«Kassensturz» hat die Kaffeequalität von Starbucks, McCafé, Spettacolo und Co. getestet.
Nur der Migrolino-Cappuccino konnte die Expertenjury überzeugen.
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«Die grösste Gefahr bei der Herstellung eines Cappuccino ist zu heiss geschäumte Milch. Sie gibt dem Getränk eine unangenehm verbrannte Note», erklärt Jury-Mitglied Barbara Held.
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«Kassensturz» wollte wissen, welcher Cappuccino zum Mitnehmen am besten schmeckt und testete die neun meistverkauften Produkte in Bahnhofsnähe. Alle getesteten Cappuccini sind landesweit in gleicher Qualität erhältlich, versprechen die Hersteller.
Das Aussehen, der Geruch und die Konsistenz des Milchschaums ist eines von 6 wichtigen Kriterien beim Cappuccino-Test. Im Weiteren prüft die Jury das Kaffee-Milch-Aroma in Nase und Mund: «Der Espresso spielt beim Cappuccino die Hauptrolle. Er sollte im Aroma klar zu erkennen sein, und zusammen mit der Milch in Nase und Mund ein ausgewogenes Erlebnis von Bitterkeit, Süsse und Säure entfalten», umschreibt Juror Shem Leupin die Magie eines Cappuccinos.
«Kassensturz»-Testleiter Rolf Muntwyler kaufte jeweils vier Cappuccini bei verschiedenen Anbietern ein. Er verhüllte die Produktenamen, um die Jury – drei ausgewiesene Kaffee-Experten – in ihrem Urteil nicht durch die Herstellernamen zu beeinflussen. Der vierte Cappuccino diente der Temperaturmessung fünf Minuten nach dem Kauf. Mindestens so lange sollte der Cappuccino im Becher seine Idealtemperatur von 60 Grad halten: Nur der Cappuccino aus dem SBB-Bistrowagen verpasste diese Vorgabe deutlich (50 °C).
Nicht nur in Aussehen, Geruch und Geschmack unterscheiden sich die Becher, sondern auch bei der Abfüllmenge: Diese variiert von 1,3 bis zu 3,4 Deziliter. «Kassensturz» hat den Preis aller getesteten Kaffees auf zwei Deziliter umgerechnet.
Klarer Verlierer: Cappuccino aus dem SBB-Bistro
Am wenigsten überzeugt hat der Cappuccino aus dem SBB-Bistrowagen. Für den teuersten im Test (3.69 Franken für 200 ml) gibt es die schlechteste Note: 2,7. «Dieser Capuccio ist sehr wässrig, schmeckt kaum nach Kaffee und auch die Milch ist nicht existent – wohl eher braunes Wasser als Cappuccino», lautet das harte Urteil der Jury. Das gelte aber explizit nur für den Cappuccino im Bistrowagen der SBB, nicht für jenen im Speisewagen. Dort seien andere Kaffeemaschinen im Einsatz, betont SBB-Sprecher Stephan Wehrle, und kündigt eine Überprüfung des Bistro-Cappuccinos an.
Ungenügende Noten auch für den Cappuccino von K-Kiosk: Ganz wenig Schaum, wässrig und unangenehm im Nachgang. Note: 3,0. Der getestete Cappucino sei mit Milch aus Milchpulver produziert worden, schreibt Kiosk-Besitzerin Valora und kündigt die Umrüstung der Kaffee-Maschinen auf Frischmilch an.
Kaum besser schneiden Burger-King - zu wässrig - und Spettacolo - zu milchig - ab. Auch Spettacolo gehört zum Valora-Konzern: Man wolle die aktuelle Rezeptur überarbeiten und die Mitarbeiterschulung verbessern, schreibt Valora. Bei Segafredo fällt vor allem der Geruch nach verbrannter Milch negativ auf, der Kaffee ist aber ok. Note: 3,8.
Immerhin: Fast alle Hersteller im Test arbeiten mit Kaffeebohnen aus zertifiziertem Anbau und Handel (Fairtrade, Utz, Rainforest-Alliance). Einzige Ausnahme bilden der SBB-Bistrowagen, Segafredo und Spettacolo, eine Tochter des Valora-Konzerns. 7 der 9 getesteten Hersteller verwenden für ihre Cappuccini zudem Vollmilch. Bei Burger King und K-Kiosk kommt Milchpulver zum Einsatz.
Genügend bis beinahe gut
Der beste Cappuccino im Test stammt aus der Kaffeemaschine von Migrolino. Der zweitgünstigste Capuccino im Test (1.62 Franken für 200ml) erhält Note 4,7 und schrammt damit ganz knapp an der Bewertung «gut» vorbei. «Dieser Cappuccino ist sehr cremig, in Geschmack und Aroma ausbalanciert. Aber ihm würde etwas mehr Kaffeepulver gut tun», lautet das Verdikt der Jury.
In Geschmack, Aussehen und Geruch «genügend» sind diese Cappuccini:
Jener von McCafé fällt nicht auf – «trinken und vergessen», meint die Jury dazu: Note 4.
Bei Starbucks ist das Milcharoma zu dominant. Zudem fällt der Schaum zu schnell zusammen, da zu heiss geschäumt. Note: 4,1.
Mit 1.38 Franken für 2 dl kommt der günstigste Cappuccino im Test von der deutschen Kaffee-Kette Tchibo. Im Test überzeugt er mit seinem ausgewogenen Kaffee-Milch-Verhältnis. Die Jury macht aber einen leicht ranzigen Geschmack aus. «Die Maschine sollte öfter geputzt werden», lautet hier der Ratschlag der Jury. Note: 4,2.
Kein einziges Produkt hat die Jury wirklich überzeugt. Dabei wäre es für die Hersteller ein leichtes, ihre Produkte besser zu machen, meint Jury-Mitglied Michael Henauer: «Mit simplen Massnahmen wie etwa den Milchschaum weniger heiss zu dämpfen und mehr Kaffeepulver für die Herstellung des Espressos würden diese Produkte in Aroma und Geruch stark gewinnen.»
Die Fachjury:
Drei ausgewiesene Kaffee-Experten rochen, schmeckten und schauten im Auftrag von «Kassensturz» den Cappuccini unter das Milchhäubchen:
Barbara Held befasst sich beruflich seit 10 Jahren mit Kaffee, ist Jurymitglied an nationalen und internationalen Kaffee-Wettbewerben (mit und ohne Milch) der «Speciality Coffee Association of Europe SCAE». Sie arbeitet als Leiterin Qualitätssicherung bei Blasercafé.
Philippe Henauer ist ausgezeichnet mit dem begehrten Coffee-Diploma – weltweit gibt es nur 45 Kaffee-Experten mit diesem Diplom. Er ist Geschäftsführer von Henauer-Kaffee und ebenfalls SCAE-Jurymitglied.
Shem Leupin hat an der Barista-Schweizermeisterschaft 2013 (SCAE) die Goldmedaille gewonnen. Derzeit ist er bei der Zürcher Rösterei Stoll-Kaffee tätig. (Auszug aus dem Kassensturz-Beitrag vom 26.3.2013. Volltext: www.srf.ch
(gb)
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