Diese Woche im «Saldo»: Das Konsummagazin testete Lagerbiere. Unter den besten sechs waren fünf von kleinen und mittleren Brauereien. Testsieger war das naturtrübe Appenzeller.
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Allen Grund zum Lachen hat man bei der Brauerei Locher: das naturtrübe Lagerbier der Appenzeller Brauerei ist Testsieger mit der Gesamtnote von 4.9. In einer Degustation bei Vollmond wäre sie sicher noch höher gewesen.
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Diese Woche im «Saldo»: Biere von Kleinbrauereien haben Charakter und schmecken besser als die normierten Industriebiere der Grossen – das ist unter Bierliebhabern eine oft gehörte Behauptung. Das Konsummagazin hat daher 14 Lagerbiere von Klein- und Grossbrauereien degustieren lassen. Die Jury setzte sich zusammen aus sechs Experten und zehn erklärten Bierliebhaberinnen und -liebhabern.
Das Resultat: Tatsächlich schmecken die Gerstensäfte der Kleinen tatsächlich besser. Unter den ersten sechs Lagerbieren finden sich gleich fünf von kleinen und mittleren Brauereien. Von den Grossen hat einzig das Heineken-Bier die Phalanx der Kleinen knacken und auf den dritten Schlussrang vorstossen können. Heineken wird als «lecker» und «sehr ausgewogen» beschrieben.
Testsieger ist das naturtrübe Lagerbier der Appenzeller Brauerei Locher. «Würzig, frisch. Hat Tiefgang und schmeckt nach mehr», wird es etwa von Lars Hovind, Geschäftsführer von Goldküstenbräu, gelobt. Auffällig: Die vier ungefilterten Biere im Test, nämlich Quöllfrisch, Wädi Bräu, Brauhuus hell und Unser Bier liegen alle innerhalb der ersten fünf Plätze. Die Experten bewerteten diese Biere allerdings schlechter als die Bierliebhaber. Sie kritisierten den leicht säuerlichen Geschmack und die eher geringe Spritzigkeit. Für den ehemaligen Haldengut-Brauer Werner Stadler waren sie sogar «unreif».
Calanda und Coop Tell mit beinahe der gleichen Note
Von den klassischen Schweizer Lagerbieren schnitt das bei Heineken in Chur gebraute Haldengut am besten ab. «Süffig und unkompliziert», charakterisiert es Gastrokritiker Andrin Willi. Die vier nachfolgenden Biere von Grossbrauereien, darunter das offizielle Euro-08-Bier Carlsberg, liegen sehr nah beieinander. Das hängt wohl damit zusammen, dass diese Biere sehr stark normiert und auf den Massengeschmack ausgerichtet sind. Das zeigen auch die Kommentare der Tester: «Industriebier», «Durchschnitt», «keine Kanten», «langweilig» oder «lieblos».
Erstaunlich: Das günstige Coop Tell und das viel teurere Calanda, die beide bei Heineken in Chur gebraut werden, haben fast die gleiche Gesamtnote. Ist es etwa dasselbe Bier? Heineken wehrt ab: Es handle sich um ganz verschiedene Rezepturen, und auch bei der Qualität der Rohstoffe gebe es erhebliche Unterschiede.
Geschmack vor Haltbarkeit
Freude herrscht bei der Testsiegerin Brauerei Locher: Der technische Brauleiter Karl Locher ist entzückt, dass ein Bier «mit Ecken und Kanten» gewonnen hat und nicht ein «McDonald’s-Bier für die Masse». Ganz bewusst habe die Brauerei Locher damit angefangen, Biere nicht mehr zu filtrieren. Dadurch sinke zwar die Haltbarkeit, dafür blieben der Geschmack und wichtige gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe besser erhalten.
Für die Wädi-Brau-Huus AG ist der zweite Platz ihres hellen Bieres eine Bestätigung dafür, «dass es sich lohnt, auf biologische Rohstoffe, Handarbeit und Herzblut zu setzen». Nach Meinung der Heineken Switzerland AG widerlegt der dritte Rang ihres Heineken Premium-Biers das mancherorts herrschende Vorurteil, «dass grosse Brauereien kein Bier mit individueller Geschmacksnote produzieren können».
Auf dem zweit- und drittletzten Platz (Felsenau, Einsiedler Lager) finden sich zwei weitere Biere von Kleinbrauereien. Diese konnten die Tester aber nicht überzeugen. Auf den letzten Rang setzten Experten wie auch Bierliebhaber das Lager der Brauerei Eichhof und nannten es «flach», «bieder», «mutlos». Eichhof weist darauf hin, dass sie für ihr Lagerbier schon mehrere Auszeichnungen erhielten, darunter auch einen «Silbernen Preis» der renommierten Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG. Bei Tests im Labor Veritas in Zürich schneide das Bier sonst immer sehr gut ab.
Die rund 300 Klein- und Mittelbrauereien versuchen sich mit Lokalkolorit, Bio-Auszeichnung, Handarbeit, Tradition und Spezialitäten von den Grossen abzuheben. Trotzdem reicht es den Klein- und Mittelbrauereien nur für einen Marktanteil von rund 18 Prozent. Die restlichen 19 Prozent entfallen gemäss dem Schweizer Brauerei-Verband auf Importbiere aus dem Ausland.
Text: Auszug aus dem Bericht im Saldo vom 28.5.2008. Bild und Bildlegende: foodaktuell.ch
(gb)
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