3.5.2010: nachrichten | |||||||
3.5.2010 Coop-Grossbäckereien führen Vorteig-Methode ein Coop will die Brotqualität verbessern. In seinen sieben Grossbäckereien werden künftig alle Brote mit Vorteig produziert zwecks Verbesserung bei Geschmack, Knusprigkeit und Frischhaltung.
Revolution in der industriellen Brotproduktion: Coop ist es gelungen, die traditionellen Methoden der Backkunst auch in ihren sieben Grossbäckereien umzusetzen. Diese stellen rund drei Viertel aller Coop-Brote her. Ab kommender Woche werden in den Grossbäckereien sämtliche Brote wie in der guten alten Zeit mit Vorteig produziert. Im Vorteig, der 16 bis 20 Stunden Zeit zur Reifung hat, können sich die Hefekulturen in Ruhe vermehren, und der Teig entwickelt eine breite Palette an Aromen. Dadurch verbessern sich Geschmack, Knusprigkeit und Haltbarkeit der Brote spürbar, und der Salzgehalt kann reduziert werden. Die Einführung dieses traditionellen Backverfahrens in die Industrieproduktion ist für Coop mit umfangreichen betrieblichen Anpassungen und Mehraufwand verbunden. Um die Kosten zu senken und die Mengen zu steigern, wurde in der industriellen Brotproduktion während Jahren auf Effizienz und Zeitersparnis gesetzt. Dem Teig wurden in der Regel knappe zwei Stunden Zeit gelassen um zu ruhen und Aromastoffe zu entfalten, bevor er gebacken wurde. In dieser kurzen Zeit konnten sich wichtige Eigenschaften des Brotes wie Geschmack und Teigstruktur, aber auch die Knusprigkeit der künftigen Kruste nicht optimal entfalten. Entsprechend gross waren im Coop-Sortiment die Unterschiede zwischen den Broten aus den sieben Grossbäckereien und denen der lokalen Hausbäckereien. Vor rund drei Jahren brachte Coop unter dem Namen Pain Artisanal die ersten Brote in die Läden, die nach den klassischen Methoden der traditionellen Bäckerkunst gefertigt sind – ohne Zusatzstoffe, dafür mit Vorteig und langer Teigführung. Die Erfahrungen aus dem Pain Artisanal und die Weiterentwicklung des Konzeptes haben es möglich gemacht, das klassische Verfahren nach und nach auch in die industrielle Brotproduktion zu übernehmen. Mehr Geschmack, weniger Salz Eine Brotsorte nach der anderen wurde auf Vorteig umgestellt – in der kommenden Woche folgen abschliessend die Bio-Brote. Die Qualität der Brote verbessert sich durch die Vorteig-Produktion spürbar. Die Brote bleiben länger frisch und knusprig, die natürlichen Aromen entwickeln sich üppiger und vielfältiger. Dies wiederum erlaubt es, den Salzgehalt der Rezepturen zu reduzieren, so dass die Coop-Brote jetzt nicht nur kulinarisch, sondern auch aus ernährungsphysiologischer Sicht deutlich besser sind. Coop hat sich bereits 2009 gegenüber der actionsanté des BAG verpflichtet, den Gehalt an gesundheitlich kritischen Inhaltsstoffen wie Salz und Zucker in ihren Produkten zu verringern und die Fettqualität zu optimieren. Bezüglich der Reduktion des Salzgehalts in den Broten ist Coop schweizweit führend. Das Coop-Angebot umfasst insgesamt 70 Brote und Kleinbrote, gut 30 % davon in Bio-Qualität.
Warum setzt Coop Vorteig ein? Vor zirka 10'000 Jahren begann der Mensch mit dem systematischen Anbau von Getreide zur eigenen Ernährung. Ursprünglich wurde das Getreide gemahlen und mit Wasser vermengt als Brei gegessen. Später wurde der Brei auf heißen Steinen oder in der Asche als Fladenbrot gebacken. Damit aus dem flachen Fladen ein luftiges Brot wird, muss der Teig vor dem Backen gesäuert werden. Das älteste Verfahren dafür ist die Verwendung von Sauerteig oder allgemein Vorteig, die schon von den alten Ägyptern praktiziert wurde und zu den Fermentationsverfahren zählt. Die Fermentation (auch Gärung genannt), ist ein natürlicher Prozess: Jeder Mehlteig der über längere Zeit sich selbst überlassen bleibt, wird durch die im Mehl oder Schrot vorhandenen Mikroorganismen gesäuert. Beschleunigen lässt sich dieser Säuerungsprozess durch die gezielte Beigabe von Bäckerhefe, deren besonderen Eigenschaften Louis Pasteur 1873 erkannte. Die Mikroflora des Vorteiges Milchsäurebakterien und natürlich entstandene Hefen sind die wichtigsten Mikroorganismen in Vorteigen. Sie bilden Milchsäure, Ethanol oder Essigsäure und Kohlendioxid. Milch- und Essigsäure sowie Ethanol sind die Hauptakteure für die Entwicklung des typischen reifen Brotgeschmacks. Die Kohlensäure fungiert als Lockerungsgas und bewirkt, dass der Teig aufgeht und seine lockere Struktur erhält. Die Bäckerhefen bilden dagegen nur Ethanol und Kohlendioxid. Daraus ergibt sich, dass einem Brot ohne Vorteig eine wesentliche natürliche Aromaquelle fehlt. Früher diente der Einsatz von mehrstündig gereiftem Vorteig in erster Linie der Einleitung der Gärung – und der Lockerung des Brotteiges. Die Einführung der Bäckerhefe in die Backstuben zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat den zeitaufwendigen, traditionellen Vorteig immer mehr verdrängt. Da die Bäckerhefe immer verfügbar war und nicht in einem Vorteig über Stunden angezüchtet werden musste, brauchte ein Brotteig nun nicht mehr 12 bis 24 Stunden Reifezeit, sondern war innert 2 Stunden bereits backfertig. Die Entwicklung der industriellen Brotproduktion In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Frischbroten durch den Einsatz von Teigsäuerungsmitteln, basierend auf Milchsäure, Essigsäure (Natriumdiacetat), Zitronensäure und sauren Phosphaten weiter vereinfacht. Moderne Teigsäuerungsmittel enthalten neben den säuernden Inhaltsstoffen auch weitere backtechnische Zutaten wie z.B. Quellmehle. Das Quellmehl hat die Aufgabe, den Quellprozess der Mehlinhaltsstoffe bei der Vorteigreifung zu imitieren. In den siebziger Jahren wurden getrocknete Vorteige entwickelt, diese finden in Backmischungen breite Anwendung. Auch flüssige und pastöse Fertig-Vorteige als Convenienceprodukte für die Brotproduktion kamen auf den Markt. Die Coop-Bäcker produzieren den Vorteig seit Ende 2009 wieder nach traditionellen Methoden und lassen die Vorteige in den Teigbottichen bis zu 20 Stunden reifen. Während dieser Reifezeit wird der Vorteig nicht bloss durch Fermentation gesäuert, es bilden sich auch wertvolle Aromavorstufen. Diese entwickeln im Backprozess ein breites Spektrum an Aromastoffen und tragen so wesentlich zum typischen Geschmacks- und Aromabild des traditionell hergestellten Brotes bei. Das mit Vorteig hergestellte Brot bleibt zudem deutlich länger frisch und bewahrt seine Aromenvielfalt über mehrere Tage. Dahinter stehen die im Vorteig auftretenden Quellungsvorgänge, sowie die sogenannten enzymatischen Abbauvorgänge: Mehleigene Enzyme bauen Stärke zu leichter verdaubarem Zucker und Eiweissstoffe zu Aminosäuren um. Aus diesen neuen Stoffen bilden sich dann weitere Aromastoffen. Der Vorteig aus ernährungsphysiologischer Sicht Auch aus ernährungsphysiologischer Sicht sind mit Vorteig gefertigte Brote empfehlenswert. Durch die Aufspaltung von Stärke und Eiweiss während des Fermentierungsprozesses werden die Brote leichter verdaulich und bekömmlicher. Ein zusätzlich positiver Effekt ist, dass das Brot durch das Arbeiten mit Vorteig einen so starken Eigengeschmack entwickelt, dass es möglich ist, den Salzgehalt gegenüber herkömmlichen Rezepturen zu reduzieren. Coop setzt sich im Rahmen der BAG-Kampagne actionsanté stark für die Förderung eines gesunden Lebensstils ein. In diesem Zusammenhang wird der Gehalt an gesundheitlich kritischen Inhaltsstoffen wie Salz und Zucker in den Produkten verringert und die Fettqualität optimiert. Erklärtes Ziel ist ein Salzgehalt von maximal 1,5 % in den Broten. Bezüglich der Reduktion des Salzgehalts in den Broten ist Coop schweizweit führend. Der Vorteig in der Anwendung bei Coop Auf Grund der komplexen Prozesse sind heutzutage die Anforderungen an einen modernen Backbetrieb anspruchsvoll. Die traditionelle Vorteigverarbeitung in einer Grossbäckerei erfordert hohe Fachkompetenz. Coop hat deshalb unter anderem in den letzten 2 Jahren mehrere hundert Bäcker intern und extern geschult um das nötige Know-How in ihre sieben regionalen Grossbäckereien zu bringen. Die Umstellung auf Brote mit Vorteig wurde über mehrere Jahre hinweg minutiös vorbereitet und schrittweise eingeführt. In den Coop Regionalbäckereien werden jede Nacht zirka 20 Tonnen Vorteig verarbeitet. Um diese Mengen bewältigen zu können, musste in die Infrastruktur investiert werden. So braucht es zum Beispiel etwa nur schon über 100 Teigwannen in denen der Teig reifen kann. (Mitteilung Coop) | |||||||