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18.6.2015
| Druckansicht | KURZNEWS 18. Juni 2015
Fleisch-Fachverband interveniert gegen Weideschlachtung /
Ständerat: Lebensmittel sollen bei Cassis-de-Dijon bleiben /
Wurstkälber-Projekt reaktivieren
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Fleisch-Fachverband interveniert gegen Weideschlachtung
18.06.2015 – (lid) – Der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) stellt sich gegen die Schlachtung auf der Weide und hat bei der Zürcher Kantonstierärztin einen Widerruf der Bewilligung verlangt. Der SFF habe bei der Zürcher Kantonstierärztin interveniert und gestützt auf eine lange Liste von Argumenten einen Widerruf der probeweise erteilten Bewilligung zur Weideschlachtung verlangt, schreibt der Branchen- und Berufsverband in seiner Zeitung "Fleisch und Feinkost".
Der Verband stellt sich auf den Standpunkt, dass die Hygiene auf der Weide und beim anschliessenden Transport nicht in gleichem Masse wie im Schlachthof sichergestellt werden könne. Ebenfalls kritisiert wird unter anderem, dass der Landwirt von der Betäubung mittels Kugelschuss bis zur Entblutung des Rinds 90 Sekunden Zeit eingeräumt bekommen hat, während beim Bolzenschuss im Schlachthof nur 60 Sekunden erlaubt sind.
Micarna fördert Schweizer Alplamm
Die Haltung von Lämmern auf der Alp trägt dazu bei, die sensible
alpine Vegetation zu pflegen und fragile Strukturen im Berggebiet zu
erhalten. Dank einer Kooperation zwischen der Migros, der
Micarna-Gruppe, der IP-Suisse und dem Schweizerischen
Schafzuchtverband wird diese besonders nachhaltige Produktionsart
gefördert.
Schon seit Jahrhunderten werden die höher gelegene Gebiete in der
Schweiz für die Landwirtschaft genutzt. Produkte von diesen
natürlichen Weideflächen sind gerade im Flachland, wo die
Landwirtschaft oft sehr intensiv betrieben wird, geschätzt.
Entsprechend hat die Nachfrage nach verantwortungsvoll hergestellten,
geschmackvollen und natürlichen Produkten aus dem Berggebiet in den
letzten Jahren zugenommen.
Eine Kooperation, welche die Migros, die Micarna-Gruppe, die
IP-Suisse und der Schweizer Schafzuchtverband eingegangen sind,
fördert die Sömmerung von Schweizer Lämmern. "Von dieser Kooperation
profitieren alle. Die Schafzüchter, weil sie in der Micarna einen
verlässlichen Abnehmer haben. Die Migros-Kunden, weil sie ein
natürliches und geschmacklich herausragendes Produkt bekommen. Und
die Alpwirtschaft, weil sie ökonomisch und ökologisch unterstützt
wird", sagt Andreas Stalder, Präsident der IP-Suisse. Alplamm gibt es ab zweiter Hälfte August für einigen Wochen in ausgewählten Filialen der Migros zu kaufen.
(MGB 18.6.2015)
Ständerat: Lebensmittel sollen bei Cassis-de-Dijon bleiben
17.06.2015 – (lid) – Der Ständerat ist nicht auf die parlamentarische Initiative von Nationalrat und Bauernverbands-Direktor Jacques Bourgeois eingetreten, die Lebensmittel vom Cassis-de-Dijon-Prinzip ausnehmen wollte. Der Nationalrat hatte dem Anliegen noch zugestimmt.
Der Entscheid im Ständerat fiel mit 28 zu 16 Stimmen bei einer Enthaltung. Der Ständerat will somit die Lebensmittel nach wie vor im Cassis-de-Dijon-Prinzip erfassen. Der Nationalrat hatte der Initiative Anfang Mai deutlich zugestimmt, während der Bundesrat sich dagegen ausgesprochen hatte.
Die parlamentarische Initiative geht nun zurück in den Nationalrat.
IP-Suisse-Mastkälber sind gesucht
17.06.2015 – (lid) – Seit Anfang 2015 müssen alle IP-Suisse-Mastkälber nach den RAUS-Anforderungen (Regelmässiger Auslauf ins Freie) gehalten werden. Einige Kälbermäster stellten daraufhin die Label-Produktion ein, während die Nachfrage gleichzeitig dank neuen Abnehmern gestiegen ist.
Diese Konstellation führe dazu, dass Labelkälber IP-Suisse sehr gesucht seien, heisst es in einer Medienmitteilung.
Um die Bedingungen zu erfüllen, muss ein Betrieb die RAUS-Vorgaben einhalten, Mitglied bei IP-Suisse sein, im Punktesystem Biodiversität mindestens 17 Punkte erreichen und den Kälbern 1'000 Liter Kuhmilch vertränken. Damit kann ein Mehrerlös von bis zu 1,50 Franken pro Kilo Schlachtgewicht erreicht werden, wie IP-Suisse schreibt.
Weil seit Anfang Jahr die Labelkälber sehr gesucht sind, werden von den Hauptabnehmern auch deutlich höherere Basispreise ausbezahlt.
Die Nachfrage werde auch weiterhin gross sein, weshalb Betriebe, die einsteigen wollen, herzlich willkommen seien, heisst es in der Medienmitteilung weiter.
Edelbrand-Prämierung mit Rekordbeteiligung
17.06.2015 – (lid) – An der nationalen Edelbrandprämierung „DistiSuisse“ wurden 477 Obstbrände von 92 Brennern bewertet – ein Rekord.
Letzte Woche hat eine Jury unter Leitung der Forschungsanstalt Agroscope 477 Proben von 92 verschiedenen Brennern degustiert und bewertet hinsichtlich Aussehen, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck. Alle Destillate bekommen eine Benotung mit einer Beschreibung.
Die Qualität und die Bandbreite der Schweizer Destillate seien sehr gut, und man müsse sich vor der Konkurrenz aus dem Ausland nicht verstecken, heisst es in einer Mitteilung.
Die Resultate bleiben bis zur Bekanntgabe am 17. September 2015 unter Verschluss. Die Prämierungsfeier im Kursaal in Bern findet mit Persönlichkeiten aus der Welt der Spirituosen, Vertretern von Verbänden, Politikern, Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf und Brennern statt.
KOMMENTAR
Mutiges Veto des Ständerats bei Cassis-de-Dijon
Von «Handel Schweiz»: Dank der Ablehnung des Ständerates, Lebensmittel zukünftig vom Cassis-de-Dijon Prinzip auszunehmen, dürfen Lebensmittel die in der EU nach EU Standards produziert wurden, weiterhin in der Schweiz verkauft werden. Im Gegensatz zum Nationalrat ist er auf eine Gesetzesänderung nicht eingetreten und stellt sich der Bauernlobby entgegen.
Handel Schweiz begrüsst diese deutliche Signal für Wettbewerb. Der Ständerat hat sich damit gegen eine Zementierung der Hochpreisinsel Schweiz ausgesprochen, denn Lebensmittelpreise sind hier heute der zentrale Treiber. Eine weitere Abschottung in diesem Sektor hätte der Konsument nicht goutiert. Das Ausmass des Einkaufstourismus zeigt deutlich, dass der Schweizer Konsument europäischen Standards vertraut.
Jetzt ist es an der Zeit auch darüber nachzudenken, die schädlichen Ausnahmelisten von Cassis-de-Dijon zu kippen. Hier braucht es weitere mutige Entscheidungen. Sämtliche Produkte, die nach EU-Standards produziert werden, sollten automatisch und ohne Antrag zugelassen und erst auf Antrag überprüft werden. Heute ist das Verfahren genau umgekehrt. Die administrativen Kosten sind enorm. Zum Schluss zahlt dies der Konsument. Positiver Nebeneffekt: So würden die Weichen für eine zukunftsfähige, innovative und produktive Schweizer Landwirtschaft gestellt.
Der Handel ist mit 680'000 Mitarbeitenden der wichtigste private Arbeitgeber der Schweiz. Handel Schweiz ist der Dachverband des Handels, dem 33 Branchenverbände mit insgesamt 3’700 Unternehmen angehören. Handel Schweiz vertritt eine liberale Politik und setzt sich für eine starke Schweiz ein. Die KV-Branche Handel bildet 1‘400 Lehrlinge aus und ist damit eine der grössten und beliebtesten Ausbildungsbranchen.
(www.handel-schweiz.com 18. Juni 2015)
PRESSESCHAU
Wurstkälber-Projekt reaktivieren
Für Sie gelesen im Tagesanzeiger: Mit Milch lässt sich immer weniger Geld verdienen. Die Aufhebung der Milchkontingentierung in der Schweiz vor sechs Jahren halbierte die Weltmarktpreise und der Einkaufstourismus setzte den Schweizer Milchbauern zu. Mit Folgen. Ein Verdrängungskampf hat eingesetzt. Um überleben zu können, müssen die Milchbetriebe wachsen und spezialisieren sich immer stärker auf die Produktion des weissen Getränks. In der Schweiz leben 600000 Milchkühe. Pro Jahr kommen Kälber in der gleichen Grössenordnung zur Welt. Der Konsum von Kalbfleisch hingegen ist hierzulande rückläufig.
Das hat Folgen: Die Aufzucht männlicher Kälber von Milchkühen rentiert kaum mehr. Die Tiere werden zunehmend zum Abfallprodukt und kurz nach der Geburt getötet, in manchen Fällen sogar vor der gesetzlich erlaubten Frist von sieben Lebenstagen. Diesen Verdacht hegt der Schweizer Tierschutz (STS). Die Organisation der Schweizer Milchproduzenten zweifelt an der Darstellung der Tierschützer. Bei den Frühtötungen handle es sich höchstens um Einzelfälle. Die Tierschützer fordern, dass Kälber künftig frühestens nach 60 bis 90 Tagen geschlachtet werden dürfen. Der Bundesrat sieht hingegen keinen Handlungsbedarf.
Männliche Jungtiere von Hochleistungs-Milchrassen wie Holstein und Red Holstein setzen zu wenig schnell und zu wenig Fleisch an. Wirtschaftlich betrachtet, gelten sie daher mehr denn je als unrentabel. In der Regel nach 40 bis 50 Tagen sind sie bis jetzt geschlachtet und zu Wurstfleisch verarbeitet worden.
Unter dem wachsenden wirtschaftlichen Druck erfolgen diese Tötungen nun aber zunehmend häufiger vor Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 7 Tagen nach der Geburt; dieses Fazit zieht zumindest der Schweizer Tierschutz (STS). Er beruft sich auf Insiderinformationen aus Milchviehbetrieben im Kanton Waadt. Demnach töten Bauern Kälber kurz nach der Geburt oder behandeln erkrankte Tiere nicht mehr. Lieber lassen sie die Jungen sterben, um sich ihrer so auf einfache Art zu entledigen.
STS-Geschäftsführer Hansuli Huber warnt: «Der Sündenfall bei den Hühnern darf sich nicht noch einmal wiederholen.» Seit 50 Jahren würden männliche Küken geschreddert oder vergast, weil die Zucht derart intensiv und einseitig sei. Das «Eintagskälbchen», so Huber, dürfe auf keinen Fall zur akzeptierten Begleiterscheinung der modernen Milchproduktion werden. «Das wäre unethisch.» Man werfe neugeborenes Leben fort, die Kuh baue das Neugeborene im Prinzip nutzlos auf, verbrauche dafür erhebliche Ressourcen. «So etwas kann sich nur eine Wohlstandsgesellschaft leisten, die den Bezug zur Natur und zum Denken in Kreisläufen verloren hat.»
Der Schweizer Tierschutz fordert nun, dass Kälber künftig frühestens nach 60 bis 90 Tagen geschlachtet werden dürfen. Zur Forderung der Tierschützer will sich aus der Branche noch niemand äussern. Proviande, die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, anerkennt jedoch das «ethische Problem», das die Tierschützer thematisieren, wie Peter Schneider sagt, Leiter Geschäftsbereich Klassifizierung und Märkte. «Jedes Tier, das auf die Welt kommt, soll eine sinnvolle Verwendung finden.»
Eine Arbeitsgruppe soll eine Branchenlösung erarbeiten. Alle Kälber sollen künftig vor dem Verkauf «eine möglichst optimale Haltedauer auf dem Geburtsbetrieb verbringen», so Schneider. Ziel sei es unter anderem, die Gesundheit junger Kälber zu optimieren, um dadurch den Einsatz von Medikamenten zu reduzieren. Präziser wird er nicht. Ein nächstes Treffen ist für Ende Juli geplant.
Das Problem entschärfen könnte laut Nüesch Spermasexing eine Methode, mit der sich das Geschlecht der Kälber beeinflussen lässt. Auch soll das Projekt «Wurstkälber» wiederbelebt werden. Lanciert hatte es 2011 der Bauernverband. Die Milchproduzenten sollten die nicht zur Weiterzucht bestimmten Kälber selber mästen und sie nach sieben Wochen als «Wurstkälber» schlachten lassen.
Doch das Projekt ist nie richtig in Schwung gekommen. Viele Milchviehbetriebe scheuten den Aufwand zur Mast der eigenen Tiere. Zudem waren die Preise für Wurstkälber schlecht. Damit das Projekt jetzt reüssiert, so stellt Nüesch klar, «braucht es den Willen und die Bereitschaft zur Unterstützung der gesamten Branche». Die Zeit drängt. Ab Oktober werfen die Kühe ihre Kälber. «Bis dann», sagt Schneider von Proviande, «muss die Branche eine Lösung finden.»
Volltext: www.tagesanzeiger.ch 17.6.2015)
(gb)
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