29.4.2009: nachrichten | ||||
29.4.2009 Fleischbranche mit 2008 zufrieden Die Schweizer Fleischwirtschaft ist zufrieden mit dem 2008: Die Qualitätsstrategie greift auch im Konjunkturtief. Die Konsumnachfrage ist robust. Aber wichtige politische Anliegen stehen an.
Die Bilanz des Fleischwirtschaftsjahres 2008 ist positiv. Sowohl die bäuerlichen Schlachtviehproduzenten als auch die Fleischverarbeiter sind zufrieden. Die Primärproduktion profitierte von hohen Schlachtviehpreisen. Insgesamt ist der Verbrauch an Fleisch aller Arten 2008 gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent gestiegen. Dass von einer robusten Konsumnachfrage gesprochen werden kann, zeigt sich vor allem im mittelfristigen Vergleich. 2008 lag der Fleischverbrauch insgesamt 10,3 Prozent über dem Niveau zu Beginn des Jahrzehntes. Im ersten Quartal 2009 dürften die letztjährigen Verkäufe nicht egalisiert worden sein. Dennoch ist man in der Fleischbranche vorsichtig optimistisch. Gründe dafür sind die mittelfristig stabile Konsumnachfrage, Möglichkeiten zur Befriedigung veränderter Verbraucherbedürfnisse gerade in der Rezession und ein allgemein erfreuliches Ostergeschäft 2009. Wirtschaftskrise: Zuversicht im Fachgeschäft Um mögliche Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise auf die Metzgerei-Fachgeschäfte abzuklären, führte der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF in den letzten Tagen bei sechzig Metzgerei-Fachgeschäften eine Befragung über das aktuelle Konsumentenverhalten durch. Die Befragung versuchte herauszufinden, ob die konjunkturelle Abschwächung, die schlechten Wirtschaftsprognosen und die Meldungen über steigende Arbeitslosenzahlen Einfluss auf die Nachfrage haben. Auf die Frage, ob beim Fleischkonsum von den Konsumenten gespart wird, antworteten 69% der Befragten mit Nein oder gaben an, (bis anhin) keine Veränderung bemerkt zu haben. 31% haben diese Frage mit Ja beantwortet. Eine Abnahme des Konsums bei den hochpreisigen Trockenfleischspezialitäten stellen 37% fest, während 63% keine Abnahme oder spürbare Veränderung in diesem Bereich feststellen kann. Bei dem oft als günstigere Alternative genannten Geflügelfleisch registrieren 67% keine Veränderung, während 29% ein Zunahme und 4% eine Abnahme konstatieren. Auch bei den Wurstwaren stehen zur Zeit keine signifikanten Veränderungen an. Immerhin 26% geben jedoch an, dass sich Cervelas und Bratwürste in ihrem Fachgeschäft im Aufwind befinden und bei 16% läuft Fleischkäse zur Zeit besser. Annährend die Hälfte der Befragten können keine Substitution von Rind- und Kalbfleisch durch das günstigere Schweinefleisch feststellen. 33% verzeichnen einen steigenden Konsum von Schweinfleisch, während 21% über einen sinkenden Verbrauch dieses Fleisches berichten. Nur gerade 28% verzeichnen eine grössere Nachfrage bei Hackfleisch. Interessanterweise können 74% in ihrem Angebot kein klassisches Krisenprodukt eruieren. Die restlichen 26% nennen vor allem Pouletschenkel, Schweinefilet, Cervelas, Hackfleisch und Hackbraten sowie Brät als typische "Krisenartikel" und weisen auf eine verstärkte Nachfrage nach Aktionen hin. Von grosser Bedeutung für die Konsumenten scheint auch ein aus seiner Sicht gutes Preis/Leistungsverhältnis zu sein. Angesprochen auf das wichtige Ostergeschäft, haben 88% der Befragten ein besseres Ergebnis als im Vorjahr erzielt. 12% gaben an, ein gleich gutes Verkaufsresultat wie 2008 erzielt zu haben. Inwieweit Umsatz und Margen durch diese Entwicklungen unter Druck geraten, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Aufgrund der Umfrage kann aber die Aussage gewagt werden, dass die Wirtschaftskrise über das Ganze hinweg betrachtet bis anhin keine tiefen Spuren im Fachhandel hinterlassen hat, oder noch nicht in voller Stärke dort angekommen ist. Die gewerblichen Metzger geben sich auch in dem zur Zeit gedämpften Konjunkturumfeld optimistisch. 40% geben zu Protokoll, dass das Fachgeschäft von der aktuellen Situation profitieren kann und wird. 23% sind sicher, dass es ihnen gelingen wird, dank des gebotenen hohen Qualitätsniveaus zusätzliche Kunden zu gewinnen und fast die Hälfte ist sich sicher, dass der Kunde für teurere hochwertige Fleischspezialitäten vermehrt das Fachgeschäft aufsuchen wird. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dürfte sich aus Sicht der gewerblichen Metzgereien das über Jahre hinweg aufgebaute Vertrauen der Kunden in den Fachhandelskanal auszahlen. Agrarpolitische Marktordnung Das zur Zeit wichtigste politische Geschäft der Fleischwirtschaft bleibt die Motion Büttiker zur Weiterentwicklung der agrarpolitischen Marktordnungen. Der Bundesrat ist beauftragt, Vorschläge zu unterbreiten, welche das geltende Importsystem mit seiner Versteigerung der Zollkontingente beim Schlachtvieh und Fleisch ablösen sollen. Der Nationalrat hat die Motion am 3. März 2008 als Zweitrat überwiesen. Die Jahresfrist ist damit abgelaufen. Der Bericht, über dessen Inhalt nichts bekannt wurde, ist in Aussicht gestellt, was der SFF akzeptiert. Der SFF blickt der Antwort des Bundesrates mit Spannung entgegen. Bevor dieser vorliegt, kann sich der SFF nicht zur Frage äussern, wie man vom schädlichen Versteigerungsverfahren wieder wegkommen soll. Bündnerfleisch als Botschafter der „Swissness“ Bündnerfleisch ist für Konsumenten im Ausland ein anerkannter Botschafter der „Swissness“. Dabei ist ihnen bewusst, dass das Produkt gegebenenfalls nicht aus schweizerischem Rohmaterial, dafür aber mit Schweizer Know-how in der Schweiz produziert worden ist. Die Bündnerfleischhersteller müssen aus preislichen und mengenmässigen Gründen auf ausländisches Rohmaterial zurückgreifen können. Wird das Gesetzgebungsprojekt über die „Swissness“ nach den Vorgaben des Bundesrates ausgearbeitet, könnte das als Schweizer Produkt geschätzte Erzeugnis nicht mehr als „Swiss Made“ bezeichnet werden, was unter anderem einschneidende Folgen für den Absatz im Export haben dürfte. Der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF fordert, dass (unabhängig von der 80-Prozent-Regel) Produkte mit Geschützten Geographischen Angaben (GGA) in jedem Fall als Schweizer Produkt ausgelobt und mit den schweizerischen Hoheitszeichen ausgestattet werden dürfen. Begleitmassnahmen zum Agrarabkommen mit der EU Die Fleischwirtschaft begleitet die Arbeiten zu einem Abkommen mit der EU im Agrar- und Lebensmittelbereich weiterhin in positivem Sinne und arbeitet konstruktiv mit. Aus drei Gründen hat eine speditive Bearbeitung dieses Vorhabens für die Fleischwirtschaft hohe Priorität. Erstens sind es die andauernden Probleme rund um die „Preisinsel Schweiz“. Zweitens dürfen die schleichenden Marktanteilsverluste durch wettbewerbsverzerrende Löcher im Grenzschutz nicht unbeachtet bleiben. Drittens bleibt die WTO-Doharunde pendent, wenn auch völlig offen ist, ob und wann sie zum Abschluss kommt. Diese würde die Importschleusen einseitig öffnen, ohne der Schweiz neue Marktchancen zu gewähren. Dabei geht es nicht einfach nur um die europäische Grenzöffnung und den gegenseitigen Marktzutritt ohne technische Handelshemmnisse. Genau so wichtig ist es, sich zu überlegen, was im Inland als flankierende Massnahmen vorgekehrt werden muss, um die Stärken der schweizerischen Ernährungswirtschaft zu fördern, die Absatzförderung effizient zu organisieren und die Standortbedingungen in unserem Lande zu verbessern. Der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF hatte es begrüsst, dass der Bundesrat mit der Schaffung einer Bilanzreserve zur Finanzierung der Begleitmassnahmen ein starkes, vertrauensbildendes Signal aussenden will. Gleichzeitig bedauert er den äusserst knappen Nichteintretensentscheid der Nationalratskommission. Die Fleischwirtschaft appelliert an den Nationalrat, dem Minderheitsantrag seiner Kommission zu folgen und die Zweckbindung der Erträge aus Einfuhrzöllen auf Landwirtschaftsprodukten und Lebensmitteln gutzuheissen. Raumentwicklungsgesetz zurück an den Absender Die Fleischwirtschaft weist den Vorentwurf für ein neues Raumentwicklungsgesetz zurück. Grundsätzlich lehnt sie jegliche nichtlandwirtschaftliche Nebenbetriebe in den der Landwirtschaft zur Nutzung vorbehaltenen Zonen ab und fordert, dass durch die Raumordnung dem Gewerbe und der Landwirtschaft gleich lange Spiesse zugeordnet werden, Es wäre ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil, jenen Boden gewerblich nutzen zu können, welcher durch Massnahmen der Raumordnung künstlich auf tiefem Preisniveau gehalten wird. Pendenzen im Tierschutz umgehend erledigen Im Bereich des Tierschutzes setzt die Fleischwirtschaft auf die Ausbildung von Fachleuten und Hilfskräften in den Schlachtanlagen. Er setzt sich im Rahmen einer Ausbildungsoffensive im eigenen Bereich und in den vorgelagerten Stufen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren ein. Unabhängig von den Bestimmungen des neuen Tierschutzgesetzes haben die Berufsorganisationen der Fleischverarbeiter im Rahmen der Bildungsreform für Fleischfachleute (den bisherigen Metzgern) dem Tierschutz einen höheren Stellenwert zugemessen. So ist der Bereich „Fleischgewinnung und Tierschutz“ ein zentraler Aspekt der Ausbildung. Deshalb hat der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF gemeinsam mit seinem Ausbildungszentrum ABZ in Spiez sofort mit der Erarbeitung eines Ausbildungskonzeptes „Tierschutz im Schlachthof“ begonnen. Der Schweizer Fleisch-Fachverband hofft, damit seinen Beitrag an einen optimalen Tierschutz in Schlachtbetrieben leisten zu können. Des Weiteren sind im Bereich Tierschutz gewisse politische Pendenzen zu erledigen. Die Fleischwirtschaft möchte diese offenen Fragen bereinigen und Hand zu Lösungen bieten, welche die Wogen glätten sollen, welche in letzter Zeit aufgekommen sind. So akzeptiert der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF eine spezielle Deklaration von importiertem Kaninchenfleisch aus in der Schweiz nicht zugelassener Haltung. Der SFF geht davon aus, dass die Landwirtschaftliche Deklarationsverordnung in nächster Zeit in diesem Sinne revidiert werden wird. Bezüglich Verbot der Ferkelkastration ohne Schmerzausschaltung, halten die Fleischverarbeiter daran fest, dass das Verbot noch dieses Jahr umgesetzt wird. Eine Verlängerung um ein Jahr erachtet der SFF nicht als sinnvoll. Der SFF begrüsst, dass die Schweinproduzenten gewillt sind, die schmerzfreie Kastration unter Inhalationsnarkose vorzunehmen. Die Fleischwirtschaft ist auch bereit, einen substantiellen Beitrag zur Anschubfinanzierung der nötigen Investitionen zu leisten. Er besteht einerseits in organisatorischen Massnahmen zur Äufnung eines Fonds, der den Grossteil der Investitionen abdeckt. Anderseits werden sich die Fleischverarbeiter auch selber finanziell engagieren, damit die Kosten angemessen unter den Akteuren verteilt werden können. Details über die Art der Finanzierung und der Kostenteiler werden gegenwärtig diskutiert. Damit sollte es möglich werden, mit der schmerzfreien Ferkelkastration unverzüglich zu beginnen. "Schweinegrippe" hat nichts mit Schweinen oder Schweinefleisch zu tun Die Schweinegrippe ist kein Thema der Lebensmittelsicherheit und des Fleischkonsums. Die Krankheit wird nicht durch Lebensmittel und damit auch nicht durch Fleisch, weder von Schweinen noch anderen Tierarten, übertragen. Der Schweizer Tierbestand ist gesund. Aus Mexiko werden weder Schweine noch Schweinefleisch in die Schweiz importiert. Der Schweizer Fleisch-Fachverband SFF ist zuversichtlich, dass mit der korrekten Information durch die Medien Auswirkungen auf den Schweinefleischkonsum vermieden werden können. (Mitteilung SFF) | ||||