Der Ernährungszustand von 40 bis 75% der Patienten wird im Spital schlechter. Richtige Ernährung würde die Therapie- und Liegekosten durchschnittlich um einen Drittel senken.
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Spitäler sparen häufig an der Ernährungstherapie. Bei 39 Prozent der normalgewichtigen, 69 Prozent der übergewichtigen und 75 Prozent der schon vor Klinikeinweisung mangelernährten Patienten verschlechtere sich der Ernährungszustand während des Spitalaufenthaltes, berichtete Dr. Ulrich Kampa, Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus D-Hattingen, kürzlich an einer Tagung am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen.
Neben der Behandlung der akuten Krankheit sähen viele Kliniken die Ernährung als "Hotelleistung" an, formulierte Kampa das Problem. Dabei wird in der Regel übersehen, dass eine individuell angepasste Ernährung die Zahl der Komplikationen und damit die Krankenhaustage nach Operationen ganz erheblich vermindern kann.
Die Intensivtherapie eines solchen Patienten kostet heute mehr als 23 000 Euro. Dem gegenüber stehen 50 Euro pro Tag für eine enterale Ernährung mit Hilfe von Sonden bei Menschen, die nicht normal essen können.
Insgesamt übersteht der Körper operative Eingriffe besser, wenn er möglichst wenig Stress durch das vorherige Fasten erlitten hat und wenn der Darm nach der OP möglichst bald wieder aktiv arbeitet. Durften Patienten noch vor wenigen Jahren vor Operationen nichts essen und erhielten danach wichtige Nährstoffe über die Blutgefässe, so bevorzugen Mediziner heute die so genannte "Fast track surgery".
Dänische Ärzte entlassen etwa Patienten, denen der halbe Dickdarm entfernt wurde, nach zwei Tagen mit normaler Vollkost. Dabei sinken die Komplikationen von 20 auf 8 Prozent, die Liegezeiten von 11 auf 5 Tage. Das gesamte Einsparpotenzial durch geeignete Ernährungstherapie an Kliniken beträgt laut Kampa 34 Prozent.
Und Dr. Arno Dormann, Chefarzt am Krankenhaus Holweide Köln, kritisierte vor allem die Ignoranz der Ärzte: Es halte sich der hartnäckige Glaube, die Unterernährung sei Folge der Erkrankung und bessere sich von selbst, wenn man diese therapiere. Richtiger sei es, die Unterernährung als eigenen Risikofaktor neben der Krankheit zu betrachten. Dormann forderte für alle Kliniken interdisziplinäre Ernährungsteams mit festgelegten Verantwortlichkeiten.
Sigrid Kalde berichtete von der erfolgreichen Einrichtung eines solchen Teams am Klinikum Krefeld. Dort besteht das Ernährungsteam aus den behandelnden Ärzten, dem Pflegepersonal, einer Diätassistentin oder Ökotrophologin sowie dem Klinikapotheker. Das Team erfasst den Ernährungszustand, berät den Patienten, überwacht die Ernährungstherapie und gibt wichtige Informationen an den Hausarzt weiter.
Je nach Krankheitsbild kann eine Zusammenarbeit mit Krankengymnasten, Logopäden oder Psychologen vorteilhaft sein. Die Genesung von Leib und Seele geschieht so nicht nur kostengünstiger und schneller, sondern auch effektiver.
Text: aid, Monika Heinis
Bild: Rieber (Thermolines)
(gb)
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