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15.8.2010 WEEKENDNEWS 16. August 2010 Wieder Spekulationen um Getreidepreise / Wenn Fisch knapp wird, lecken Finanzhaie Blut / Pflanzenschutzmittel-Rückstände: Verbraucher wissen zu wenig / Klimaerwärmung gefährdet Reisversorgung Wieder Spekulationen um Getreidepreise An der europäischen Getreidebörse Matif nehmen die Getreidepreise Kurs auf neue Höhen, Russland verbietet vorsorglich die Weizenexporte, der Deutsche Raiffeisenverband erhöht schon mal den Prozentsatz der von ihm erwarteten Ernteausfälle gegenüber dem Vorjahr „ das alljährliche Ritual der „Preiserhöhungen sind unumgänglich“ hat begonnen. Laut US-Landwirtschaftsministerium wird die weltweite Weizenproduktion deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, und zwar um 8 Mio. t in Russland, 2,5 Mio. t in Kasachstan und 3 Mio. t in der Ukraine sowie 4,3 Mio. t in der EU-27. Auch Algerien, Brasilien, Uruguay, Kroatien und Weissrussland melden Ernteausfälle nach Wetterkapriolen. Erntesteigerungen wird es demnach voraussichtlich in den USA, Australien, Indien und Usbekistan geben. Dennoch bleibt der Saldo 15,3 Mio. t niedriger als im Vorjahr. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass die Ernte 2009 extrem hoch ausfiel und ein Teil der Lager noch gefüllt ist. Ausserdem wird es nach Einschätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums zu Angebots- und Nachfrageveränderungen kommen. Vor allem für den Fall, dass Russland sein Exportverbot verlängert, dürften die weltweiten Weizenexporte um 12 Mio. t sinken. Allerdings erwarten die Statistiker durch steigende Preise auch einen Rückgang der Importe um 5,7 Mio. t weltweit. Die globalen Weizenlager werden am Ende des Getreidejahres um 12,3 Mio. t niedriger geschätzt als im Vorjahr, mit 174,8 Mio. t aber immer noch um 49,9 Mio. t höher als 2007/2008, als die grosse Spekulationsblase die Preise in ungewohnte Höhen trieb. Aber das Karussell der Preisanheizer und Spekulanten hat sich auch in diesem Jahr bereits in Bewegung gesetzt - ganz schadlos werden ihre Bemühungen wohl nicht bleiben. (Backspiegel 13. August 2010) Hügli erwirtschaftet höheren Gewinn 13.08.2010 - (lid) – Der Nahrungsmittelhersteller Hügli konnte im ersten Halbjahr 2010 seinen Umsatz und Gewinn steigern. Der Umsatz stieg um 1,6 Prozent auf 196 Millionen Franken, wie die Nachrichtenagentur SDA schreibt. Der Gewinn stieg gar um 37,1 Prozent auf 15,4 Millionen Franken. Hügli hatte sich zuvor von unrentablen Geschäftsbereichen getrennt, was die Steigerung möglich machte. Für das Gesamtjahr rechnet Hügli mit einer Gewinnsteigerung von rund zwanzig Prozent. Bergspezialitäten online kaufen Seit Ende Mai bietet das Online-Auktionshaus ricardo.ch auch Produkte aus Berggebieten zum Kauf an. Dahinter steht der Verein Alpinavera. Nusstorte, Trockenfleisch, Berg-Gelee aus Alpenrosenblüten und weitere Leckereien aus den Bergen sind seit Ende Mai über ricardo.ch zu kaufen. Die Vermarktungsorganisation Alpinavera verkauft die Produkte zurzeit in einer Testphase. Damit soll abgeklärt werden, ob das Angebot auf ricardo.ch einem Kundenbedürfnis entspricht. Um für die Produzenten faire Preise zu erreichen, werden die Waren nicht versteigert, sondern per Fixpreis verkauft. "Wir sind ohne bestimmte Erwartungen an das Projekt herangegangen. Mit dem bisherigen Verlauf sind wir absolut zufrieden", sagt Jasmine Said Bucher, Geschäftsführerin von Alpinavera. Bisher verkaufte Alpinavera mehr als 200 Produkte und konnte seit Mai eine stetig steigende Anzahl Kunden beliefern. So konnte Alpinavera bis zum 9. August über ricardo.ch bereits einen Umsatz von rund 3'300 Franken verbuchen. "Im Sommer ist aufgrund der Ferien auf Ricardo eine eher laue Phase, wir gehen davon aus, dass im Winter das Geschäft noch besser laufen wird", meint Said Bucher. Zufrieden scheinen auch die Kunden zu sein: Die genau 100 Bewertungen bis zum 11. August sind allesamt positiv. Trotzdem hat Said Bucher auch Verbesserungspotenzial festgestellt: Kunden können derzeit keine Sammelbestellungen aufgeben, weil ein zentrales Lager fehlt. Der Käufer muss also für jedes Produkt einzeln Porto bezahlen. "Dies wollen wir in Zukunft ändern, allerdings brauchen wir dazu ein zentrales Lager und müssen auf ricardo.ch einen Shop eröffnen, was mit Investitionen verbunden ist", so Said Bucher. Im September sollen mit ricardo.ch Gespräche stattfinden, um die weitere Zusammenarbeit zu besprechen. Wenn möglich, soll für das zentrale Lager auf bereits bestehende Ressourcen zurückgegriffen werden. So könnte laut Said Bucher der kürzlich eröffnete Laden auf dem Gotthardpass im Sommer als Lager dienen. Alpinavera prüft auch Standorte im Raum Zürich, welche ebenfalls als Basis für ricardo.ch benutzt werden könnten. Bereits seit letztem Herbst bietet Alpinavera seine Produkte auch online über die Fairtrade-Organisation Gebana an. Gebana bot zuvor nur Produkte aus Übersee an. Am Bio-Marché in Zofingen knüpfte man erstmals Kontakt und fand sich bald für eine Zusammenarbeit. Im Festsortiment auf Gebana finden sich haltbare Artikel wie Tee, Sirup oder Teigwaren. Ausserdem bietet Alpinavera über Gebana zu jeder Jahreszeit ein saisonales Sortiment an. Auch mit Gebana sind die Erfahrungen durchwegs positiv, so konnte Alpinavera seit dem Start im Oktober 2009 einen Umsatz von rund 86'000 Franken erwirtschaften. (LID Jonas Ingold 13.8.2010) Weniger Fisch essen: fair-fish findet Gefolgschaft 12. August 2010 fair-fish-Blog – Seit Jahren fordern wir eine Beschränkung auf 1-2 Fischmahlzeiten pro Monat. Denn solange der Fischkonsum nicht an die vorhandenen Ressourcen angepasst wird, ist jede andere Massnahme für nachhaltigere Fischerei zum Scheitern verurteilt. Nun übernimmt erstmals eine breite Koalition von Meeresschutzorganisationen unsere Argumentation. Die von der US-amerikanischen Pew-Foundation geführte Koalition OCEAN2012, der vor allem europäische Umweltorganisationen angehören, mochte Ende 2009 zwei Forderungen von fair- fish an die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU nicht mittragen. Offenbar hat die Argumentation von fair-fish inzwischen doch überzeugt. In einer soeben publizierten Studie kommen Pew und OCEAN2012 zum Schluss, dass die EU fast doppelt soviel Fisch konsumiere, wie sie aus in ihren eigenen Gewässern und Fischzuchten gewinne. Die Studie kritisiert insbesondere, dass die EU die eigenen Fischbestände fast ganz erschöpft habe und daher immer mehr Fisch aus andern Gebieten importiere. Weniger Fisch: für den Fischhandel ist dies zunächst keine gute Nachricht. Doch was will verkaufen, wenn in vierzig Jahren laut wissenschaftlichen Prognosen kein Fisch mehr da sein wird, falls wir unser Verhalten nicht ändern? Der Verein fair-fish ruft die Branche daher auf, einen Trend zu schaffen, bei dem weniger Fisch teurer verkauft wird. Fisch muss zu einem Festessen werden. Heute ist er schlicht zu billig. Wenn Fisch knapp wird, lecken Finanzhaie Blut 12. August 2010 fair-fish-Blog - Viele kleinere Fischereibetriebe stehen vor dem Aus, weil übernutzte Fischbestände immer weniger hergeben - und gleichzeitig kostet das ebenfalls knapper werdende Erdöl immer mehr. Eine ideale Ausgangslage für potente Investoren: Wer die Konkurrenz verdrängen kann, hat gute Aussichten, von steigenden Preisen bei schrumpfendem Fischangebot zu profitieren. In dieser Absicht tun sich jetzt zwei auf ersten Blick sehr unterschiedliche Partner zusammen: Der US-amerikanische Private Equity Fond «Carlyle Group» erwarb soeben f13,6% des Aktenkapitals der «China Fishery Group Limited». Gemeinsam wollen die beiden Giganten die Fischerei «konsolidieren», was heisst: Sie kaufen kleine Fischereien und deren Fangquoten auf, um eine grosse Einheit zu schmieden, welche mit tieferen Stückkosten produzieren kann. Das ist der übliche industrielle Ansatz, der von «Synergien» spricht und dabei meint: mit weniger Personal mehr rausholen - China Fishery meldet soeben 42% Nettogewinnzuwachs. Bei begrenzten biologischen Ressourcen kann das nicht lange gut gehen - auch wenn beide Konzerne behaupten, ihre Zusammenarbeit solle «die Rolle von China Fishery als Anbieter von nachhaltigem Fisch auf dem Markt verstärken». Mehr Rechte für kleine Fischer? 12. August 2010 fair-fish-Blog - Gegenüber Vertretern artisanaler Fischerverbände bekräftigte die EU-Kommissarin für Fischerei, Maria Damaniaki, die EU brauche eine radikale Reform ihrer Fischereipolitik. Sie zeigte sich einverstanden mit der Forderung, die kleinen Fischer stärker zu unterstützen. Steinhart blieb Damaniaki aber dabei, dass die individuellen Fangquoten handelbar sein müssten, um die viel zu grosse gesamteuropäische Fangkapazität zu reduzieren. «Wir haben nicht viel Geld, und wir müssen den Besitzern der Schiffe eine Kompensation zahlen. Wenn die ihre Fischereirechte und Schiffe verkaufen können, dann können sie aus der Fischerei aussteigen.» Da fuhrwerken von der EU jahrelang subventionierte Fischerei-Industrielle ohne jede Rücksicht auf biologische Grundlagen und Grenzen - und nun soll ihnen (aber nicht ihren Arbeitern) der Abgang noch vergoldet werden! Mit der anstehenden Reform hätte es die EU in der Hand, klar zu definieren, was nachhaltige Fischerei ist, und jede andere Art des Fischfangs zu verbieten. Das würde weit weniger Arbeitsplätze kosten als das fortgesetzte Verdrängen der kleinen Fischereien vom Markt. Und es wäre vor allem die beste Garanie dafür, dass künftig nachhaltiger gefischt wird. EU-Parlament ohne Vision für vertretbare Fischzucht 12. August 2010 fair-fish-Blog - Die umständliche Entschliessung des Europäischen Parlaments «Ein neuer Schwung für die Strategie für die nachhaltige Entwicklung der europäischen Aquakultur» enthält leider nichts, was hoffen liesse, Tierwohl und Nachhaltigkeit hielten so bald Einzug in die Fischzuchtanlagen Europas. Der Beschluss lässt keine klare Richtung erkennen. Mal geht es um mehr Fischzucht, dann um mehr Nachhaltigkeit - ein strategieloses, unscharfes und unentschiedenes Papier mit dem Ziel breitestmöglicher Zustimmung. Es fehlt u. a. das Verständnis dafür, dass Tierwohl ein Ziel per se sein muss (und wäre es allein aus Qualitätsgründen). Unerwähnt bleibt daher, dass zur Verbesserung des Tierwohls beim gesamten Lebenszyklus angesetzt werden muss, von der Planung der Reproduktion bis zur Schlachtung. Wenn die EU überhaupt Gelder zur Unterstützung der Fischzucht ausgeben soll, dann für die Erforschung von Verhalten und Bedürfnissen der Fische. Gleichzeitig müsste das Parlament dafür sorgen, dass die EU nicht weiter Geld ausgibt für die Zucht von Fischarten, für die noch keine ethologischen Studien vorliegen. Pflanzenschutzmittel-Rückstände: Verbraucher wissen zu wenig (aid 11.8.2010) - Verbraucher wissen wenig über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln. Obwohl das Interesse gross ist, fühlen sie sich unzureichend informiert. Das ist das Resultat einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), an der rund 1 000 Menschen ab 14 Jahren teilgenommen haben. Das fehlende Wissen führt laut BfR zu Fehleinschätzungen: Viele Menschen nehmen die Belastung von Nahrungsmitteln mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen als grosses gesundheitliches Risiko wahr, obwohl das wissenschaftlich nicht begründet ist. Rund 70 Prozent der Befragten glauben, dass Lebensmittel keine Rückstände enthalten dürfen. Dabei sind geringe Mengen erlaubt, wenn sie gesundheitlich unbedenklich sind. Einem Grossteil der Verbraucher ist bekannt, dass Pflanzenschutzmittel die Produktivität in der Landwirtschaft erhöhen. Dennoch sehen drei Viertel der Befragten keine Notwendigkeit, diese Präparate für die Lebensmittelerzeugung einzusetzen. Um solche Wissenslücken zu schliessen, fordert das BfR eine gezielte Aufklärung der Verbraucher über Nutzen und Risiken von Pflanzenschutzmitteln. Klimaerwärmung gefährdet Reisversorgung 10.08.2010 - (lid) – Eine Studie zeigt, dass steigende Temperaturen die Reiserträge in Asien schwinden lassen. Die Studie aus den USA belegt, dass zu hohe Tagestemperaturen und hohe Nachttemperaturen die Reisernte beeinträchtigen, wie das International Rice Research Institute (IRRI) schreibt. Bis zu einer gewissen Erwärmung tagsüber wachse der Reis zwar besser, dieser Effekt werde aber durch höhere Nachttemperaturen mehr als aufgehoben. Sind die Tage ausserdem zu heiss, führt auch dies zu Einbussen bei der Ernte. Die Studie sei die erste, welche unter realen Bedingungen durchgeführt worden sei und deshalb besonders aussagekräftig, sagte Studienleiter Jarrod Welch von der University of California in San Diego. Über die nächsten Jahrzehnte werde es bei der Reisproduktion aufgrund der Klimaerwärmung zu Ausfällen kommen, wenn man nicht hitzebeständigere Sorten oder neue Produktionsmethoden entwickle, so Welch weiter. Dies hätte einschneidende Folgen, weil Reis in vielen ärmeren Ländern das Hauptnahrungsmittel darstellt. Die Studie wurde von US-Wissenschaftlern verschiedener Universitäten durchgeführt. Diese untersuchten über einen Zeitraum von 6 Jahren die Erntedaten von 227 Reisfarmen in Asien. Aus Asien stammen 90 Prozent der weltweiten Reisproduktion. | |