.
Rosann Waldvogel, Direktorin der Zürcher Altersheime, bestätigt: «Bereits 18 unserer 28 Altersheime haben einen solchen Vegitag eingeführt, ab Sommer 2013 soll es nun in allen Institutionen einen fleischlosen Tag geben.» Zum Konzept gehöre allerdings, dass auch an diesen Tagen der Wochenhit bestellt werden könne, meist ein Gericht mit Fleisch. «Alles andere wäre eine Bevormundung unserer Bewohner», so Waldvogel weiter.
Nachhaltiges Essen ist ein Bedürfnis
Aus diesem Grund haben bisher auch die grossen Konzerne der Gemeinschaftsgastronomie in der Deutschschweiz auf einen fixen Vegetariertag verzichtet, wie eine Umfrage bei SV Group, Compass Group und ZFV zeigt. Allerdings stellen alle drei Betreiberinnen von Personalrestaurants fest, dass immer mehr Kunden ein Bedürfnis nach nachhaltigem, umweltschonendem und regionalem Essen haben und entsprechende Projekte fördern.
Welche ökologischen Auswirkungen hätte ein Vegi-Tag pro Woche? Die Produktion von Fleisch trägt enorm zur CO2-Belastung bei. Würden wir pro Woche 200 Gramm weniger Fleisch essen, könnten 87 Kilogramm CO2 pro Kopf und pro Jahr eingespart werden. Das entspricht beispielsweise einer Fahrt mit dem Auto von Schaffhausen nach Genf. Oder 5 Tage Heizen im Dezember.
Auszug aus den Beiträgen von SFR am 5.3.2013. Volltext: http://www.srf.ch/konsum/themen/umwelt-und-verkehr/grosse-fleischdebatte-muessen-wir-weniger-fleisch-essen und http://www.srf.ch/konsum/themen/konsum/fleischlose-tage-in-zuercher-altersheimen
(gb)
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