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2.9.2014
| Druckansicht | KURZNEWS 2. September 2014
fair-fish kritisiert Bauern, die Fischzuchten betreiben /
Wissenschaftskommission fordert strengere Deklaration auf Importfleisch /
Coop verlegt Chocolats Halba nach Pratteln in einen Neubau
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fair-fish kritisiert Bauern, die Fischzuchten betreiben
Bauern wird ein neuer Nebenerwerb versprochen: sie sollen nebenher Fische züchten. In Deutschland zum Beispiel karrt die Aquakulturindus-trie kleine Kreislaufanlagen-Module samt jungen Welsen und Mastfutter auf die Höfe. In der Schweiz sind soeben ein paar Entlebucher Schweine-züchter nebenbei in die Mast von Zandern eingestiegen. Doch Zander würden lieber anders aufwachsen, sagt der Verein fair-fish.
Bauern sind in manchen Dingen ausgebildet, unter anderem in der Haltung und Mast von Landtieren. Füt die Haltung von Wassertieren wurden sie im Lauf ihrer Ausbildung nie geschult. Der in der Schweiz obligatorische Kurs für Fischhalter ist zumindest bis jetzt eher eine Schnellbleiche zwecks Bewilligung. Wer Tieren gerecht werden will, muss wissen, was ihrer Art eigen ist. Was wissen Bauern von den natürlichen Bedürfnissen einer bestimmten Fischart? Gar nichts – wie sollten sie auch: Sogar professionelle Fischzüchter wissen das eigentlich nicht. Denn die hierfür zuständige Wissenschaft, die Ethologie (Verhaltensbiolo-gie) hat über Fische bis heute wenig geforscht.
Die Fischzucht-Industrie wächst seit Jahrzehnten um bis zu neun Prozent jähr-lich. Doch noch immer fehlen Studien über das Verhalten von Fischen, vor allem in deren natürlichem Lebensraum. Solche Studien vermisst man sogar bei sehr häufig gezüchteten Arten wie zum Beispiel den Tilapien. Wie kann ein Züchter wissen, ob es seinen Fischen gut geht, solange nicht bekannt ist, was diese Fische bräuchten, damit sie ihrer Art und ihren Bedürnfisse gemäss leben können?
Die Bewilligung von Fischzuchten in der Schweiz gleicht der Fahrt auf der Autobahn mit verbundenen Augen. Das zuständige Bundesamt kümmert sich seit jeher kaum um die Fische. Selbst nach dem Skandal um die rechtswidrige Schlachtung in der Wels-Fabrik «Melander» im Jahr 2009 fühlte sich das Bundesamt nicht bemüssigt, endlich in Sachen Fischwohl tätig zu werden. Die Beamten argumentierten damals gegenüber fair-fish, sie hätten schon alle Hände voll zu tun mit beissenden Hunden und dem Auslauf von Rindvieh. In Köpfen gezählt sind Fische aber das häufigste in der Schweiz gehaltene Tier!
Die seit 2008 geltende Tierschutzverordnung nennt für die Zucht und die Haltung von Fischen nur ein paar magere und large Vorschriften. Einzig für Forellen- und Karpfenartige enthält die Verordnung halbwegs genauere Bestimmungen. Für alle andern Arten, die in der Schweiz heute oder demnächst gezüchtet werden, gibt es keine besonderen Vorschriften – auch nicht für Zander. Die einzelnen Fischarten sind in ihrer Biologie, in ihrem Verhalten und in ihren Bedürfnissen sehr verschieden. Was für eine Forelle passen mag, muss dem Zander überhaupt nicht frommen.
Auf welcher Grundlage die Entlebucher Schweinezüchter und die zuständigen Vollzugsbehörden eine tierschutzkonforme Zucht von Zandern bewerkstelligen wollen, bleibt vollkommen schleierhaft. Der Raubfisch Zander lebt vorzugsweise in der Tiefe von ruhigen oder langsam fliessenden Gewässern. In den untiefen Rundstrombecken bei Entlebucher Bauern müssen die Zander im Schwarm auf engem Raum leben, sind einer stetigen Strömung ausgesetzt und dadurch immer in Bewegung. Ob die Fische das wollen? Das müsste erst erforscht werden. Und erst aufgrund solcher Forschung dürften Anlagen für die Fischzucht überhaupt bewilligt werden.
Um herauszufinden, welche Haltung einer Fischart gerecht wird, recherchiert der Verein fair-fish international nach verstreuten ethologischen Erkenntnisses über Fische und fasst sie in einer OpenAccess-Datenbank zusammen. Auf dieser wis-senschaftliche Basis entwickelt fair-fish konkrete Empfehlungen, wie Züchter das Wohl der Fische verbessern können – und macht deutlich, wo weitere Forschung nötig ist. Gleichzeitig bereitet der Verein fair-fish Schweiz eine Kampagne für Tierschutz in Fischzuchten vor und ist bereit, zusammen mit Fischzüchtern Richtlinien für art-gerechte Fischhaltung zu entwickeln.
www.fair-fish.ch (Text: Heinzpeter Studer 31.8.2014)
Wissenschaftskommission fordert strengere Deklaration auf Importfleisch
29.08.2014 - (lid) – Die Wissenschaftskommission des Nationalrates (WBK-N) fordert, dass importiertes Fleisch, das nicht den Schweizer Tierschutzstandards entspricht, auf der Etikette deklariert werden muss. Der Bundesrat lehnt dies ab.
Mit 17 zu 6 Stimmen bei zwei Enthaltungen stimmte die WBK-N der Initiative von Pierre Rusconi (SVP/TI) zu, wie die Nachrichtenagentur SDA schreibt. Sie verlangt, dass alle importierten Fleischprodukte für den menschlichen Konsum mit der Aufschrift "aus Haltungsform, Jagd oder Schlachtung, die nicht Schweizer Recht entsprechen" gekennzeichnet werden muss. Dies würde auch für den Offenverkauf oder Speisekarten gelten.
Stimmt die Schwesterkommission im Ständerat dieser Forderung zu, kann die Nationalratskommission einen Gesetzesentwurf ausarbeiten, der dann dem Parlament vorgelegt wird.
Der Bundesrat lehnt die geforderte Deklarationspflicht ab, da sie unverhältnismässig sei und nicht mit dem WTO-TBT-Abkommen und den EU-Agrarabkommen vereinbar sei. Ausserdem brächte eine solche Beschriftung einen exzessiven administrativen Zeitaufwand mit sich und verunsichere die Konsumenten.
Zurzeit ist auch eine Volksinitiative der Grünen "für nachhaltig produzierte Lebensmittel" hängig, die für importierte Nahrungsmittel Schweizer Standards verlangt.
SALS sieht Gefahr durch Freihandel zwischen der EU und den USA
29.08.2014 - (lid) – Die Schweizerische Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor (SALS) erachtet die Folgen eines allfälligen Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA für die Schweizer Agrarbranche als potenziell gefährlich.
Im Auftrag der SALS wurde in einer Diplomarbeit der Hochschule für Wirtschaft in Olten das TTIP-Abkommen EU-USA analysiert, wie die SALS mitteilt. Die Folgen und Nebeneffekte des Abkommens seien potenziell gefährlich. Der Agrar- und Lebensmittelsektor in den USA zeichne sich durch sehr industrielle Produktion aus und es würden Methoden verwendet, die in der Schweiz verboten seien.
Gemäss SALS würde das Abkommen diese Lebensmittel näher an die Schweizer Grenze rücken und allenfalls einen stärkeren Preisdruck verursachen. Die Organisation fordert deshalb, dass im Rahmen allfälliger Verhandlungen der Schweiz mit den USA über einen Freihandel oder zur Assoziierung an das TTIP-Abkommen EU-USA der Schweizer Agrar- und Lebensmittelsektor von den Verhandlungen ausgeschlossen wird.
Coop verlegt Chocolats Halba nach Pratteln in einen Neubau
Coop bereitet ihre Produktionsbetriebe Chocolats Halba und Sunray (Nahrungsmittelherstellung)
sowie ihrer Weinabfüllerei Cave optimal für die Zukunft vor. Die Produktion
der Chocolats Halba wird nach Pratteln (BL) verlegt, die Standorte in Wallisellen und
Hinwil werden zirka Ende 2016 geschlossen. In Pratteln wird per 2016 auf 80'000 m² ein
neuer Produktions- und Logistikstandort entstehen.
Mit diesem Schritt wird die 2010
eingeschlagene Logistik- und Bäckereistrategie 2015+ der Coop-Gruppe fortgeführt und
ein weiteres klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Schweiz abgegeben. Die drei
Produktionsbetriebe unter einem Dach mit der Logistik schaffen nicht nur Synergien
sondern auch weitere CO2-Einsparungen.
Coop setzt auch in Zukunft auf Schweizer Qualitätsprodukte und damit auf den
Produktionsstandort Schweiz. Damit die Schokoladenproduktion Chocolats Halba, die Coop
Weinabfüllerei Cave und die Rohwarenbeschaffung sowie Nahrungsmittelherstellung Sunray für
künftige Herausforderungen optimal gerüstet sind, wird eine zukunftsorientierte
Standortkonzentration vorgenommen. Coop hat von den Schweizer Rheinsalinen in Pratteln rund 80'000 m² Bauland im Baurecht
erworben. Auf dem Areal Salina Raurica werden die drei Produktionsbetriebe und die Logistik
unter einem Dach zusammengeführt.
Coop tätigt Investitionen in der Höhe von 290 Millionen Franken. Am Standort Pratteln wird seit
über 100 Jahren für Coop produziert und Logistik betrieben. Sunray und Cave sowie die
heutigen Logistikstandorte in Pratteln zügeln per 2016 innerhalb der Gemeinde an den neuen
Standort. Bis Ende 2016 wird der Betrieb der Chocolats Halba in Wallisellen und Hinwil aufrecht
erhalten und dann nach Pratteln verlagert.
Durch Synergien zwischen den Produktionsbetrieben Chocolats Halba, Rohwarenbeschaffung
Sunray und Weinabfüllerei Cave wird eine Grundlage für Wachstumspotenziale geschaffen.
Synergien ergeben sich u.a. in den Baukosten, im Betrieb und in der Logistik.
Mit der geplanten Standortkonzentration werden jährlich wiederkehrend rund 11 Millionen
Franken eingespart. Das Projekt ist eine konsequente Weiterführung der Logistik- und
Bäckereistrategie 2015+ der Coop-Gruppe, die im Oktober 2010 kommuniziert wurde.
Nebst der Nutzung von Synergien und Kostenoptimierung wird der neue Standort Pratteln auch
einen massgebenden Beitrag zur Erreichung der Coop-Vision «CO2-neutral bis 2023» leisten.
So werden durch den optimalen Bahnzugang des geplanten Produktionsstandorts weiter
Warentransporte auf die Schiene verlegt.
Coop informiert ihre Mitarbeitenden und die Öffentlichkeit bewusst proaktiv und lange Zeit im
Voraus. Mitarbeitende, die an einem der beiden Standorte arbeiten, die 2016 geschlossen
werden, erhalten ein Jahr vor der Stilllegung ein neues Stellangebot innerhalb der Coop-Gruppe.
Mit jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter werden bereits zwei Jahre vor der Schliessung
persönliche Gespräche geführt.
Die Chocolats Halba stellt Schokoladespezialitäten her, ist führend im Bereich nachhaltige
Kakaobeschaffung und auch im Export sehr erfolgreich. Die heute bereits in Pratteln stationierte
Sunray beschafft und verarbeitet für Coop u.a. Rohwaren wie Nüsse, Trockenfrüchte, Gewürze,
Backzutaten sowie Zucker. Die Cave in Pratteln ist mit einer jährlichen Abfüllmenge von 42
Millionen Flaschen die grösste Weinabfüllerei der Schweiz. (Coop 25.8.2014)
PRESSESCHAU
Die Schweiz an das geplante EU-USA-Abkommen TTIP
In Bundesbern schaut man mit
Sorge in Richtung Brüssel. Wirtschaftsminister Johann SchneiderAmmann muss tatenlos zusehen,
wie die beiden wichtigsten Handelspartner dabei sind, die grösste
Freihandelszone der Welt zu
schaffen. Und er muss froh sein,
wenn ihn die Verhandlungspartner
überhaupt über den Stand der Gespräche unterrichten.
Für die Schweizer Wirtschaft steht
viel auf dem Spiel. Kommt ein Abkommen zustande, könnten die
Unternehmen plötzlich im Abseits
stehen, weil sich EU und USA gegenseitig günstigere Rahmenbedingungen einräumen. «Es besteht die
Gefahr, dass Schweizer Firmen gegenüber EU-Firmen benachteiligt
werden», sagt Didier Chambovey,
der Delegierte des Bundesrats für
Handelsverträge. Je nach Verhandlungsergebnis droht gar die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus der
Schweiz in die EU.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat die Folgen des
Abkommens auf die Schweiz abklären lassen. Eine Studie kommt
zum Schluss, dass die Einbussen für
die Schweizer Wirtschaft bis 0,5
Prozent des BIP-Niveaus betragen
könnten, wenn es nicht gelingt,
selber ein Freihandelsabkommen
mit den USA abzuschliessen.
Von der neuen Freihandelszone
in erster Linie betroffen wäre der
Warenverkehr in die USA. Da
kein Freihandelsabkommen besteht, würden Schweizer Firmen
gegenüber den EU-Konkurrenten
benachteiligt, da Letztere zollfrei
in die USA exportieren können.
«Das Nachsehen hätten vor allem
KMU ohne Niederlassungen im
EU-Raum», sagt Rudolf Minsch,
Chefökonom von Economiesuisse.
Grössere Firmen würden fortan
wohl von Deutschland und Frankreich aus liefern.
Entscheidend ist die Ausgestaltung
der sogenannten Ursprungsregeln. Sie bieten Gewähr, dass nur
Waren zollfrei eingeführt werden
können, die auf einer Wertschöpfung beruhen, die mehrheitlich
innerhalb der EU oder der USA
stattfindet. Für Schweizer Zulieferer könnte dies bedeuten, dass
sie nicht mehr von EU-Anbietern
berücksichtigt werden, weil diese
sonst nicht von den Zollvorteilen
profitieren. Auch wenn die Industriezölle für die Einfuhr in die
USA mit rund 4 Prozent tief sind,
könnten EU-Zulieferer damit einen entscheidenden Konkurrenzvorteil erhalten.
Falls im Abkommen die gegenseitige Anerkennung von Standards
und Normen verankert wird, geht
davon wohl das grösste Diskri-
minierungspotenzial für Schweizer Firmen aus. «In diesem Fall
besteht das Risiko, dass die USA
und die EU nicht alle Vorteile einer gegenseitigen Anerkennung
an Drittländer weitergeben», sagt
Chambovey.
Bereits heute haben Schweizer
Anbieter etwa beim Export von
Bioprodukten in die USA kürzere Spiesse. Seit 1. Juni 2012 anerkennen die USA und die EU
gegenseitig ihre Biozertifikate.
EU-Produzenten dürfen deshalb
nach EU-Biovorschriften für den
EU- und den US-Markt produzieren. Schweizer Anbieter dagegen
können nach Schweizer Vorschriften hergestellte Bioprodukte nicht
in den USA vermarkten. Dies, weil
die USA die Standards für Anbau,
Verarbeitung und Etikettierung
von Schweizer Bioprodukten nicht
anerkennt. Derzeit verhandelt die
Schweiz mit den USA über eine
entsprechende Äquivalenzvereinbarung.
Beim Bund geht man davon aus,
dass die EU und die USA sich bis
spätestens Ende 2015 auf ein Abkommen einigen. Danach dürfte
es Drittstaaten wie der Schweiz
freistehen, sich an die neue Fre
handelszone anzudocken – und
die dortigen Regeln gleichsam im
Copy-Paste-Verfahren zu übernehmen. Darauf zumindest lassen
allgemein gehaltene Aussagen vom
amerikanischen Handelsbeauftragten Mike Froman schliessen.
Die Schweizer Wirtschaft würde
eine solche Offerte ohne zu zögern annehmen.
«Ein Anschluss an
die Freihandelszone würde unsere
Probleme auf einen Schlag lösen»,
sagt Economiesuisse-Mann Minsch.
Die Schweiz könnte sogar vom gestärkten Europa profitieren.
Das Eintrittsticket für die Freihandelszone wird allerdings nicht
umsonst zu haben sein. «Ein Andocken der Schweiz an TTIP
würde voraussichtlich eine weit-
gehende Liberalisierung der Landwirtschaftspolitik erfordern», sagt
Chambovey.
Damit könnte sich die Schweiz in
ein paar Jahren am gleichen Punkt
wiederfinden, an dem sie sich
schon vor acht Jahren befand. Damals scheiterten die Freihandelsgespräche mit den USA am Wderstand der Agrarlobby, die keine
Öffnung des Agrarsektors zuliess.
Auch heute wäre der Widerstand
der Bauern vorprogrammiert. Der
Bauernverband spricht sich allerdings nicht kategorisch gegen den
Freihandel aus. Er fordert aber,
dass für die Landwirtschaft sensible Produkte nicht angetastet werden. «Das Abkommen mit China
hat gezeigt, dass es möglich ist, die
Anliegen der Landwirtschaft zu
berücksichtigen», sagt Beat Röösli,
Leiter Internationales beim Bauernverband.
Die Bereitschaft in der EU und den
USA, sich auf solche Spezialwünsche der Schweiz einzulassen, dürfte sich indessen in Grenzen halten.
(Handelszeitung, 17.7.2014)
(gb)
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