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23.8.2012: nachrichten
23.8.2012
Studie beweist Nutzen der MSC-Zertifizierung

Neue wissenschaftliche Studie belegt, dass Bestände mit MSC-zertifizierten Fischereien nachhaltig genutzt werden und widerlegt Kritik zum MSC-Siegel, die kürzlich laut wurde.




Gemeinsam mit 16 unabhängigen Wissenschaftlern hat der MSC eine Studie zu Beständen mit und ohne MSC-zertifizierte Fischereien herausgebracht. Sie zeigt, dass das MSC-Siegel ein verlässliches Zeichen für Fisch aus nachhaltig genutzten Beständen ist


Die von MSC-zertifizierten Fischereien genutzten Bestände sind nicht überfischt, sind in den letzten Jahren stärker gewachsen als Bestände ohne MSC-zertifizierte Fischereien und werden weniger stark befischt als diese. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die unabhängige internationale Wissenschaftler und Fischereiexperten des MSC gemeinsam durchgeführt haben [1]. Sie wird heute in dem Online-Wissenschaftsmagazin ‚PLOS ONE‘ [2] veröffentlicht und belegt, dass das MSC-Siegel Fisch aus nachhaltig genutzten Beständen kennzeichnet.

Die Analyse stellt die bislang detaillierteste quantitative Bewertung von MSC-zertifiziertem, wild gefangenem Fisch im Hinblick auf die ökologisch nachhaltige Nutzung der Zielbestände dar. Die Forscher analysierten 45 von MSC-zertifizierten Fischereien genutzte Bestände sowie 179 Bestände, die nicht von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, und verglichen deren Bestandsgrössen und Entnahmeraten. Sie berücksichtigten dabei alle Bestände weltweit, für die ausreichend Informationen über ihre Grösse, die Entnahme durch die Fischerei und über ihre Zielgrössen erhältlich waren [3]. Bei der Interpretation der Daten hielten sie sich an international anerkannte Definitionen [4].

Demnach ist keiner der von MSC-zertifizierten Fischereien genutzten Bestände überfischt, also so klein, dass die Nachwuchsproduktion oder die Erholung eines Bestandes gefährdet wäre. Die Studie widerlegt somit die Behauptung von Kritikern, die vor einigen Wochen die Strenge des MSC-Zertifizierungsstandards in Frage stellte [5].

Auch nach erfolgter Zertifizierung entwickeln sich die Bestände MSC-zertifizierter Fischereien positiv: Alle Bestände, deren Fischereien seit mehr als fünf Jahren - der Gültigkeit des Zertifikates - mit dem MSC-Siegel ausgezeichnet sind, wachsen oder sind bereits so gross, dass der maximale nachhaltige Dauerertrag erzielt werden kann.

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass Fischereien, die das MSC-Siegel beantragen, jedoch bereits an der ersten Hürde - der vertraulichen Vorbewertung - scheitern, mit gutem Grund kein Zertifikat erhalten: Ihre Bestände sind in 52 Prozent der Fälle überfischt [6].

Gerd Hubold, Wissenschaftler am Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik des deutschen Thünen-Instituts und bis Anfang 2012 Generalsekretär von ICES, dem Internationalen Rat für Meeresforschung, kommentiert: “Die für diese Studie verwendeten Quellen und Methoden sind auf internationaler Ebene anerkannt und robust. Die Studienergebnisse sind schlüssig und zeigen, dass das MSC-Siegel tatsächlich ein glaubwürdiges Zeichen für nachhaltig genutzte Bestände ist.“

Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum, fügt hinzu: „Für den MSC ist es wichtig zu kontrollieren, ob sein Programm die erwünschte Wirkung erzielt. Die neue Studie ist ein wichtiger Nachweis hierfür und die Tatsache, dass sie von so vielen unabhängigen Wissenschaftlern unterstützt wird, macht das Ergebnis umso wertvoller.“

[6] Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

• 74 Prozent der von MSC-Fischereien genutzten Bestände sind mindestens so gross, dass der Bestand am produktivsten ist, verglichen mit 45 Prozent der Bestände ohne zertifizierte Fischereien. Die übrigen 26% der von MSC-zertifizierten Fischereien befischten Bestände sind zwar nicht gross genug, um den höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrag zu liefern, befinden sich aber in sicheren biologischen Grenzen, das heisst über ihrem Grenzwert.

Die Fischereien auf diese Bestände unterliegen strengen Plänen, welche die Bestände wieder auf die gewünschte Grösse aufbauen sollen. Der Fortschritt wird jedes Jahr überprüft. Die Fischereien auf Dorsch in der östlichen Ostsee folgten bis zur Erholung des Bestandes beispielsweise einem strengem Wiederaufbauplan: Der Fischereidruck wurde in den letzten fünf Jahren um 80 Prozent reduziert und das Gewicht der Erwachsenentiere hat sich im selben Zeitraum verfünffacht.

• Die Grösse der Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien genutzt werden, ist in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 46 Prozent gewachsen. In einigen Fällen sind die Zunahmen unmittelbar auf das Erfüllen von Zertifizierungsauflagen zurückzuführen, in anderen Fällen hat ein bereits vorbildliches Management, zusammen mit hohen Bestandszahlen und günstigen Umweltbedingungen, die Zertifizierung erleichtert. Die Bestände ohne zertifizierte Fischereien haben im selben Zeitraum um nur neun Prozent zugelegt.

• Keiner der Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, ist überfischt (nach international anerkannten Definitionen), liegt also unterhalb jener Grösse, wo der Bestand Schwierigkeiten hat, sich zu vermehren und wieder aufzubauen. Bei einem einzigen Bestand (Sardine in der Biskaya) zeigte sich in der jährlichen Kontrollüberprüfung nach erfolgter MSC-Zertifizierung, dass er unter diese Grenze gefallen war. Das MSC-Zertifikat dieser Fischerei wurde deshalb im Januar 2012 ausgesetzt und bleibt ungültig, bis der Bestand wieder auf eine angemessene Grösse angewachsen ist.

MSC über sich selbst

Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine internationale gemeinnützige Einrichtung, die hilft, den Markt für Fisch und Meeresfrüchte nachhaltig zu gestalten. Der MSC verwaltet das einzige ökologische Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm für Fischereibetriebe des Wildfangs, das sowohl den „Code für vorbildliches Setzen sozialer und ökologischer Standards” von ISEAL wie auch die FAO-Kriterien für Fischereizertifizierungen erfüllt. Die „Richtlinien für die Öko-Kennzeichnung von Fisch und Fischereiprodukten aus mariner Fischerei“ der FAO fordern von glaubwürdigen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogrammen:

- objektive, unabhängige Fischereibewertungen basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen,

- transparente Prozesse, die eine Konsultation mit Externen und die Möglichkeit zur Einspruchnahme umfassen,

- Standards, welche die Nachhaltigkeit der Zielspezies, der Ökosysteme und der Managementpraktiken berücksichtigen.

Der MSC hat Büros in London, Seattle, Tokio, Sydney, Den Haag, Madrid, Glasgow, Paris, Stockholm, Berlin und Kapstadt.

Insgesamt nehmen über 280 Fischereibetriebe am MSC-Programm teil. 174 sind derzeit zertifiziert und 112 befinden sich in Bewertung nach MSC-Standard. Weitere 40 bis 50 durchlaufen eine vertrauliche Vorbewertung. Zertifizierte Fischereien fangen knapp zehn Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa elf Prozent des weltweiten Fischfangs entspricht. Weitere Informationen unter www.msc.org (Text: MSC)

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