Das «Tropenhaus Frutigen» erhält den Nachhaltigkeitspreis Prix Evenir 2007. Es züchtet Störe, Egli und tropische Früchte mit Warmwasser vom Lötschbergbasistunnel.
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Die Erdöl-Vereinigung, der Branchenverband der
Schweizer Erdölwirtschaft, hat heute in Frutigen zum fünften Mal den Prix
Evenir verliehen. Der mit 50'000 Schweizer Franken dotierte Preis ging an
das Projekt «Tropenhaus Frutigen». Stellvertretend für das Projektteam hat
Dr. Peter Hufschmied (Bild), Initiator und Projektverantwortlicher, die
Auszeichnung entgegengenommen.
Die Tropenhaus Frutigen AG nutzt das warme Drainagewasser aus dem
Lötschberg-Basis-tunnel zur nachhaltigen Zucht von wärmeliebenden Fischen -
Sibirischer Stör und Egli - sowie zur Kultivierung von tropischen Pflanzen.
Durch diese Nutzung wird das Wasser langsam abgekühlt. Eine Pilot- und
Forschungsanlage für die Fischzucht steht bereits. Ausgangspunkt für das
Projekt war die Bekanntgabe der behördlichen Auflage, dass das Bergwasser
nicht mehr ungekühlt in die Kander eingeleitet werden darf, sobald der
operative Betrieb des Lötschberg-Tunnels aufgenommen wird. (Medienmitteilung Prix Evenir).
Kumquat, Kaviar und Kaffee aus Frutigen
Für das Projekt Tropenhaus mit Aquakultur Frutigen ist eine Gewächshausfläche von 0.5 bis 1 ha vorgesehen, wobei eine Teilfläche des Gewächshauses für die Tilapiaproduktion reserviert ist. Die Durchschnittstemperatur im Gewächshaus beträgt zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Im Gewächshaus werden tropische Früchte wie Bananen, Papaya, Karambole, Guaven und Kumquat gezüchtet. Weitere Pflanzen dienen der Ertragssteigerung (Ingwer, Süsskartoffeln), als Sortimentsabrundung (Zitronengras, Mangos), oder als Demonstrationsobjekt (Kaffee, Pfeffer) in Unter- und Randkulturen. Zudem ist auch die Aufzucht von Topfpflanzen geplant.
Aufgewachsen in einer reinen Umwelt in einem der schönsten Täler der Schweizer Alpen, in kristallklarem warmem Bergwasser erleben die Störe ein tiergerechtes Leben. Das Störfleisch und der Kaviar sind deshalb besonderes schmackhaft und gesund. Die Produktion erfolgt nach modernen Grundsätzen einer nachhaltigen biologischen Aquakultur. Weltweit sind die Störbestände stark durch Umweltverschmutzung und Überfischung gefährdet und vom Aussterben bedroht. Mit der Aquakultur des Störs können wir den Druck auf die Naturbestände reduzieren. (Quelle: tropenhaus-frutigen.ch)
Bio-Delikatessen
Ein weiterer Aspekt des Projektes besteht in der Produktion nach
biologischen Richtlinien. Weder für die Kultivierung tropischer Früchte aus
einem ganzjährig geheizten Gewächshaus, noch für die Störzucht bestehen aber
zurzeit Biorichtlinien. Das «Tropenhaus Frutigen» hat sich deshalb zum Ziel
gesetzt, eine anerkannte Zertifizierung seiner Produkte zu erreichen.
Weltweit sind die Störbestände stark gefährdet und teilweise vom Aussterben
bedroht. Mit der Aquakultur des Störs wird der Druck auf die Naturbestände
verringert.
Konsequent nachhaltig
Das Projekt «Tropenhaus Frutigen» erweist sich als Beispiel von
unternehmerischer Tatkraft und Innovationswillen und berücksichtigt die
Imperative einer nachhaltigen Entwicklung. Auf ökonomischer Ebene gehen mehrere wichtige Impulse aus. Die in der
Schweiz erste kommerzielle Zucht von Stör ist bedeutsam für die
Weiterentwicklung der schweizerischen Aquakultur sowie als inländischer
Produktionszweig.
Durch die künftige Fischfutterlieferung von
Landwirtschaftsbetrieben aus der Umgebung und die Verwendung der
Tropenhausprodukte in der regionalen Gastronomie erlangt das Projekt
wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Aus sozialer Sicht interessant
sind dies insgesamt 20 langfristigen Arbeitsplätze, die durch das Projekt in
der Bergregion geschaffen werden können.
Insbesondere im ökologischen Bereich leistet das Projekt Beachtliches. Der
Lötschberg-Basistunnel drainiert pro Sekunde 100 bis 200 Liter Bergwasser
mit einer Temperatur von 18 bis 20 Grad Celsius. Das Wasser ohne Abkühlung
direkt in die Kander fliessen zu lassen, würde das Gewässer im Winter
langfristig zu stark erwärmen. Dies ist problematisch, da dadurch die
ohnehin bedrohte und empfindliche Seeforelle, die ihren Fortpflanzungsplatz
in der Kander hat, weiter gefährdet würde.
Anstatt die Abkühlung mit
zusätzlichem Energieaufwand zu erreichen, nutzt die Tropenhaus Frutigen AG
die Energie des Bergwassers nachhaltig zur Kultivierung von exotischen
Früchten sowie zur Aufzucht von wärmeliebenden Fischen. Das
so genannte Polykultursystem hat den Vorteil, dass es Stoff- und
Wasserkreislauf in der Fisch- und Früchteproduktion verbindet. Zudem wird
das Abfallprodukt Fischwasser zur Düngung der Früchte verwendet.
Auf diese
Weise kann der Ertrag gesteigert werden, ohne dass die Umwelt zusätzlich
belastet wird. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die angestrebte
energetische Autarkie des Projektes. Sie soll durch den Einsatz erneuerbarer
Energiequellen wie Geothermie, Sonnenenergie, Kleinwasserkraft und Biogas
erreicht werden.
Werbung für Störfleisch
Die Eröffnung des Tropenhauses Frutigen ist für 2008 vorgesehen. Die eigenen
Produkte werden vor Ort frisch zubereitet und Kunden der regionalen
Gastronomie beliefert. Der in der Schweiz noch weitgehend ungekannte Stör
ist in Russland eine beliebte Delikatesse und dürfte sich auch hier in
absehbarer Zeit grosser Beliebtheit erfreuen.
Das Projekt «Tropenhaus Frutigen» wird von der KTI Förderagentur für
Innovation finanziell unterstützt. Wissenschaftlich wird es vom Zentrum für
Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern begleitet. Die Optimierung
der regionalen Wertschöpfung ist Teil eines vom Staatssekretariat für
Wirtschaft SECO mitfinanzierten Regio-Plus-Projektes. Zudem konnte die
Tropenhaus Frutigen AG bedeutsame Partnerschaften schliessen. Mit der BKW
FMB Energie AG, der Berner Wirtschaft beco, mit Coop und privaten Investoren
beteiligen sich mehrere Partner an der Finanzierung.
Der Prix Evenir
Mit dem Prix Evenir zeichnet die Erdöl-Vereinigung seit 2003 jährlich ein Projekt aus, welches die drei Systeme
Ökologie, Ökonomie und Soziales berücksichtigt und nachhaltig in Einklang
bringt. Nachhaltigkeit ist gewährleistet, wenn die natürlichen Ressourcen
soweit erhalten werden, dass die Lebensqualität zukünftiger Generationen
gesichert ist. Das Preiswürdige soll zudem innovativ und thematisch aktuell
sein. (Medienmitteilung Prix Evenir)
(gb)
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