31.8.2009: nachrichten | |
31.8.2009 Wie kann Fischzucht nachhaltiger werden? Die Weltmeere sind fast leergefischt. Aquakulturen können zur Entlastung der Meere beitragen, aber nachhaltige Standards sind für den Ausbau unerlässlich. Jeder Deutsche verzehrt pro Jahr durchschnittlich 16 Kilogramm Fisch. Die Tendenz ist weiter steigend. Demgegenüber steht ein dramatischer Rückgang der weltweiten Fischbestände in den Meeren. Aquakulturen (Bild), die kontrollierte Aufzucht von Fischen, Muscheln oder Krebsen, werden als Alternative immer wichtiger. Allerdings sind viele der Aquakulturen nicht nachhaltig und führen - wie etwa bei der Shrimpzucht - zu schweren ökologischen Schäden. "Für Zuchtanlangen etwa in Südostasien werden Mangrovenwälder grossflächig gerodet. Fischkot und Futterreste belasten Gewässer, Frischwasser wird in Mengen verbraucht", so Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) http://www.dbu.de. Die neue Förderinitiative "Nachhaltige Aquakultur" soll nun helfen, Lösungen für diese Probleme zu finden. "Seit 25 Jahren verzeichnen Aquakulturen, egal ob in Zuchtbecken, Teichen oder Netzgehegen im freien Meer, sehr hohe Wachstumsraten", so DBU-Experte Holger Wurl im pressetext-Gespräch. "Da Fisch und Meeresfrüchte wichtige Eiweisslieferanten sind, gewinnen sie zunehmend an Bedeutung für eine sichere Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung." Weltweit gehen Experten davon aus, dass die Aquakulturproduktion auch künftig weiter steigen werde. Zu den grössten Umwelt-Bedrohungen gehören Schadstoffe durch Fischkot und Futtermittelreste, der Verlust an Naturräumen durch den Aufbau grosser Zuchtanlagen sowie die Bedrohung von Wildbeständen durch ausgebrochene Zuchttiere. "Nachhaltige Standards sind für den Ausbau dieses Wirtschaftszweiges unerlässlich", betont Wurl. Ziel der neuen Förderinitiative ist es, kleinen und mittleren Unternehmen einen Anreiz zu bieten, Verfahren und Produkte zu entwickeln, bei denen Umweltbelastungen von vornherein vermieden werden. "Ein Beispiel dafür sind etwa geschlossene Kreislaufanlagen, bei denen durch Filterung des zirkulierenden Wassers ein Grossteil davon wiederverwertet werden kann. Zudem wird verhindert, dass Exkremente in die Umwelt gelangen können." Ein weiterer Kritikpunkt von Aquakulturen ist ihr hoher Verbrauch an Ressourcen. "Für die Aufzucht werden grosse Mengen an Fisch bzw. Fischresten, die zu Futtermittel verarbeitet werden, benötigt." Ein von der DBU-Initiative geförderter Forschungsbereich könne dementsprechend die Entwicklung von Futtermitteln auf pflanzlicher Basis sein, meint der Experte. Hier stehe die Wissenschaft noch ganz am Anfang. Ein von der DBU mit 350.000 Euro gefördertes Projekt beschäftigt sich derzeit mit der Reinigung und Aufbereitung von Wasser in geschlossenen Kreislaufanlagen. Die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg will in Zusammenarbeit mit der Zordel Fischhandels-GmbH (Neuenbürg) und der Fischzucht Peter Störk (Bad Salgau) ein Futtermittel entwickeln, nach dessen Aufnahme die Fische schwimmfähigen, festen Kot erzeugen, der leicht von der Wasseroberfläche abschöpfbar ist. Ein weiteres DBU-gefördertes Projekt der International Fish Farming Technology IFFT http://www.ifft.eu beschäftigt sich mit einem völlig neuen Ansatz der Garnelenzüchtung. Anstatt die Muttertiere aus dem Meer zu entnehmen, werden sie gezüchtet und anschliessend in geschlossenen Kreislaufanlagen in Vietnam eingesetzt, wo sie bis zur Erreichung einer bestimmten Grösse heranwachsen. Die Zucht von Black Tiger-Crevetten ist vor zwei Jahren in Asien zusammengebrochen, da Virusepidemien die krankheitsanfälligen Tiere dahingerafft haben. Das grosse Problem dabei war, dass es kaum mehr gesunde Muttertiere ohne Krankheitserreger gegeben hat. "Mit Hilfe solcher Innovationen kann Aquakultur ressourcenschonend und energieeinsparend gestaltet werden. Eine wichtige Nahrungsgrundlage der Bevölkerung wird so sichergestellt und gleichzeitig eine Teilentlastung der Meere und Ozeane erreicht sowie ein Beitrag zur Bewahrung bedrohter Arten geleistet", meint Wurl. Die Förderinitiative ist für Projekte von Forschungseinrichtungen sowie für kleine und mittlere Unternehmen offen. Interessenten können ihre Projektskizzen bis zum 31. Oktober 2009 einreichen. (pte) | |