Food aktuell
30.5.2011: nachrichten
30.5.2011
BfR warnt vor pathogenen E.coli EHEC

Wegen dem derzeit bestehenden Risiko der EHEC-Keimansteckung sollen Tomaten, Salatgurken und Blattsalate vor allem in Norddeutschland weiterhin nicht roh verzehrt werden.



Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR empfiehlt derzeit weiterhin vorsorglich Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren. Diese Hinweise, die insbesondere auf in Norddeutschland erhältliche Ware abzielen, haben weiterhin Bestand, solange die Ermittlungen des Ausbruchsgeschehens andauern.

Nach Informationen des Robert Koch-Instituts steigt die Zahl der Neuerkrankungen vor allem in Norddeutschland weiter an. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Infektionsquelle noch aktiv ist. Der Nachweis von EHEC in Salatgurken in Hamburg, die unter anderem aus Spanien importiert wurden, führte zu mehreren Warnmeldungen über das Europäische Schnellwarnsystem. Noch ist nicht bewiesen, dass auf den untersuchten Gurken der gleiche EHEC-Subtyp vorhanden war wie in den Stuhlproben der Erkrankten.

Die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer ermitteln derzeit die Vertriebswege der kontaminierten Salatgurken vom Ort der Abgabe bis zum Ursprungsort. Die Ermittlungen entlang der Lebensmittelkette sollen nicht nur Verbraucher vor neuen Infektionen schützen, sondern auch klären, warum in anderen Regionen Deutschlands und Europas bisher keine oder nur vereinzelte Fälle aufgetreten sind.

Das BfR wird seine Verzehrsempfehlungen anpassen, wenn die Erkenntnisse der Lebensmittelrückverfolgung eine Eingrenzung der Infektionsquellen ermöglichen bzw. ein deutlicher Rückgang der Neuerkrankungen darauf schliessen lässt, dass die Infektionsquelle nicht mehr besteht.

Die üblichen Hygienemassnahmen, wie das Waschen und Schälen, reichen aus Sicht des BfR bei den drei verdächtigten Gemüsesorten derzeit nicht aus, da bereits geringe Keimmengen eine EHEC-Infektion auslösen können. Das Waschen von Gemüse bewirkt zwar eine Reduktion der Keimzahl, aber keine sichere Eliminierung des Erregers. Durch Händekontakt beim Schälen besteht die Gefahr der Verbreitung des Keims in der Küche.

Eine sichere Abtötung von EHEC erfolgt nur, wenn das Gemüse erhitzt wird. Der Verzehr von einem oder mehreren der genannten Lebensmittel würde im Falle einer Kontamination mit dem EHEC-Erreger einen Grossteil der HUS-Fälle erklären, dennoch ist nicht auszuschliessen, dass auch noch andere Lebensmittel als Infektionsquelle in Frage kommen. (Stellungnahme Nr. 015/2011 des BfR vom 26. Mai 2011 / http://www.bfr.bund.de)

Vorläufige Ergebnisse der EHEC/HUS-Studie

Eine vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit den Hamburger Gesundheitsbehörden durchgeführte epidemiologische Studie zeigt, dass vom aktuellen EHEC-Ausbruch betroffene Patienten signifikant häufiger rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate verzehrt hatten als gesunde Studienteilnehmer.

Es steht noch nicht fest, ob nur eines oder mehrere dieser drei Lebensmittel mit dem Ausbruchsgeschehen in Zusammenhang stehen. Vor dem Hintergrund empfehlen RKI und BfR vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren.

Der Verzehr von einem oder mehreren der genannten Lebensmittel würde einen Grossteil der HUS-Fälle erklären, dennoch ist nicht auszuschliessen, dass auch noch andere Lebensmittel als Infektionsquelle in Frage kommen. Die Studie wurde nur in Hamburg durchgeführt, so dass sie nur bedingt Aussagewert für andere betroffene Orte hat.

In die Studie aufgenommen wurden 25 Erkrankte und 96 gesunde Personen in Hamburg mit vergleichbarem Geschlecht, Alter und Wohnregion. Seit Freitag, 20. Mai 2011, wurden Patienten in Hamburger Krankenhäusern intensiv zu ihren Ernährungsgewohnheiten und anderen möglichen Infektionsquellen befragt. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, wurden auch die Verzehrsgewohnheiten von gesunden Personen in Hamburg erhoben.

Norddeutschland ist nach wie vor am stärksten betroffen. Daher ist denkbar, dass die kontaminierten Lebensmittel vorrangig dort vertrieben werden. Allerdings wurden dem RKI auch HUS-Fälle aus einigen anderen Bundesländern übermittelt, so dass auch dort kontaminierte Lebensmittel vorhanden sein könnten.

Vor dem Hintergrund des noch anhaltenden, gravierenden Ausbruchsgeschehens mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen empfehlen RKI und BfR über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus, vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren.

Wie bisher gilt, dass alle Personen mit Durchfall darauf achten sollten, dass strikte Hände-Hygiene eingehalten wird, insbesondere gegenüber Kleinkindern und immungeschwächten Personen. Die Empfehlungen zur guten Küchenhygiene, wie sie das BfR in seinem Merkblatt zur Vermeidung von EHEC-Infektionen beschreibt, behalten weiterhin ihre Gültigkeit. (Quelle: 14/2011, 25.05.2011 Gemeinsame Stellungnahme Nr. 014/2011 des BfR und RKI vom 25. Mai 2011)

Verbrauchertipps zum Schutz vor EHEC

In den vergangenen Wochen sind vorwiegend in Norddeutschland und Hessen vermehrt EHEC-Infektionen gemeldet worden. EHEC sind Escherichia (E.) coli-Bakterien, die Toxine bilden und leichte bis schwere Durchfallerkrankungen auslösen können. Das BfR hat Tipps zum Schutz vor EHEC-Infektionen zusammengefasst.

Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) kommen natürlicherweise im Darm von Wiederkäuern vor und werden mit dem Kot der Tiere ausgeschieden. Sie können direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen werden und Krankheiten auslösen. Somit gehören sie zu den zoonotischen Krankheitserregern.

EHEC-Infektionen treten weltweit auf. In Deutschland werden pro Jahr etwa 900 Erkrankungen gemeldet, die durch EHEC-Bakterien ausgelöst werden; das sind deutlich weniger Fälle als beispielsweise durch Salmonellen oder Campylobacter verursacht werden.

Allerdings können EHEC-Infektionen mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sein und zu lebenslangen Spätschäden (zum Beispiel Bluthochdruck oder Niereninsuffizienz) mit möglicherweise tödlichem Ausgang führen. Daher gehören EHEC-Bakterien zu den bedeutendsten Ursachen für bakterielle Infektionen, die über Lebensmittel übertragen werden können.

Vor dem Hintergrund des noch anhaltenden, gravierenden Ausbruchsgeschehens mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen empfehlen das Robert Koch-Institut (RKI) und BfR über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus, vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren. (siehe BfR-Stellungnahme 14/2011, 25.05.2011). Informationen und Empfehlungen zum Ausbruchsgeschehen gibt das Robert Koch-Institut. (Quelle: www.bfr.bund.de)

Copyright www.foodaktuell.ch