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Backwaren & Confiserie: Report
Backwaren & Confiserie
Schokolade-Trends

Trends an der internationalen Süsswarenmesse in Köln Ende Januar (ISM) sind dunkle Schokoladen mit hochprozentigem Kakaoanteil und herkunftsbetonte oder gesund getrimmte Produkte. Und Marketingtrends sind Merchandisingprodukte der Filmbranche, Walt Disney-Designs und natürlich Fussball, im WM-Jahr ein zentrales Thema, das sich im Produktedesign niederschlägt. Wäre 2006 nicht ein Mozartjahr, hiessen die Mozartkugeln vielleicht sogar WM-Kugeln. Fotoreportage einiger Neuheiten und weiterer Trends in Deutschland und Belgien.



Trends an der internationalen Süsswarenmesse in Köln Ende Januar (ISM):
gefärbte Schokolade bis zur Kitschigkeit (den Kindern gefällt sie trotzdem)
handwerklich anmutende Produkte (auch wenn sie industriell hergestellt sind)
Edelprodukte mit exklusiven Zutaten
Mit extravaganten Gewürzen aromatisierte Schokolade (nicht nur Zimt)
Wellness- und Functional Food-Produkte, mit gesunden Zutaten angereichert
Fettreduzierte und zuckerfreie Produkte
zusatzstoff-freie Schokolade (ohne Lecithin und Vanillin)
Fantasievolle Produktdesigns und Verpackungen
Kunstvolle Dekors und bedruckte Schokoladen (weisse Farbe dank Titandioxid)
Schokoladen mit hochprozentigem Kakaoanteil
Schokolade mit herkunftsbetontem Kakao


«Barry Callebaut» will die verborgenen Gesundheits-Talente des Kakaos fördern, welcher gesunde Polyphenole enthält - bioaktive sekundäre Pflanzenstoffe, auch als Gerbstoffe bekannt. Der Polyphenolgehalt der Neuheit «Acticoa» sei der höchste aller Schokoladen, sagt man beim Dübendorfer Couverture-Hersteller. Auch der Preis ist höher, denn dieses Produkt gilt als Functional Food. Es eignet sich für Liebhaber von sehr dunklen und eher herben Schokoladen (herb dank den Gerbstoffen). Siehe dazu: Functional Food-Schokolade

Weitere Spezialitäten von Barry Callebaut sind Bioschokolade und Magermilch-Couvertüre, die sich für fettarme Produkte eignet sowie für wärmebeständige Sommer-Pralinés, weil das weiche Milchfett fehlt.


Daskalides in Belgien: Praliné-Neuheit mit Keniakaffee. Das elegante Farbdekor ist eine Eigenentwicklung, was ebenfalls Anerkennung verdient (für solche Dekors gibt es Spezialisten wie Bombasei in der Schweiz). Daskalides gilt als eine der besten belgischen Confiserien. Aber verglichen mit gepflegten Schweizer Pralinés sind die handwerklichen Daskalides-Füllungen geschmacklich eher durchschnittlich bis langweilig und manchmal überfettet. Doch das Aussehen ist oft reizvoll.

Belgische Pralinés gelten in vielen Ländern als weltbeste, doch die Mehrheit der Konsumenten in England, Amerika oder arabischen Ländern sind wohl eher vom originellen Aussehen fasziniert als vom Geschmack. Denn Gourmets, die mittelmässige von eleganter Schokolade unterscheiden können, sind eher in der Schweiz oder Frankreich zu suchen.


Confiserie ICKX, Belgien: In Belgien ist das Färben von als Schokolade deklarierten Massen erlaubt, was dazu beiträgt, dass dies viel öfter praktiziert wird. Ferner ist die belgische schwarze Schokolade schwärzer als die Schweizerische und dennoch milder – aber nicht unbedingt eleganter. Der Grund: In Belgien verwendet man oft alkalisiertes Kakaopulver als Teilersatz für Kakaomasse. Dessen Säuren werden mit der alkalischen Pottasche abgestumpft, aber damit gehen auch viele Geschmacksstoffe verloren. Die Schweizer Schokoladefabrik Alprose im Tessin verwendet ebenfalls teilweise Kakaopulver mit demselben Effekt.


Café Tasse, Belgien: Neu: Sechuanpfeffer-Schokolade mit 54% Kakao (rote Tafel im Bild). Sie riecht und schmeckt dezent aber merkbar nach Pfeffer, ist aber nicht sehr scharf. Im Trend sind generell gewürzte Schokoladen sowie hochprozentige (bei Café Tasse bis 77%). Der unlackierte Verpackungswickel signalisiert handwerkliche Herstellung, aber die Schokolade stammt von Barry Callebaut und ist industriell hergestellt. In der Schweiz bei Merkur und Globus im Sortiment.


Reber, Deutschland: Zarte Mozartkugeln sind im Mozart-Jubeljahr 2006 eine Kampagne wert. Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) wurde vor 250 Jahren geboren, aber selbst ass er die nach ihm benannten Kugeln nie. Er hätte sie jedoch essen können, denn ein Jahr vor seinem Tod wurden sie vom Salzburger Confiseur Paul Fürst erfunden. 1905 stellte dieser seine Kreation an der Pariser Welt-Ausstellung vor und erhielt eine Goldmedaille. Allerdings vergass er die Herstellung zu patentieren, daher darf heute jeder Mozartkugeln herstellen und so benennen.

Nebst Reber produziert auch die Kraft Foods-Tochter Mirabell in Salzburg Mozartkugeln im industriellen Massstab und exportiert sie weltweit. Bei der Confiserie Fürst dagegen fertigt man die Marzipan-Gianduja-Kugeln mit Schokoladeüberzug handwerklich. Übrigens: Am 1. April berichtete der Tagesanzeiger, man habe soeben das Grab von Mozart in Florenz entdeckt. Vielleicht stand Mozart mehr auf Florentiner als auf Kugeln.


Gubor, Deutschland, ist heute eine Tochter des Genuport-Handelskonzerns (früher Barry Callebaut). Neu bei der blauen Edelmarke ist die Purissimo-Linie: angenehm weiche chocolierte Dörrfrüchte in den Sorten Ingwer und Bananen mit Zartbitter-Schokolade sowie Aprikosen in Milchschokolade.

Die Aprikosenfarbe ist allerdings mit Schwefeldioxid konserviert und daher nicht hundert prozentig «purissimo». Die Bananen dagegen sind nicht geschwefelt, daher braun wie Dörrbananen eben sind, doch abgebildet sind helle Bananenscheiben (Werbefotografen haben ihre eigenen Spielregeln). Nicht neu aber interessant: Scho-Ka-Kola, eine mit Coffein angereicherte dunkle Schokolade, als Powersnack angepriesen.


Wawi, Deutschland: Ein sexy Adventskalender nicht nur für den Herrn sondern auch für die moderne Dame. Sex sells, sagt man in der Werbebranche, auch bei Süsswaren. Die Kalenderfenster enthalten aber keine «Gummiartikel» sondern Schokoherzen.

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Schweizer Schokolade an der ISM
Süsswaren-Neuheiten

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