Der K-Tipp liess 20 Fertiggerichte aus der Mikrowelle von Experten blind degustieren. Nur gerade acht Produkte erhielten die Note «genügend».
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Kommentar eines Juroren: «Das ist eintöniges Essen ohne Charakter.» Mehrere kritisierten fehlendes Salz. Kein Wunder: Die Hersteller halten Würzung und Salz dezent. Jeder darf abschmecken nach seinem eigenen Gusto, was nicht möglich wäre bei richtig gewürzten Speisen. Und ein hoher Salzgehalt wäre schlecht für die Volksgesundheit, ebenso ein hoher Fettgehalt, was aber niemand kritisierte. Keine Kommentare gab es zum oft geringen Gemüseanteil. Und verallgemeinern darf man das Fazit nicht, denn in diesem Test fehlten Premiumprodukte.
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Doch wie gut munden solche Fertiggerichte? Der K-Tipp lud fünf Experten zum Testessen ein. Sie kosteten in zwei Gängen insgesamt 20 Menüs. Und zwar blind. Es waren fünf Varianten von Gehacktem mit Hörnli, fünf verschiedene Nasi Goreng, je vier Spaghetti Carbonara und Zürcher Geschnetzeltes sowie zwei Riz Casimir. Die Jury beurteilte Geschmack, Geruch und Aussehen der Fertiggerichte. Zudem gab sie Noten für die Bissfestigkeit von Beilagen und Fleisch.
Fazit: Die industriell gefertigten Mahlzeiten überzeugten in keiner Weise. Die Fertiggerichte erreichten bestenfalls die Gesamtnote «genügend». Zwölf Menüs schmeckten gar nicht und waren in den Augen der Jury klar ungenügend. Zudem ist Reis für Fertiggerichte offenbar besser geeignet als Nudeln. Den Reis präparieren einige Hersteller so, dass er auch nach dem Aufwärmen nicht verklumpt. Hingegen bemängelten die Testesser immer wieder die matschige Konsistenz der Nudeln. Bei den Carbonara-Gerichten waren manche Spaghetti unnatürlich weiss und fade im Geschmack.
Nasi Goreng: Von den fünf degustierten Produkten kam das Reis-PouletGemüse-Gericht vom Hauslieferdienst Bofrost am besten an. Es war das einzige tiefgekühlte Menü. Die Jury lobte Form und Farbe von Gemüse und Fleisch sowie den guten Biss, vermisste aber die typische Würze und Sauce.
Wenig Fleisch und Salz
Noch knapp genügend mit Gesamtnote 4 waren die Nasi Goreng von Lidl und Coop. Die Produkte von Aldi und Migros hingegen fielen punkto Geruch durch. Beim Gericht aus der Migros kritisierten mehrere Testesser auch den geringen Fleischanteil und fehlendes Salz.
Apropos Fleisch: Auf vielen Verpackungen fehlt die Herkunftsangabe. Die Schweizer Hersteller müssen sie erst aufführen, wenn der Fleischanteil am Fertigprodukt über 50 Prozent des Gewichts ausmacht. Das ist aber nur selten der Fall. Denn der Grossteil eines Fertigmenüs besteht aus Beilagen und Sauce.
Gehacktes mit Hörnli: Die Jury hatte gar keine Freude an diesem Schweizer Klassiker. Vier von fünf Produkten schnitten ungenügend ab. Einzig Betty Bossi liefert ein etwas besseres Menü – Gesamtnote 4. Besonders schlecht schmeckten der Juy die Produkte von Anna’s Best (Migros) und Chef Select (Lidl). Letzteres fiel durch einen unangenehmen Geruch auf. Dazu notierte Sensoriker Patrick Zbinden: «Undefinierbarer Geschmack.» Auch der geringe Fleischanteil wurde bemängelt. Zudem: In drei von fünf degustierten Migros-Proben bissen die Fachleute auf Knorpelstückchen.
Riz Casimir: In dieser Menükategorie traten die zwei Produkte von Anna’s Best aus der Migros und Betty Bossi von Coop gegeneinander an. Keines schmeckte der Jury. Sie kritisierte eine dominierende Süsse und fehlendes Curry. Experte Bernhard Wyss: «Die Produkte schmecken wie Fruchtsalat.» Beim «Casimir» von Betty Bossi hiess es, der Geruch sei besonders schwach und der Fleischanteil gering. Ein Experte fand in der Sauce nur drei Stückchen Poulet.
Verkochte Teigwaren
Zürcher Geschnetzeltes: Das Traditionsgericht ist als Fertigprodukt wohl schwierig herzustellen. Nur das Kalbsgeschnetzelte von Betty Bossi war knapp genügend. Die anderen Menüs erhielten Gesamtnoten von 2,9 bis 3,8. Die Konsistenz der Saucen heimste kein Lob ein: Aufgrund des vielen Bindemittels erinnerten sie an Pudding. Ansonsten störten sich die Testesser an verkochten Nudeln, geschiedenen Saucen, fehlenden Pilzstücken, zähem Fleisch und penetrantem Weissweingeschmack.
Anna Schlatter vom Hiltl-Kochstudio findet, dass Geschmacksverstärker bei Zürcher Geschnetzeltem deutlich stärker wahrnehmbar waren als bei Nasi Goreng oder Hörnli mit Gehacktem. Der Geschmack der Gerichte sei «eine Katastrophe».
Spaghetti Carbonara: Die vier degustierten Produkte schmeckten den Fachleuten tendenziell besser als das Zürcher Geschnetzelte. Vermisst wurde bei allen vier Menüs das Ei in der Sauce. Sie schmeckten denn auch eher wie Rahm- statt Carbonarasaucen.
Die Spaghetti Carbonara Chef Select von Lidl und M-Classic aus der Migros waren noch genügend.
Dem Migros-Produkt ist ein Säckchen mit Reibkäse beigelegt. Die Experten gaben jeweils die ganze Portion in die Carbonara und stellten fest, dass sich dadurch der fehlende Salzgehalt zumindest teilweise kompensieren lässt. Gastro-Berater Kurt Schempp störte bei allen getesteten Carbonara die immer ähnliche pampige Konsistenz der Pasta.
Die Reaktionen der Läden: Aldi weist darauf hin, dass Degustationen immer subjektiv seien. Die internen Degustationen hätten zu besseren Resultaten geführt. Bei Denner kann man nicht verstehen, weshalb das Zürcher Geschnetzelte den Experten nicht schmeckte. Bei internen Degustationen habe das Produkt im Vergleich stets gut abgeschnitten. Der Lieferant der Migros reagiert auf die gefundenen Bindegewebestückchen im Gehackten mit Hörnli: «Das angelieferte Fleisch durchläuft ab jetzt eine zusätzliche Kontrollinstanz.» Zudem werde die Qualitätsabteilung den Herstellungsprozess für das Menü in den nächsten Wochen vermehrt kontrollieren.
Wärmen in der Pfanne
Bereitet man ein Fertiggericht in der Pfanne zu, lässt sich in der Regel etwas mehr Geschmack herausholen. Die deutsche Stiftung Warentest prüfte letztes Jahr 24 Fertigmenüs und stellte fest, dass die Pfanne oft bessere Ergebnisse hervorbringt als die Mikrowelle. Besonders bei Fleischgerichten könne sich der Einsatz einer Pfanne lohnen. Denn durch das Braten entstehen Röstaromen. Zusätzlich kann man den Geschmack durch Gewürze und die Beigabe von Öl oder Butter dem eigenen Gusto anpassen.
(Volltext: K-Tipp 16/2013 vom 2. Oktober 2013, www.ktipp.ch)
(gb)
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