3.9.2008: nachrichten | ||||
3.9.2008 Biotreibstoffe sind mehr Fluch als Segen Die Umweltbilanz der Biotrobstoffe ist schlechter als angenommen und sie konkurrenzieren die in manchen Teilen der Welt dringend benötigten Lebensmittel.
Die EU, die USA und Kanada fördern Biotreibstoffe mit jährlich 11 Milliarden Dollar. In den USA werden Produktion und Verwendung von Biotreibstoffen mit einer breiten Palette von staatlichen Massnahmen unterstützt; entsprechend boomt Bioethanol, das hauptsächlich aus Mais produziert wird. Noch stärker verbreitet sind Biotreibstoffe in Brasilien, wo aus Zuckerrohr Bioethanol hergestellt wird. Steuererleichterungen und Quoten für die Beimischung von Biotreibstoffen zu fossilen Treibstoffen bilden den Anreiz für die Verwendung von so genannten Flexi-Fuel-Cars, die sich mit einer beliebigen Mischung aus Bioethanol betreiben lassen. Auch die EU fördert Biotreibstoffe mit Importsteuern und Flächenbeiträgen. Bis vor kurzem hiess es, Biotreibstoffe trügen dazu bei, die Treibhausgasemissionen zu senken. Im Frühjahr 2007 hat die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt Empa aber eine Studie publiziert, die den meisten Biotreibstoffen ein schlechtes Umweltzeugnis ausstellt. Nur Treibstoffe, die aus Altstoffen wie Altöl oder Biomasse-Abfällen hergestellt werden, schneiden bei der gesamten Umweltbelastung wesentlich besser ab als konventionelles Benzin oder Diesel. Die OECD stellt fest, dass die Biotreibstoffe derzeit die Treibhausgasemissionen nur um knapp ein Prozent reduzieren. Kritiker monieren allerdings, die Tatsache, dass die Erdölvorräte in absehbarer Zeit zur Neige gingen, werde in der Empa-Studie nicht berücksichtigt. In der Schweiz trat am 1. Juli 2008 das revidierte Mineralölsteuergesetz in Kraft. Darin sind die Kriterien definiert, nach denen Biotreibstoffe von der Mineralölsteuer befreit werden. Die wichtigsten Punkte: Sie müssen mindestens 40 Prozent weniger C02 emittieren als Benzin, sie dürfen keine erheblich höhere Gesamtumweltbelastung bringen, sie dürfen die biologische Vielfalt und den Erhalt der Regenwäldern nicht gefährden und bei der Produktion müssen die Sozialgesetzgebung des Produktionslandes, aber mindestens die Kernkonventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eingehalten werden. Die Forschung ist gefragt Für Kritik an den Biotreibstoffen sorgt auch die Tatsache, dass sie die Produktion von Lebensmitteln konkurrenzieren. Dank dem technischen Fortschritt werden Biotreibstoffe der so genannten zweiten Generation immer wichtiger, die aus zellulose- und ligninhaltigen Pflanzen wie Holz oder Gras hergestellt werden können und die Nahrungsmittelproduktion also nicht unmittelbar konkurrenzieren. Allerdings sind auch hier die Rohstoffe beschränkt: ein Teil der Ernterückstände muss auf dem Feld gelassen werden und ein guter Teil der übrigen Rohstoffe wie pflanzliche Abfälle und Holz ist für andere, energetisch rationellere Verwendungszwecke wie Biogasproduktion, Wärme- und Stromgewinnung schon vergeben. Vollends Zukunftsmusik sind schliesslich die Bemühungen, Algen und Mikroorganismen gentechnisch so zu verändern, dass sie aus pflanzlichen Abfallstoffen Verbindungen herstellen, die den fossilen Treibstoffen ähnlich sind. (Quelle: LID) | ||||