Gewisse GVO-Pflanzen könnten für eine ertragreiche und umweltschonende Schweizer Landwirtschaft einen Beitrag leisten gemäss den Akademien der Wissenschaften.
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Vom Feuerbrand befallene Birne. Die Gentechnik verspricht Bäume, die gegen Feuerbrand resistent sind, womit sich der Einsatz von Antibiotika verringern liesse.
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Gentechnisch veränderte Pflanzen (GVO-Pflanzen) würden zu einer umweltschonenden und ertragreichen Landwirtschaft beitragen. Deshalb sei ein Verbot nicht sinnvoll, kritisiert die Akademie der Naturwissenschaften.
Das Parlament hat letzten Dezember das seit 2005 geltende Gentech-Moratorium bis ins Jahr 2017 verlängert. Zum Ärger der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT).
Diese beklagt, dass sich das Parlament in Unkenntnis der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Fortführung des Verbots ausgesprochen habe. Zumal die Resultate des Nationalen Forschungsprogramms 59 (NFP)
kurze Zeit später veröffentlicht worden seien. Haupterkenntnis: Gentechnisch veränderte Pflanzen würden verglichen mit konventionell gezüchteten keine zusätzlichen Risiken für Mensch, Tier und Umwelt bergen.
Die Akademie der Naturwissenschaften hat nun einen Bericht über die Bedeutung von Gentech-Pflanzen für die Schweizer Landwirtschaft herausgegeben. Damit wolle man die Diskussion um die Gentechnik neu lancieren, erklärte SCNAT-Präsident Patrick Matthias heute vor den Medien. Denn die Debatte sei eingeschlafen, die Fronten seien verhärtet.
Die SCNAT fordert, dass in Zukunft der Anbau von GV-Pflanzen auch in der Schweiz möglich sein soll. „Wir glauben, dass GV-Pflanzen zu einer umweltschonenden und ertragreichen Landwirtschaft in der Schweiz beitragen kann“, erklärte Ueli Grossniklaus, Professor am Institut für Pflanzenbiologie der Universität Zürich. Das Potenzial sei gross. Als Beispiel nannte er Kartoffeln, die gegen Kraut- und Knollenfäule resistent sind. Dank dieser könnten Pflanzenschutzmittel eingespart werden.
Zudem liesse sich der Maschineneinsatz verringern, womit der CO2-Ausstoss gesenkt werden könne. Gentechnik erlaube es, gegen Feuerbrand resistente Apfelbäume zu züchten, womit sich der Einsatz von Antibiotika verringern liesse. Gentechnisch veränderte Zuckerrüben erlaubten eine umweltschonendere Unkrautbekämpfung und dies bei höheren Erträgen.
Die Schweiz dürfe der Gentechnik deshalb nicht leichtfertig das Potenzial absprechen, hält die SCNAT fest. Gefordert wird zudem, dass die Bewilligungsverfahren für Freilandversuche vereinfacht und die öffentliche Agrarforschung stärker unterstützt werde. Damit liesse sich die Abhängigkeit von einigen wenigen Firmen, die den Markt beherrschen, verringern. (19.03.2013 lid)
Zusammenfassung des Berichtes über die Bedeutung von Gentech-Pflanzen für die Schweizer Landwirtschaft
Gewisse gentechnisch veränderte Pflanzen (GV-Pflanzen)
könnten für eine ertragreiche und umweltschonende
Schweizer Landwirtschaft einen Beitrag leisten. Das zeigen die Akademien der Wissenschaften
Schweiz im vorliegenden Bericht. Er schliesst an ein Forschungsprogramm
des Nationalfonds
(NFP 59)
an, welches belegt, dass der Anbau von GV-Pflanzen mit keinen Umweltrisiken verbunden ist, die nicht
auch für konventionell gezüchtete Pflanzen bestehen.
In der konventionellen Züchtung werden ausgewählte
Pflanzen so lange miteinander gekreuzt – und ihre DNA somit vermischt – bis die gewünschte
Merkmalskombination
erreicht ist. Mit gentechnischen Methoden hingegen werden einzelne Abschnitte
der pflanzlichen DNA gezielt verändert und arteigene oder artfremde DNA direkt in das Erbgut eingefügt.
Zurzeit werden weltweit vorwiegend GV-Pflanzen
angebaut, die gegen das Unkrautbekämpfungsmittel
Glyphosat
tolerant sind oder bestimmte natürliche Insektenbekämpfungsmittel
(Bt-Toxine) produzieren.
In Entwicklung
stehen aber auch Nutzpflanzen
mit anderen Eigenschaften.
Zum Teil verfügen sie über
stärkere pflanzeneigene Abwehrkräfte
gegen Schädlinge, andere können der Trockenheit besser standhalten,
wieder andere weisen eine optimierte Nährstoffzusammensetzung
auf. Die Veränderungen
im
Erbgut dieser neueren GV-Nutzpflanzen sind oft so beschaffen, dass kaum noch artfremde DNA vorhanden
ist. Stellt man die resultierende Pflanze anstatt ihre Herstellungsmethode in den Vordergrund, verschwindet
die Grenze zwischen konventioneller Züchtung
und gentechnischer Veränderung zunehmend.
Internationale Erfahrungen mit GV-Pflanzen zeigen, dass eine erhöhte Resistenz gegen Schädlinge
und
eine Toleranz gegenüber Unkrautbekämpfungsmitteln
den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die mechanische
Verdichtung
des Bodens reduzieren können.
Zu den GV-Kulturpflanzen, die künftig in der
Schweiz von Bedeutung
sein können, zählen etwa Kartoffeln mit einer Resistenz gegen Kraut- und
Knollenfäule und Apfelbäume
mit einer Resistenz gegen Feuerbrand
und Schorf. Bei krankheitsresistenten
Sorten lassen sich erwartungsgemäss die Spritzeinsätze
stark senken, wodurch sowohl die Ernteprodukte
als auch die Umwelt weniger belastet werden.
Auch in der kleinräumigen Schweiz wäre es grundsätzlich möglich, dass landwirtschaftliche Anbausysteme
mit Gentechnik neben solchen existieren, die darauf verzichten. Auskreuzung und Vermischung
lassen sich für die meisten Nutzpflanzen durch gezielte Massnahmen reduzieren oder verhindern; die
nötige Erfahrung zur Reinhaltung von Saatgut und Ernteprodukten ist seit langem vorhanden. Eine zukünftige
Koexistenzregulierung
muss auf wissenschaftlicher Basis beruhen und an die verschiedenen
Kulturpflanzen und Anbausysteme
angepasst sein.
Ein voraussichtlich bis Ende 2017 gültiges Moratorium
verbietet in der Schweiz den kommerziellen
Anbau von GV-Pflanzen. In Schweizer Labors und in Gewächshäusern entwickelte GV-Pflanzen wurden,
von wenigen Ausnahmen
abgesehen, in internationaler Zusammenarbeit im Ausland im Feld getestet.
Hierzulande setzen Freilandversuche
langwierige und kostspielige Bewilligungsverfahren
voraus.
Die
wenigen bisher in der Schweiz durchgeführten Feldversuche wurden zudem durch Störaktionen bis hin
zu mutwilliger Zerstörung
behindert und mithin erheblich verteuert. Gefordert sind daher Strukturen,
welche die landwirtschaftliche Forschung
mit GV-Pflanzen im Freiland vor Vandalismus
schützen. Dazu
gehört die «protected site», die bei Agroscope am Standort
Reckenholz eingerichtet und ab 2014 in
Betrieb sein wird.
Dass die öffentliche Agrarforschung
gestärkt wird und in der Öffentlichkeit ein wissenschaftsbasiertes
Verständnis
für die Grüne Gentechnik entsteht, ist den Akademien ein grosses Anliegen.
Denn aus ihrer Sicht darf die Schweiz der Grünen Gentechnik das Potenzial, zu einer nachhaltigen
Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit
beizutragen, nicht leichtfertig absprechen, zumal unser
Land dadurch Gefahr liefe, in der diesbezüglichen Forschung und Entwicklung
ins Hintertreffen zu geraten.
Quelle: http://www.scnat.ch/downloads/ GrueneGentechnik_BerichtC_low.pdf
(gb)
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