Von der Milchpreiserhöhung, die mit den Boykott erkämpft wurde, profitieren die Käsereimilchproduzenten nicht. Der Käse muss vor allem im Ausland konkurrenzfähig bleiben.
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Schweizer Käse in der Käsetheke des deutschen Edelkaufhauses Carschhaus
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Anfang Juni haben die Milchbauern noch gestreikt, ab dem 1. Juli erhalten sie mehr für ihre Milch. Die Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten (SMP) hatte sich nach intensiven Verhandlungen mit den wichtigsten Verarbeitern und Grossverteilern geeinigt, den Milchpreis um 6 Rappen pro Kilogramm Milch zu erhöhen. Doch am 3. Juli meldete sich die SMP schon wieder zu Wort und forderte einen höheren Milchpreis – diesmal für die Käsereimilch. Denn die Preiserhöhung von 6 Rappen pro Kilogramm gilt nur für Milch, die industriell verarbeitet wird. Jedoch geben nur zwei von drei Kühen Molkereimilch, jede dritte Kuh gibt Käsereimilch (siehe Grafik auf Seite 7), demzufolge spürt ein Drittel der Milchbauern von den höheren Milchpreisen nichts im Portemonnaie.
Geht es nach der SMP, muss nun auch der Käsereimilchpreis um 6 Rappen pro Kilogramm steigen, und zwar rückwirkend auf den 1. Juli – auf den gleichen Zeitpunkt also, wie der Preis für die Molkereimilch erhöht wurde. Die Forderung ist "realistisch und gerechtfertigt", wie es SMP-Präsident Peter Gfeller in den bäuerlichen Medien sagt. Erstens wisse die SMP seit den Milchpreisverhandlungen für Molkereimilch, dass der Detailhandel die Preise auf dem gesamten Milchprodukte-Sortiment anhebt, also auch bei Käse. Zweitens sei für das zweite Halbjahr ein Aufschwung am europäischen Milchmarkt zu erwarten, dies habe positive Auswirkungen auf den Käsemarkt.
Letzte Käsepreiserhöhung noch nicht verdaut
Anders sieht dies Anton Schmutz, Direktor des Verbandes der gewerblichen Käsereien Fromarte. "Die Entwicklung auf den europäischen Käseabsatzmärkten zeigt, dass es derzeit keine Preiserhöhung verträgt", sagt er. Weil der Käse im Lager eine gewisse Zeit reifen muss, wirkt sich eine Erhöhung des Käsereimilchpreises immer verzögert auf den Absatzmarkt aus.
Zuerst müsse abgewartet werden, ob die Käsereimilchpreiserhöhung von 6 Rappen pro Kilogramm Anfang Jahr von den europäischen Konsumenten überhaupt akzeptiert werde, sagt Schmutz. Die Zeichen dafür stünden nicht gut. "In diesem Mai sind 1'000 Tonnen weniger Käse exportiert worden als im vorjährigen Mai. Dies bedeutet eine Einbusse von 20 Prozent." Erst wenn die Exportzahlen im Juni und Juli wieder nach oben steigen, habe der Markt die Käsereimilchpreiserhöhung verdauen können.
Für die SMP ist klar, warum die Käsereimilchpreiserhöhung noch nicht verdaut ist. "Leider ist es dem Exporthandel nicht gelungen, in den Wintermonaten im Zuge der allgemeinen Preishausse im Ausland die notwendigen Preisanpassungen für unsere Schweizer Rohmilchkäse umzusetzen", sagt SMP-Sprecher Christoph Grosjean.
Entscheid liegt bei den Sortenorganisationen
Ob die Käsereimilchproduzenten mehr für ihre Milch erhalten, entscheiden die jeweiligen Sortenorganisationen, in denen Produzenten, Käser und Händler vertreten sind. Doch bei den beiden wichtigsten Sortenorganisationen Emmentaler Switzerland (ES) und Gruyère AOC harzen die Verhandlungen. Die Emmentaler-Milchproduzenten erhalten vorerst nicht mehr Geld für ihre Milch, laut ES-Geschäftsführer Arthur Fasel wird erst im September wieder über den Milchpreis verhandelt. Die Greyerzer-Milchproduzenten forderten an der letzten Delegiertenversammlung vom 25. Juni, den Käsereimilchpreis um 10 Rappen pro Kilogramm zu erhöhen – fanden aber kein Gehör. Die nächste Delegiertenversammlung ist laut Gruyère-Geschäftsführer Philippe Bardet im September.
Zwei verschiedene Ligen
Auch die Appenzeller-Milchproduzenten erhalten vorerst nicht mehr Geld für ihre Milch, dies hat die Sortenorganisation Appenzeller am letzten Mittwoch beschlossen. Der Entscheid ist ganz im Sinne des Geschäftsführers Christoph Kempter. "Jegliche Preiserhöhungen werden extreme Mengeneinbussen zur Folge haben, weil weniger verkauft werden kann", sagt er. "Diese Entwicklung ist nicht mit unserer Strategie vereinbar. Denn diese lautet, mehr Appenzellerkäse zu produzieren." Die Preiserhöhung der Molkereimilch legitimiere noch lange keine Preiserhöhung für Käsereimilch. "Solche Forderungen sind rein produktionsorientiert, sie zielen völlig am Markt vorbei", so Kempter.
Die Käsereimilch- und die Molkereimilchproduzenten spielten in zwei völlig verschiedenen Ligen, argumentiert Kempter: "Während der Molkereimilchmarkt geschützt ist, ist der Käsemarkt liberalisiert." Und genau dort liege das Problem. Im Inland wäre eine Preiserhöhung für Appenzeller vermutlich umsetzbar, sagt Kempter. Auch Gruyère könnte man in der Schweiz teurer verkaufen, meint Bardet. Doch für beide ist klar: Im Ausland verträgt es derzeit keine Preiserhöhung.
Aber auch von den Käsehändlern in der Schweiz kommen klare Signale. "Die Käsereimilchpreise können frühestens auf Anfang 2009 erhöht werden", sagt Emmi-Sprecherin Ruth Stadelmann, und fügt an: "Wenn die Preise erhöht werden, muss dies Auswirkungen auf das Mengenmanagement haben." In anderen Worten: Die Käseproduktion muss zurückgeschraubt werden und die überschüssige Käsereimilch müssen die Bauern zum tieferen Molkereimilchpreis abliefern.
Die drei Exportschlager
Die drei Podestplätze bei den Käseexporten belegen Emmentaler AOC, Gruyère AOC und Appenzeller. Die Spitze führt der Emmentaler AOC an, zwei Drittel davon werden im Ausland verkauft. Beim Gruyère AOC sind im letzten Jahr 38 Prozent exportiert worden, beim Appenzeller sogar 61 Prozent.
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Text: LID, Helene Soltermann. Bild: foodaktuell.ch
(gb)
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