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28.5.2009: nachrichten
28.5.2009
Bauern und Milchindustrie streiten über Milchpreis

Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) rufen die Milchverkaufs-Organisationen auf, hart zu bleiben und keine weiteren Preissenkungen zu akzeptieren. Die Milchindustrie kontert vehement.



Die Organisation Schweizer Milchproduzenten SMP ruft die Milchverkaufsorganisationen auf, keine weiteren Preissenkungen mehr zu akzeptieren. Denn Gemäss der SMP-Preisformel (EU-Milchpreis x Wechselkurs + 10 Prozent Swissness + Verkäsungszulage) ist das aktuelle Schweizer Preisniveau für Molkereimilch bereits dem tiefen Milchpreis in der EU angeglichen und ein weiterer wirtschaftlicher Druck auf die Milchproduzenten ist nicht tragbar.

Der Milchpreiszerfall in der Schweiz wie auch in der Europäischen Union EU trifft die Milchproduzenten mit aller Härte. Seit Dezember 2008 sind die Produzenten-Milchpreise in der Schweiz um 15 bis 20 Rappen pro Kilo Milch gesunken. Im Monat Mai dürfte der ausbezahlte Preis für Molkereimilch lediglich zwischen 55 bis maximal 60 Rappen betragen. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittspreis, in welchem die A-Preise die deutlich tieferen B-Preise sowie die 5 Prozent Abräumungsmilch, die nur zum Weltmarktpreis verkauft werden können, eingerechnet sind.

Trotz der massiven Preissenkungen sind einigen Milchverarbeitern die Rohstoffkosten offenbar immer noch zu hoch. Denn wie bekannt wurde, sind einzelne Milchverkaufsorganisationen erneut unter Druck, weitere Preiskonzessionen zugestehen zu müssen.

Die Organisation Schweizer Milchproduzenten SMP hat die jüngsten Marktentwicklungen analysiert. Gestützt auf die SMP-Preisformel für Molkereimilch (EU-Milchpreis x Wechselkurs + 10 Prozent Swissness + Verkäsungszulage) ist die SMP überzeugt, dass das aktuelle Preisniveau keine weitere Preissenkung mehr toleriert. Selbst bei einem sehr tiefen EU-Preisniveau von durchschnittlich 25 €-Cent darf gemäss SMP-Preisformel der Milchpreis nicht weiter fallen. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass über 85 Prozent der derzeit gemolkenen Milchmenge beziehungsweise 95 Prozent der früheren Kontingentesmenge weiterhin von staatlichen Marktinstrumenten (Zulagen, Grenzschutz, Schoggigesetz) profitiert.

Die Entwicklung der Milchpreise in der Schweiz und in der EU (Grafik) zeigt deutlich auf, dass die schweizerischen Produzentenpreise von Sommer 2007 bis Sommer 2008 viel zu tief lagen, umgekehrt von Juli 2008 bis März 2009 jedoch zu hoch waren. „Verlust“ und „Gewinn“ über diese beiden Perioden haben sich seit Anfangs 2007 bis heute jedoch inzwischen ausgeglichen und der Schweizer Milchpreis hat sich im Durchschnitt gemäss der SMP-Preisformel für Molkereimilch dem EU-Preisniveau angepasst.

Unter Berücksichtigung der Anpassung im 2. Quartal geht der VMI-Index seit Anfang 2007 von einem Rückgang von rund 11 Rappen pro Kilo aus. In Wirklichkeit wurde der Molkereimilchpreis um rund 13 Rappen angepasst.

Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass Milchpreise auf solch tiefem Niveau für die überwiegende Mehrheit der Produzenten deutlich unter den Produktionskosten liegen und damit die Substanz der Betriebe aushöhlen. Damit sich die Situation für die Milchproduzenten in der Schweiz wieder verbessern kann, sind am Markt insbesondere drei Veränderungen notwendig: Der Milchpreis in der EU muss ansteigen. Ein Rückgang der weltweiten Milchproduktion, Absatzförderungsmassnahmen und politisch motivierte Massnahmen könnten aus dieser Baisse führen.

Die Milchverkaufsorganisationen sind angehalten, die von der SMP-Delegiertenversammlung im November 2008 beschlossenen Massnahmen vollständig umzusetzen. Die Milchproduzenten können an der Wertschöpfung des Detailhandels und der Verarbeiter nur teilhaben, wenn die Instrumente der Angebotsbündelung und Marktsegmentierung flächendeckend und richtig umgesetzt werden.

Eine gemeinsame Mengenplanung zwischen Verarbeitern und Produzenten innerhalb der zu gründenden Branchenorganisation Milch ist zentral, damit das Angebot bestmöglichst auf die Nachfrage abgestimmt werden kann und sich damit die in Umsetzung befindende Segmentierung längerfristig festigen lässt. Die SMP unterstützt deshalb die Bildung der Branchenorganisation Milch vollumfänglich. (Mitteilung SMP)

Medienmitteilung VMI: Störfeuer der Dachorganisation Schweizer Milchproduzenten

Erstaunt nimmt die Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie (VMI) zur Kenntnis, dass die Schweizer Milchproduzenten (SMP) mit irreführenden Informationen versuchen, die Basis aufzuwiegeln. Konkret ruft die SMP die Milchverkaufsorganisationen auf, keine weiteren Preissenkungen mehr zu akzeptieren. Dies in einer Situation der Milchüber-schüsse, in welcher die Branche mit Notmassnahmen darum ringt, sämtliche angelieferte Milch verarbeiten zu können.

Beide Organisationen haben sich in der letzten Zeit über die Gründung der Branchenor-ganisation Milch intensiv unterhalten und sind in den weit fortgeschrittenen Gesprächen übereingekommen, den VMI-Milchpreisindex als Basis für die Preisverhandlungen bei der Vertragsmilch zu verwenden. Denn der VMI-Milchpreisindex widerspiegelt die aktuelle Preissituation an den Absatzmärkten.

Wenn sich jetzt die SMP auf ihre Preisformel beruft, schürt sie nicht nur den Unmut unter den Milchproduzenten, sondern gefährdet auch die Gründung der neuen Branchenorganisation Milch. Aufgrund der Entwicklungen auf den Absatzmärkten ist der Preis für Vertragsmilch in der Schweiz gemäss VMI-Milchpreisindex um rund 12 Rappen je Kilogramm Milch zu hoch.

Ihren Aufruf begründen die SMP mit Schätzungen per Mai 2009, wonach der Auszah-lungspreis an den Milchproduzenten bei rund 55-60 Rp. liegen soll. Es ist jedoch unzulässig, Vertragsmilch, Börsenmilch und Abräummilch in denselben Topf zu werfen. Abräummilch wird nämlich zu Vollmilchpulver verarbeitet und auf dem Weltmarkt abgestossen. Diese Milch erzielt aber lediglich einen Milchpreis von rund 23 Rp. pro kg Milch.

Der von den SMP errechnete Mischpreis suggeriert eine verfälschte Wettbewerbsfähigkeit der im Normalmarkt abzusetzenden Milchmenge. Nur mit einem marktgerechten Preis für Vertragsmilch kann eine möglichst hohe Vertragsmilchmenge erreicht und der Milchmarkt stabilisiert werden, was auch im Interesse der Milchproduzenten liegt. Wir fordern deshalb die SMP auf, die definierten Eckpunkte der neuen Branchenorganisation Milch zu respektieren, damit diese ihre Tätigkeit erfolgreich aufnehmen kann. (Mitteilung VMI)

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