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16.4.2015 KURZNEWS 16. April 2015 Fördern Emulgatoren Darmentzündungen? Gentech-Hefe liefert teures Grapefruitaroma Multis verschlafen den Bio-Trend Fördern Emulgatoren Darmentzündungen? Emulgatoren stecken in Speiseeis, Schokolade, Wurstwaren, Fertiggerichten und Brot und verbessern die Konsistenz von Lebensmitteln, die Fett und Wasseranteile enthalten. Emulgatoren stören aber offenbar die Darmflora und fördern so Entzündungen im Darm ebenso wie Übergewicht. Forscher um Benoit Chassaing (Georgia State University) haben Mäusen die Emulgatoren Polysorbat 80 (E 433) und Carboxymethylcellulose (E 466) in das Trinkwasser gemixt. Bei der anschliessenden Untersuchung der Tiere hatte sich die Zusammensetzung der Darmflora verändert. Die als günstig geltenden Bakterien aus der Ordnung der Bacteroidales wurden weniger, Spezies wie die Schleim abbauende Form Ruminococcus gnavus oder entzündungsfördernde Proteobacteria nahmen zu. Normalerweise halten Darmbakterien strikt Abstand zu den Wänden des Darms – sie sind durch eine Schleimschicht von ihnen getrennt. Dieser Abstand hatte sich unter dem Einfluss der Emulgatoren aber halbiert. Mitunter hatten Darmbakterien direkten Kontakt zu den Zellen der Darmwand. Dazu Benoit Chassaing (Georgia State University): „Mäuse, die aufgrund ihrer genetischen Ausstattung für Darmentzündungen empfänglich waren, entwickelten heftige Entzündungen im Dickdarm ‒ bei weniger sensiblen Tieren war diese Reaktion zwar nur leicht ausgeprägt, dafür fanden sich bei ihnen Anzeichen eines metabolischen Syndroms (Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberprobleme).“ (Nature (2015, DOI: 10.1038/nature14232) - Behrs 16. April 2015) Forscher warnen vor Zuckercouleur in Softdrinks Das bei der Herstellung von Zuckerkulör entstehende 4-Methylimidazol (4-MEI) könnte bei regelmässigem Konsum karzinogen wirken. Forscher um Keeve Nachmann (Johns Hopkins University) haben errechnet, dass schon bei täglichem Konsum von einer Dose eines Softdrinks eine zusätzliche Krebserkrankung pro 100.000 Konsumenten ausgelöst werden könnte. Bestimmte Herstellungsverfahren des Farbstoffes Zuckerkulör fördern die Entstehung von 4-MEI. Im Tierversuch förderte 4-MEI die Entwicklung von Tumoren. Seit 2012 müssen in Kalifornien per Gesetz Limonaden mit erhöhten 4-MEI-Werten als potenziell krebsauslösend gekennzeichnet werden. Einige Produzenten verwendeten in der Folge Zuckerkulör, bei dessen Herstellung geringere 4-MEI-Mengen entstehen. (16. April 2015 behrs) Gentech-Hefe liefert teures Grapefruitaroma Biotech-Forschungszentrum entwickelt eine Methode, teures Grapefruit-Aroma Nootkaton mit einer „Turbohefe“ aus billigem Zucker herzustellen. Die vielfältige, gesunde Substanz kommt in Erfrischungsgetränken, Pharmaprodukten oder als Insektenschutzmitteln zum Einsatz. Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) nutzt die positiven Möglichkeiten der synthetischen Biologie. Die Herausforderung der Biotechnologen Tamara Wriessnegger und Harald Pichler in Graz war, Nootkaton mit Hilfe von Hefezellen in grossen Mengen herzustellen. Die Substanz ist teuer (mehr als 4000 Euro pro Kilo) und kommt nur in winzigen Mengen in Grapefruits vor. Gleichzeitig ist der Bedarf gross, denn Nootkaton wird als hochwertiger, natürlicher Aromastoff in Millionen Litern Erfrischungs- und Lifestyle-Drinks ebenso eingesetzt wie als Biopharmazeutikum oder als natürliches Insektenschutzmittel. „Wir haben neue Geninformationen in die Hefe Pichia pastoris eingebaut, damit sie Nootkaton aus Zucker herstellen kann“, erklärt acib-Forscherin Tamara Wriessnegger. Das Erbgut der Produktionshefe wurde um vier Fremdgene erweitert, die aus der Schotenkresse Arabidopsis thaliana, dem Ägyptischen Bilsenkraut, der Nootka-Scheinzypresse und aus der Bäckerhefe stammen. Letztendlich führt das Aroma einer Grapefruit zu Millionen Litern an Saft. Denn mit Hilfe der neuen Gene ist die Hefe in der Lage, den hochwertigen, natürlichen Aromastoff (mehr als 4000 Euro pro Kilo) günstig und in brauchbaren Mengen aus Zucker (ein Euro pro Kilo) herzustellen. Wichtig ist die Substanz für die Lebensmittel-, Pharma- und chemische Industrie, weiss Harald Pichler. Als Insektizid wirke es gegen Zecken, Moskitos oder Wanzen. Im medizinischen Umfeld habe sie Aktivität gegen Krebszelllinien gezeigt. In Kosmetika schätze man den guten Geruch, in Erfrischungsgetränken den Geschmack. Weil die natürlichen Quellen den Bedarf nicht decken können, ersetzt die acib-Methode die chemische Synthese – einen energieaufwändigen, alles andere als umweltfreundlichen Prozess. Auch die gängige Biotech-Variante mit Valencen als Ausgangsstoff ist unterlegen, weil Valencen teurer als Zucker ist und chemisch synthetisiert werden muss. Pichler: „Mit unserem Verfahren lässt sich das teure und wichtige Terpenoid Nootkaton erstmals industriell in brauchbaren Mengen umweltfreundlich und Ressourcen schonend produzieren.“ (http://www.acib.at, Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) 13.4.2015) Neue Magerfleischanteil-Schätzformeln Im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft führt Proviande seit 2000 im Rahmen einer Leistungsvereinbarung die neutrale Qualitätseinstufung der Schlachtkörper in allen Schlacht- betrieben mit mehr als jährlich 1‘200 Schlachteinheiten durch. Bei den Schweinen wird die Qualität anhand des Magerfleischanteils MFA bestimmt. Der Magerfleischanteil muss mit einer vom BLW zugelassenen Messmethode ermittelt und mit einer entsprechenden Schätzformel umgerechnet werden. Im Rahmen eines von Proviande in Zusammenarbeit mit dem Max-Rubner-Institut Kulmbach (D) durchgeführten Zerlegeversuchs von Schweineschlachtkörpern wurden 2014 die aktuellen Schätzformeln überprüft. Dabei zeigte sich, dass der mit den heutigen Formeln geschätzte Magerfleischanteil bei allen Geräten und Methoden nicht mehr mit dem effektiven Anteil über- einstimmt. Die Formeln mussten deshalb wissenschaftlich neu berechnet werden, damit der Entwicklung in der schweizerischen Schweinezucht, -fütterung und -haltung Rechnung getra- gen werden kann. Gleichzeitig führte Proviande das technische Verfahren für die Zulassung der neusten Autofom-Generation Typ III durch. Aufgrund der geänderten Schätzformeln und der Zulassung von Autofom III musste die Ver- ordnung des BLW vom 23. September 1999 entsprechend angepasst werden. Sie tritt am 1. Mai 2015 in Kraft und wird am 4. Mai in der ganzen Schweiz für alle Geräte umgesetzt. Die Änderung der Schätzformeln machte es zudem nötig, die Preismaske für Schlachtschweine anzupassen. Eine Arbeitsgruppe von Proviande erarbeitete mit den Branchenpartnern (Produzenten, Handel, Verarbeiter) gemeinsam einen entsprechenden Entwurf, der von der Kommission Märkte und Handelsusanzen und vom Verwaltungsrat verabschiedet wurde und am 4. Mai 2015 ebenfalls umgesetzt wird. (Proviande 13.4.2015) Mehr als zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag sind riskant Bittere Aprikosenkerne werden seit einiger Zeit verstärkt, insbesondere über das Internet, zum direkten Verzehr angeboten. Teilweise wird damit geworben, dass sie gegen Krebs helfen sollen; wissenschaftlich belegte Heilwirkungen liegen jedoch nicht vor. Vielmehr kann es durch den Verzehr von bitteren Aprikosenkernen zu schweren Vergiftungen kommen, die bei grösseren Mengen tödlich verlaufen können. Die toxische Wirkung von bitteren Aprikosenkernen ist auf den Inhaltsstoff Amygdalin zurückzuführen. Aus Amygdalin wird während des Verzehrs und bei der Verdauung Blausäure (Cyanid) freigesetzt. Geringe Mengen kann der Körper durch Stoffwechselvorgänge entgiften. Als unbedenklich bezüglich akuter Vergiftungserscheinungen lässt sich die Menge von zwei grossen bitteren Aprikosenkernen bei Erwachsenen abschätzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern deshalb, nicht mehr als zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag zu verzehren oder völlig auf den Verzehr zu verzichten. Aus Sicht des BfR sollten die Verpackungen von bitteren Aprikosenkernen, die für den direkten Verzehr bestimmt sind, mit Hinweisen auf mögliche Gesundheitsrisiken und die empfohlene maximale Verzehrsmenge gekennzeichnet sein. Zum Schutz von Kindern vor dem Verzehr grosser Mengen bitterer Aprikosenkerne sollten diese nur in kleinen Packungen angeboten werden. (Stellungnahme Nr. 009/2015 des BfR vom 7. April 2015) PRESSESCHAU Multis verschlafen den Bio-Trend Für Sie gelesen in der Sonntagszeitung: Laut Jon Cox, Chefanalyst beim Wertpapierhändler Kepler Cheuvreux, agierten die Multis zu träge. «Die grossen Nahrungsmittelkonzerne haben gleich mehrere Trends verpasst. Dazu gehören Bioprodukte» Kleinere Anbieter seien dagegen in Europa und den USA längst auf diese Trends aufgesprungen und hätten gegenüber den Grosskonzernen die Nase vorn. Im Heimmarkt von Nestlé zeigt sich das exemplarisch. Allein Coop hat 1700 Bioprodukte im Sortiment. Der Grossteil davon sind verarbeitet, von der Dosensuppe bis zur Tiefkühlpizza. 2014 erzielte Coop damit über eine Milliarde Franken Umsatz. Von Nestlé stammen die wenigsten. Der Multi bietet in der Schweiz weniger als 20 Produkte in Bioqualität an. Die Artikel hätten im Konzern bisher keine Priorität, sagte Schweiz-Chef Eugenio Simioni am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Februar. Beim Konkurrenten Unilever, zu dem auch die Marke Knorr gehört, sieht es noch magerer aus. Das Unternehmen hat hierzulande gerade mal vier Bioartikel in den Regalen der Supermärkte stehen. Jon Cox sieht bei den Multis Handlungsbedarf. «Wenn die grossen Konzerne nicht versuchen, den Trends zu folgen, werden sie zunehmend an Bedeutung verlieren und stagnieren.» Dabei müsse auch eine Kannibalisierung mit dem bestehenden Produktsegment in Kauf genommen werden. Noch vor einigen Jahren hatte sich Nestlé-Präsident Peter Brabeck herablassend über Bio geäussert und stattdessen die Vorzüge von gentechnisch veränderter Nahrung gelobt. Brabeck warnte 2011 in einem Interview im «Wall Street Journal» gar vor Bionahrung. «Wie viele Leute sind schon an Lebensmittelvergiftung wegen Bionahrung gestorben und wie viele wegen gentechnisch veränderter Produkte?», sagt er 2011 und verwies damit auf mehrere Todesfälle in Deutschland nach dem Verzehr von mit Coli-Bakterien verseuchten Biosprossen. Dagegen sei Gentechfood harmlos und dessen Herstellung hochproduktiv. Die Konsumenten setzen die Prioritäten offensichtlich anders. Nestlé und anderen Multis bleibt nichts anderes übrig, als auf den Trend zu reagieren, der hin zu natürlicheren Produkten geht. Analysten sind allerdings skeptisch, ob das im Fall von Nestlé so schnell gelingen wird. (SZ 12.4.2015 www.sonntagszeitung.ch) TAGUNGSTIPP Veranstaltung zum neuen Lebensmittelgesetz Am 27. Mai 2015 informiert GS1 Schweiz in Olten über Stammdatenprojekte, das neue Gesetz und wie es eingehalten werden kann. Die Fachverbände Promarca, fial, VSV und SwissRetail sowie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) unterstützen die Veranstaltung. Sie erhalten Antworten auf diese und weitere Fragen: • Welche gesetzlichen Neuerungen kommen auf Sie zu und welchen Einfluss haben diese? • Wie können die neuen Anforderungen in Ihrer Unternehmung umgesetzt werden? • Sind Stammdaten nicht gleich Stammdaten? Wo sind die Unterschiede? • Rezepturänderung – und jetzt? Was muss wann beachtet werden? • E-Commerce, Mobile, Multichannel und Omnichannel sind die Schlagworte dieser Tage. Wir zeigen Ihnen, warum Stammdaten hier so wichtig sind. • GS1 stellt Lösungen vor, wie die neuen Lebensmittelgesetze erfüllt werden können. Mittwoch, 27. Mai 2015 im Stadttheater, Olten, 9h bis 16.30. Informationen, Kosten & Anmeldung: www.gs1.ch/deklaration3.0 | |