13.1.2011: nachrichten | ||||
13.1.2011 STS kritisiert Import-Eier und -Fleisch Kein offenes Ohr für das Tierwohl haben Aldi, Lidl und der Grossteil der Gastrobranche. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Umfrage des Schweizer Tierschutz STS.
Ein neuer Lebensmittelskandal erschüttert ganz Deutschland und nimmt fast täglich grössere Dimensionen an: Durch dioxinverseuchtes Tierfutter sind mit dem x-fachen über dem zulässigen Grenzwert belastete Eier und Schweinefleisch in den Umlauf gelangt. Das eidgenössische Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) beruhigt zwar, dass die Schweiz davon bisher nicht betroffen sei. Doch der neuerliche Fall zeigt einmal mehr, dass Billigprodukte auch ihren Preis haben: Sie gehen nämlich vor allem auf Kosten der Tiere und der Lebensmittelsicherheit für die Menschen. Label-Produkte als bedeutender Umsatzfaktor In der Schweiz scheinen immer mehr Konsumierende diesen Zusammenhang zu erkennen, indem sie bei ihrem Einkauf auf tierfreundliche Labelprodukte achten. Zumindest die beiden Grossverteiler Coop und Migros greifen diesen Trend auf, wie eine aktuelle Umfrage des Schweizer Tierschutz STS belegt. Spitzenreiter bei den verkauften Eiern ist Coop mit einem Labelanteil von 57 Prozent des gesamten Sortiments, gefolgt von Migros mit 41 Prozent Schweizer Eiern aus tierfreundlicher Bio- und Auslauf-/Freilandhaltung der Legehennen. Beim Frischfleisch haben Coop und Migros bei Poulets-, Rind- und Schweinefleisch sehr hohe Labelfleischanteile, z.T. sind Label bei Grossverteilern bereits Standard. Für die beiden Marktführer bedeutet der Sektor mit tierfreundlichen Produkten ein lohnendes Geschäft: Allein für Coop und Migros beträgt der Umsatz mit Fleisch aus Label- und Bio-Produktion rund 1,5 Milliarden Franken pro Jahr, schätzt der STS. Die beiden deutschen Discounter Aldi und Lidl verfolgen dagegen vorwiegend auf eine Strategie mit möglichst tiefen Preisen wie in ihrem Heimatland. Sie bieten entweder kein oder kaum Fleisch aus tierfreundlicher Haltung an. Aldi importiert im Gegensatz zu Lidl auch den grössten Teil der Eier. Gastronomie hinkt nach Nach wie vor kaum ein Bewusstsein für das Tierwohl herrscht in der gesamten Gastrobranche, beklagt der STS. Hier scheint einzig der Einkaufspreis für tierische Produkte zu zählen – egal, ob Fastfoodkette, einfache Quartierbeiz oder teurer Gourmettempel. Da werden bedenkenlos Importeier und -produkte, die punkto Tierhaltung nicht dem Schweizer Standard entsprechen, ja teilweise gar aus Käfigbatterien stammen, untergemischt und den ahnungslosen Gästen Fleisch aus Tierfabriken auf dem Teller serviert. Einmal mehr zeigt der aktuelle Dioxinskandal in Deutschland auch, wie im Unterschied zur Schweiz die Kontrollen der Futtermittel, Tierhaltungen und Transporte im EU-Raum lasch durchgeführt werden. Wie die Qualität solcher Produkte zu bewerten ist, die von Tieren stammen, die ihr kurzes Leben in drangvoller Enge und ständigem Stress verbracht haben und nie im Freien gewesen sind, kann sich jeder selber ausmalen. Leider steht auf der Speisekarte der Lokale kaum je geschrieben, unter welchen Bedingungen das Fleisch produziert wurde. Der detaillierte Bericht zur Umfrage ist auf www.essenmitherz.ch oder bei der STS-Geschäftsstelle (Telefon 061 365 99 99) auf Deutsch und Französisch erhältlich. (Text: STS) Resultate der Umfrage «Tierschutz und Gastronomie» Immer mehr Menschen legen bei ihrem Einkauf von Fleischprodukten Wert darauf, dass diese aus tierfreundlicher Produktion stammen und sind dafür auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Wer jedoch mit denselben Ansprüchen ans Tierwohl ins Restaurant geht, erlebt als Gast oft eine Enttäuschung: Nur wenige Restaurants nehmen auf das Tierwohl Rücksicht. Auf der Menükarte fehlt meistens jeglicher Hinweis auf ein Label, das tiergerechte Produktion garantieren würde. Stattdessen landet auf dem Teller nicht selten billiges Importfleisch aus Massentierhaltungen, das von der Produktion her nicht einmal die gesetzlichen Mindeststandards in der Schweiz erfüllt und hinter dem tierquälerische Ferntransporte der Schlachttiere stehen können. Häufig sind die Wirte über die verschiedenen Labels und Marken gar nicht richtig informiert. Der Schweizer Tierschutz STS fragte nach Fleisch und Eiern: Lediglich 52,3 Prozent der Betriebe gaben an, ein oder mehrere Menüs mit Labelfleisch anzubieten. Etwas besser aus Sicht des Tierschutzes präsentiert sich die Situation bei den Eiern. Hier gaben gar 57,4 Prozent an, ausschliesslich Boden- und Freilandeier zu verwenden. Der Schweizer Tierschutz STS fragte nach Vegetarischem: Erfreulich, praktisch alle Betriebe haben zumindestens ein Vegi-Gericht auf ihrer Menükarte. Bemerkenswert an der Auswertung der Antworten ist die Erkenntnis, dass offenbar keine erkennbaren Unterschiede zwischen Dorfbeiz und Gourmettempel bestehen, wenn es um tierfreundliche Produkte geht. Im Gegenteil: In den teuren Lokalen finden sich oft nebst anonymem Fleisch auch typische Tierqualprodukte wie Foie Gras oder Froschschenkel. (Text: www.essenmitherz.ch) | ||||