21.3.2011: nachrichten | |
21.3.2011 Forschung für Sicherheit von Kühlfrisch-Produkten Das EU-geförderte Forschungsprojekt CHILL-ON bietet neue Technologien für eine möglichst lückenlose Rückverfolgbarkeit von Chilled- und TK-Produkten entlang der Lieferkette. Backofengüggeli von Kneuss sind ein Beispiel für eine TTI-Frischeindikator-Ettikette (Marke: OnVu) Der Verzehr von Geflügel und Fisch repräsentiert einen modernen und gesundheitsbewussten Lebensstil, was zu einem enormen Wachstum von Produktion, Vertrieb und Konsum geführt hat. Deshalb müssen sowohl die Industrie als auch die zuständigen Behörden Wege finden, um die Versorgung mit sicheren Lebensmitteln zu garantieren, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu gefährden. CHILL-ON ist ein anwendungsbezogenes EU-Forschungsprojekt, das 2006 initiiert wurde, um die Qualität, Sicherheit und Transparenz in der Versorgungskette gekühlter Lebensmittel zu verbessern. Das interdisziplinäre Programm vereinte ein weites Fachwissen von der Biochemie über die Genetik, Mikrobiologie, Kühl-, Verpackungs- und Logistiktechniken bis hin zu EDV, Ingenieurwesen und Mathematik. Vom 9. bis 10. November 2010 lud der Koordinator „ttz Bremerhaven“ die 28 Partner aus 13 Ländern ein, ihre Ergebnisse beim Abschlusstreffen im Chateau de Chillon bei Montreux, Schweiz, zu präsentieren. CHILL-ON konnte Resultate vorweisen, die die Rückverfolgbarkeit, Qualität und Sicherheit von gekühlten und gefrorenen Nahrungsmitteln in der Praxis massgeblich verbessern. Mit den Zeit-Temperaturindikatoren (TTI), kostengünstigen Lebensmittel-Etiketten, die bei Temperaturveränderung oder Überlagerung die Farbe wechseln, machte das Projekt die “Frische” von Lebensmitteln sichtbar. Auch nach CHILL-ON wird weiter an einer neuen Generation von Etiketten gearbeitet, die eine drahtlose Übermittlung von Temperatursignalen über einen passiven Radiowellen-Identifikationschip ermöglichen (RFID). Der von CHILL-ON entwickelte sogenannte rf-TTI Prototyp wurde im Projekt bereits erfolgreich getestet. Es bedarf aber weiterer Forschungsarbeit, bevor der Chip kommerziell eingesetzt werden kann. Desweiteren hat CHILL-ON Richtlinien für bestmögliche Kühlpraktiken und Transportalternativen erarbeitet, um die Kühlung während der Produktion, des Transports und der Lagerung zu optimieren. Eine der grössten Errungenschaften ist eine neue Software zum Management der Versorgungskette, das TRACECHILL System. Das Ziel des Systems ist es, möglichst alle wichtigen Stationen innerhalb der Versorgungskette abzudecken und gleichzeitig den Anforderungen der EU und internationalen Standards gerecht zu werden. Hierzu gehören die kontinuierliche Temperaturbeobachtung, die Identifizierung von Temperaturanstiegen, Lebensmittelverderb und die genaue Verfolgung der Produkte. TRACECHILL vereint verschiedene Technologien, um die Kommunikation und das Datenmanagement entlang der gesamten Kühlkette zu ermöglichen. Es beinhaltet neben dem internetbasierten Versorgungsketten-Management (SCM) ein Entscheidungshilfesystem (DSS), basierend auf Voraussagen über die Mikrobiologie einzelner Produkte. Es warnt die Teilnehmer der Versorgungskette im Falle eines Temperaturanstiegs, verminderter Haltbarkeit oder ähnlichem. Weitere Technologien sind ein geographisches Informationssystem (GIS), um die genaue Position von Gütern während des Transportes zu lokalisieren sowie Sensoren, die Temperaturen erfassen und weiterleiten. Mit einem mobilen Gerät (MMU) können die Daten der Sensoren drahtlos empfangen und zu einem Server weitergeleitet werden. Die CHILL-ON Technologien wurden in den vergangenen Jahren bei Anwendungstests in verschiedenen Regionen geprüft. Zum Beispiel etikettierten Projektpartner Kabeljau aus Island und verfolgten und protokollierten ihn so bis nach Frankreich. Sie beobachteten Fisch auf seinem Weg von Chile nach Spanien oder Barsch in der gefrorenen Kühlkette innerhalb Chinas. Während der gesamten Reise der Lebensmittel wurden ihre Daten drahtlos auf einen Server übertragen und von den Forschern ausgewertet, beginnend unmittelbar nach dem Fang auf dem Schiff, weitergeführt beim ersten Verarbeitungsschritt an Land, über den Transport per Flugzeug, LKW oder Schiff bis hin zum Endverkäufer. Die Ergebnisse wurden sorgfältig analysiert, um die Systeme und ihre Funktionalität weiter zu verbessern und ihre industrielle Verbreitung sowie die Akzeptanz der Nutzer fördern. Das Risikolevel für den Konsumenten sowie die verbleibende Haltbarkeit von Lebensmitteln können nun an jedem Punkt der Versorgungskette nachvollzogen werden. Zusätzlich haben die CHILL-ON Forscher einen Schnelltest für die gefährlichsten Bakterien entwickelt, um Alarme vor Ort verifizieren zu können. “Ich bin zuversichtlich, dass die verschiedenen CHILL-ON Technologien Möglichkeiten bietet, die Sicherheit und Dokumentation von Lebensmittelversorgungsketten erheblich zu optimieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Hersteller zu verbessern“, sagt Maria Eden, Projektleiterin am ttz Bremerhaven. CHILL-ON wurde von 2006 bis 2010 vom ttz Bremerhaven koordiniert und im sechsten Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission kofinanziert. Industrielle Partner waren Afcon Industries Ltd. und Motorola Inc., Israel, Beijing Fishing Company, China, Seara Cargill S. A. und Companhia Minuano de Alimentos, Brasilien. Die teilnehmenden kleinen und mittelständischen Unternehmen waren Actvalue Consulting & Solutions, Italien, Q-Bioanlytics GmbH, Deutschland, Research relay Ltd., Grossbritannien, OSM-DAN Ltd, Israel, Freshpoint Holding, Schweiz, Chainfood b.v., Niederlande, Traceall Ltd., Grossbritannien, und Research Laboratories, Griechenland. Die Forschungs- und Entwicklungspartner von CHILL-ON waren die Landwirtschaftliche Universität China, China, Wessex Institute of Technology und die Universität Kent, Grossbritannien, Fundación Chile, Chile, die Universität Parma, Italien, Matis ohf und die Universität Island, Island, Institute for Packaging, Transport and Logistics Research, Spanien, Fundaçao Universidade Federal do Rio Grande, Brasilien, Technion-Israel Institute of Technology, Israel, die Universität Bonn und das ttz Bremerhaven, Deutschland. Um mehr über CHILL-ON und die Tests zu erfahren besuchen Sie www.chill-on.com. (Text: ttz 10.3.2011) | |