1.5.2014: nachrichten | ||
1.5.2014 Schweinefleisch und Wurst werden teurer Die Metzgereien beklagen einen starken Rohstoff-Preisanstieg. Der übermässige Margendruck sei nicht mehr länger haltbar, d.h. Preisanpassungen dringend nötig.
Der seit 2012 erfolgte Anstieg der Schlachttierpreise insbesondere bei den Schweinen (+ 30%), aber auch bei den Kühen (+ 9%) führte in letzter Zeit bei den nahezu konstant bleibenden Preisen an der Verkaufsfront sowohl bei den grösseren Fleischverarbeitern wie auch den gewerblichen Metzgereien zu einer massiven Einengung des finanziellen Spielraumes. Diese Entwicklung ist für die Betriebe nicht mehr länger verkraftbar. Demzufolge erachtet der Schweizer Fleisch Fachverband mittlere Preiserhöhungen bei Schweinefleisch von 15% und bei Wurstwaren von 10% für nötig. Nur unter diesen Voraussetzungen wird es auch in Zukunft möglich sein, den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten Fleisch bzw. Fleischwaren in ausreichenden Mengen anzubieten, die auch den Anforderungen an das Tierwohl, die Regionalität und die hohe Produktequalität gerecht zu werden vermögen. Verstärkt macht der fleischverarbeitenden Branche die Tatsache zu schaffen, dass bedingt durch die unterschiedlichen Preisentwicklungen auf den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette der finanzielle Spielraum im Metzgereigewerbe, aber auch bei den grösseren Fleischverarbeitern unter äusserst starken Druck gekommen ist. Verantwortlich hierfür ist vor allem der seit 2012 aus diversen Gründen erfolgte kräftige Anstieg der Schlachttierpreise. Diese fallen bei den Schweinen bedingt durch die Marktsituation (Angebot und Nachfrage) mit mehr als einem Franken pro kg Schlachtgewicht bzw. rund 30% besonders stark ins Gewicht. Wegen der anhaltend sinkenden Kuhbestände – als Folge des tiefen Milchpreises, wahrscheinlich aber auch aufgrund der ersten negativen Auswirkungen der Agrarpolitik 2014-2017 – resultierte auch bei den Kühen ein mit über 70 Rappen pro kg Schlachtgewicht bedeutender Preisanstieg. Beim Schweinefleisch, das als Hauptfleischart rund 45% des gesamten Fleischkonsums ausmacht, konnte beim Frischfleisch an der Ladentheke bislang nur ein kleiner Teil des markanten Preisaufschlages beim Rohmaterial weitergegeben werden. Zudem sind hier in letzter Zeit auch Verschiebungen der Preisrelationen zwischen einzelnen Teilstücken festzustellen. Noch ausgeprägter zeigt sich dies bei den mengenmässig bedeutendsten Wurstwaren, bei welchen trotz der Erhöhung der Wurstfleischpreise um 10 bis 25% die mittleren Detailhandelspreise bis Ende 2013 praktisch unverändert blieben bzw. erst seit anfangs 2014 eine gewisse Bewegung nach oben zeigen. Während auch bei den Kühen die mittleren Schlachttierpreise zwischen 2012 und 2013 um mehr als 9% anstiegen, schwankten sie bei den übrigen Tieren der Kategorie Rind im selben Zeitraum im Bereich von 1 bis 2%. Bei den durchschnittlichen Detailhandelspreisen für Rindfleisch resultiert seit 2010 ein steter Anstieg um insgesamt 3 bis 5%, der ebenfalls nur einen Teil der Preiserhöhungen bei den Rohmaterialpreisen aufzufangen vermag. Zunehmende Margenverengung wird existenzbedrohend Diese bedrohliche Entwicklung wird auch durch zahlreiche Rückmeldungen aus der SFF-Mitgliedschaft der letzten Zeit bestätigt. Diese weisen eindringlich darauf hin, dass die Differenz zwischen Verkaufserlösen und Rohmaterialpreisen und damit die Möglichkeit zur Generierung der für jedes Unternehmen lebensnotwendigen Margen seit 2012 massiv zurückgegangen sind. Auch warnen sie davor, dass die derzeitige Situation angesichts von diversen vorgenommenen Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen über kurz oder lang so nicht mehr haltbar ist. Dies trifft nebst dem einzelnen gewerblichen Metzger selbstverständlich auch für die grösseren Fleischverarbeiter zu, die sich gerade in den letzten Monaten gegenüber den grossen Detailhandelsketten für entsprechende Preiserhöhungen einsetzten, damit im aktuellen Marktumfeld aber leider meist nur beschränkten bzw. keinen Erfolg hatten. Auf die Dauer ist der zunehmende Margenabbau nicht mehr verkraftbar, weshalb die grösseren Detailhandelsketten – wollen sie sich auch in Zukunft auf eine kompetente einheimische Fleischbranche mit hochqualitativem Fleisch und Fleischprodukten aus der Schweiz abstützen – nicht darum herum kommen werden, ihren Lieferanten die dringend notwendigen Preisaufschläge zuzugestehen. Dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass die Fleischeinkäufe in der Schweiz gemäss den Haushalterhebungen des Bundesamtes für Statistik nur rund 2% des mittleren Haushaltsbudgets der Konsumentinnen und Konsumenten ausmachen. In einer solchen Situation ist es (auch zwecks vermehrter Schaltung von Aktionen) die falsche Strategie, innerhalb des einzelnen Abnehmers mehrere Konkurrenzofferten rein auf der Basis der Preise gegeneinander auszuspielen bzw. auf den „First Mover“ zwischen den einzelnen Detailhändlern zu warten. Eine solche Zielvorgabe kann folglich nicht mehr länger zielführend sein. Auf der Grundlage der aufgezeigten Entwicklungen zwischen 2012 und 2013 erachtet es der SFF als notwendig, dass sowohl der Detailhandel wie auch der Ausserhausverpflegungsbereich per sofort für Schweinefleisch (frisch und Produkte) Preiserhöhungen von durchschnittlich 15% vornehmen. Für Wurstwaren geht er zudem von einer Erhöhung der mittleren Verkaufspreise um 10% aus, was beispielsweise pro 100 g Cervelas rund 15 Rappen und pro 100 g Wienerli bzw. Schweinsbratwurst rund 22 Rappen ausmacht. Beim Rindfleisch dürften sich in naher Zukunft ebenfalls Preiserhöhungen aufdrängen, da aufgrund der strukturell bedingten Reduktion der Anzahl Milchkühe zumindest mittelfristig auch die Bestände an Bankvieh (Rinder, Muni und Ochsen) und Kälbern sinken und damit zu einer Angebotsverknappung führen dürften. (Text: SFF 30.4.2014) | ||