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20.10.2015 KURZNEWS 20. Oktober 2015 Lidl sucht kleine Spezialitäten-Hersteller / Alcopops boomen und machen Jugendliche abhängig / Kommentar: Der Staat verbietet fast alles, was Spass Lidl sucht kleine Spezialitäten-Hersteller 19.10.2015 – (lid) – Lidl sucht für das neue Konzept "klein aber fein" kleine Produzenten, die Spezialitäten herstellen. Diese können sich bei Lidl bewerben, ausgewählte Betriebe erhalten dann die Möglichkeit, ihre Ware in Rahmen von Aktionswochen in der ganzen Schweiz zu verkaufen. Mit dem Konzept gebe Lidl Schweiz kleinen Produzenten die Chance, sich und ihr Produkt in der ganzen Schweiz zu zeigen, heisst es in einer Medienmitteilung. Für die Produzenten der oft handwerklich hergestellten Spezialitäten entstehe kaum zusätzlicher Aufwand. So erhebt Lidl keine Listungsgebühren und die Produkte werden im Marken- und Verpackungsauftritt der Produzenten verkauft. Nur den Transport zu den Verteilzentren müssen die Produzenten selbst organisieren. Bereits vorgestellt wurde das Projekt verschiedenen Branchenverbänden aus der Landwirtschaft. Urs Schneider, stv. Direktor des Schweizer Bauernverbandes, begrüsst gemäss Mitteilung das Projekt. Umgesetzt werden soll es im Frühjahr 2016. Interessierte Produzenten können sich unter www.kleinaberfein-lidl.ch informieren und bewerben. Emmentaler drosselt Produktion auf 50 Prozent 19.10.2015 – (lid) – Die Produzenten von Emmentaler AOP dürfen ab November nur noch 50 Prozent der Basismenge produzieren. Dies aufgrund eines neuerlichen Absatzrückgangs im Ausland. Die Produktionsfreigabe wird per November 2015 von 60 auf 50 Prozent gesenkt, berichtet der "Schweizer Bauer" in seiner aktuellen Ausgabe. Grund dafür seien rund 400 Tonnen Absatz, die Emmentaler AOP im August und September im Ausland verloren habe. Gegenüber dem "Schweizer Bauer" erklärte Christoph Räz, Vizepräsident der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland, der Verlust habe ausschliesslich im Ausland und insbesondere in der EU stattgefunden. In die Produktionsfreigabe von 50 Prozent sei eine vorsichtige Verkaufsprognose eingeflossen. Alcopops boomen und machen Jugendliche abhängig Alkoholische Getränke werden immer süsser, weil die Industrie grosses Umsatzpotenzial in der "Energy-Drink-Generation" sieht. Kreationen mit Sirup und Aromen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit und geben den Trend an. "Wir leben in einer Zeit, in der junge Leute nicht mehr das trinken, was ihre Eltern auswählen. Es wird experimentiert und das ist auf dem Markt spürbar", sagt Craig Clarkson von Heineken. Der Marktumsatz von süssen Alkoholgetränken hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. "Der süsse Geschmack erinnert oft eher an Fruchtsäfte und macht vergessen, dass ziemlich viel Alkohol in den Drinks steckt. Die Kombination aus Zucker und Alkohol stellt zudem ein kalorisches Problem dar, das sich rasch auf der Waage bemerkbar macht. Der Bauch schwillt und Alkoholabhängigkeit droht", erklärt Ernährungsexperte und Autor Sven-David Müller. Junge Menschen konsumieren immer seltener klassische Weine oder Biere, sondern greifen zu Mixgetränken und mit Süssungsmitteln versehenen Kreationen. Grosser Beliebtheit erfreuen sich zum Beispiel sehr fruchtige Weine, Wodka und neue Biere, in die Sirup oder Zucker hinzugefügt werden. Eine Generation, die an Energy-Drinks und viel Süsse in Produkten gewöhnt ist, greift auch in Feierlaune gerne darauf zurück. "Der Geschmack von Energy-Drinks scheint vielen Menschen, insbesondere der jüngeren Generation, so lecker zu schmecken, dass sie den Kalorienreichtum und den Alkoholgehalt nicht mehr beachten. Dieser Tendenz setze ich in der Beratung leckere Saftschorlen oder Mocktals entgegen", so Müller. Die süssen Produkte beinhalten in den meisten Fällen sogar mehr Zucker als bereits als kleine Sünde deklarierte Getränke wie Coca-Cola. Mediziner sehen hier einen alarmierenden Trend, denn bereits 13 Prozent der Weltbevölkerung sind fettleibig. "Zucker kann im Übermass die Gesundheit schädigen. In Mengen von bis zu 50 Gramm am Tag ist für Erwachsene nicht mit negativen Auswirkungen zu rechnen", erklärt Müller abschliessend. "Der Red-Bull-Jahrgang wird nun erwachsen und beginnt, Pubs und Bars zu besuchen. Somit wird der Alkohol auch süsser. Ganz konträr zur aktuell vorherrschenden Zucker-Debatte sind Kalorien beim Trinken sehr hoch", schreibt auch das Magazin "The Grocer", das im Rahmen eines Reports regelmässig ein Ranking der beliebtesten Alkoholgetränke veröffentlicht. Das Bier "Desperados" erfreut sich zum Beispiel mit seinem Tequila-Geschmack immer grösserer Beliebtheit und machte in der diesjährigen Statistik schon 18 Plätze gut. Neben Wasser und Bier ist der Hauptbestandteil des Getränkes Glukosesirup. (pressetext 14.10.2015) Gastro-Riese Eataly kommt in die Schweiz Das italienische Gastro-Unternehmen Eataly setzt zum Sprung in die Schweiz an. Über ein Joint Venture mit Signa Retail sind hierzulande erste Standorte geplant, wie Recherchen der «Handelszeitung» ergeben haben. «Eataly ist zurzeit das spannendste Food-Konzept in Europa», sagt Stephan Fanderl, Geschäftsführer von Signa Retail. «Wir holen es jetzt nach Deutschland, Österreich und in die deutschsprachige Schweiz.» Zum Unternehmen Signa des millionenschweren österreichischen Investors René Benko gehören der deutsche Warenhaus-Konzern Karstadt, die Sportartikelkette Karstadt Sport sowie die deutschen Luxus-Warenhäuser der KaDeWe Group. Eataly betreibt Markthallen mit integrierten Restaurants und vereint so Handel und Gastronomie. Gegründet wurde das Unternehmen 2004 von Oscar Farinetti. Seine Firma betreibt aktuell weltweit 26 Standorte und setzt jährlich 440 Millionen Franken um. Zur genauen Zahl und zu den Örtlichkeiten will sich die Firma noch nicht äussern, der Businessplan sieht «mindestens fünf Standorte bis 2021» vor. Farinetti, der letzten Monat an der Handelstagung des Gottlieb Duttweiler Institute in Rüschlikon ZH auftrat, nannte Zürich und Genf als mögliche Ziele für seine Kette. Experten sehen vor allem Zürich und Basel als mögliche Standorte. (Handelszeitung 14.10.2015) Brezelkönig macht gemäss Kassensturz die besten Brezel Der «Kassensturz» hat in einer Brezel-Degustation Produkte von Grossverteilern, Bäckereien und von bekannten Brezelständen gegeneinander antreten lassen. Am Oktoberfest im Hauptbahnhof Zürich trafen sich fünf Juroren zur Brezel-Degustation. Am besten schmeckte den Degustatoren das Produkt von Brezelkönig. Die Degustatoren lobten die teuersten Brezeln im Test für den typischen, aromatischen Geschmack und für den schönen Biss. Gesamtnote: 4,9. Auffällig: Bei einigen Anbietern gibt es grosse Unterschiede von einer Brezel zur nächsten. Bei der Coop-Brezel (Note 4,0) zum Beispiel war bei einzelnen Gebäckstücken das Laugenaroma zu schwach, bei anderen ausgewogen. Bei der Migros (Gesamtnote 4,4) wiederum waren einige Brezel zu teigig und andere eher zu trocken gebacken. Manche Produkte lassen das typische Brezelaroma vermissen. Am heftigsten fällt die Kritik bei einer marktführenden Grossbäckerei aus: Die Bierbrezel «bayrische Art» erinnert Juror Franz Marty «eher an gelaugtes Ruchbrot». Andere Degustatoren notieren: «zu fest», «kaum Laugenaroma», «zu starke Hefenote». Die Bewertung: nur Note 3,4. (Volltext: www.srf.ch > Kassensturz, Sendung 6.10. 2015) KOMMENTAR Der Staat verbietet fast alles, was Spass Von Prof. Dr. Beda M. Stadler: Es war mir als Kind Trost, dass die Tellerreste im Restaurant oder die alten Stückli beim Konditor in Milchbränten landeten und zu Schweinefutter wurden. In meiner kindlichen Vorstellung lebten die Schweine dadurch sozusagen im Schlaraffenland. Die EU hat im 2006 ohne ein Schwein zu fragen die Schweinesuppe verboten. Wie so oft und selbstverständlich hat die Schweiz diese EU Gesetzgebung übernommen und seit 2011 fressen die Schweine in der Schweiz weiss der Teufel was, vielleicht, oh Schreck, sogar Sojaschrot. Die Schweinesuppe illustriert aber eigentlich nur, dass es uns Bürgern ähnlich ergeht. In der Jugend bedeutete dies am Freitag nur Fisch obwohl die Fischstäbchen noch nicht einmal erfunden waren und es hiess unfreiwillige Abstinenz in den Fastenwochen. Das Genussverbot für die Schweine kam allerdings zu einer Zeit, als mir schon klar war, dass die Moral nicht von oben oder Gott kommt, sondern ein evolutionäres Programm ist. Die eigenen Werte wurden in der Folge dann aber sogar grausamer als die göttlichen Vorgaben. Es waren die Vorstellung von Schönheit und Gesundheit, also das Idealgewicht, das einem so manchen Genuss vereitelte. Steht man sich selber vor dem Glück, reagiert man anscheinend umso empfindlicher auf jeden der sich zusätzlich einmischt. Im Alter, geheilt von Religion und Schönheitsidealen, gibt es immer noch genügend andere Mächte, die mir den Genuss ausreden wollen. Relativ hoch in der Hitliste der Miesepeter steht der Staat mit seinem BAG, das im harmlosesten Fall die Zimt Weihnachtsguetzli zu potentiellen Gift macht. Neuerdings will der Staat mit neuen Vorschriften aus uns Bürgern fitte und zuckerbefreite Bürger machen, als ob dies seine Rolle wäre. Da der Staat fast alles verbietet, was uns Spass macht, und dies diesmal beim Zucker nicht möglich ist, wird er mit aller Voraussicht Steuern auf dem Zucker einführen. Es ist zu simpel, bloss auf den Staat zu schimpfen, da oft die Produzenten selber eine dubiose Rolle spielen. Die EU Vorschriften zu den gekrümmten Gurken waren lange Zeit das Paradebeispiel für staatliche Willkür. Als die EU diese Regelungen rückgängig machen wollte, stellten sich als erste die Produzenten stur, weil sie sich daran gewöhnt hatten. Die Nahrungsmittelbranche will nämlich meist keine grossen Veränderungen und sie hat ständig Angst vor einem neuen Skandal. Die staatlichen Vorschriften treffen schliesslich den Konkurrenten gleich hart wie einem selber, sind aber zumindest eine Garantie für Stabilität. Liest man zum Beispiel die Qualitätsleitsätze für Fleisch und Fleischprodukte des Schweizer Fleischverbandes findet man das Wort “Genuss” kein einziges Mal. Nach den Pferdefleisch Skandalen wird selbst dieser Verband es wahrscheinlich nicht mehr zu Stande kriegen, dass die Salami wieder so gut schmeckt wie einst, als sie noch mehrheitlich aus Eselfleisch bestand. Da die Skandale oft von lautstarken Protestorganisationen hervorgerufen werden, macht die Nahrungsmittelindustrie meist sogleich einen Kniefall vor dieser Lobby. Man darf also gespannt sein, wie die Fleischproduzenten in nächster Zeit auf die Veganer reagieren werden. Der Schweizer Vacherin Mont d’Or ist ein Beispiel für die Angst der Produzenten. Wer den Original Käse aus Rohmilch essen will, muss nach Frankreich. In der Schweiz darf der Käse nur noch aus thermisierter Milch hergestellt werden, weil in den achtziger Jahren Listerien im Käse gefunden wurden und daran mehrere Menschen starben. Der Druck von Behörden und besorgten Konsumenten war so gross, dass ein Nischenprodukt “freiwillig” abgeändert wurde. Handelt es sich hingegen um ein Produkt das von den Behörden gefördert, von Konsumenten geliebt, und von den Medien als ökologisch, gesund und sicher hochgejubelt wird, dürfen schon mal mehr als 35 Menschen daran sterben wie anno 2011 an Bio-Sprossen in Deutschland. Der beste Raclette Käse kommt aus dem Oberwallis. Wenn erstaunt es, dass diese eigensinnigen Kelten noch den Mut haben Rohmilch dazu zu verwenden? Diesen Käse gibt es nun auch mit einer AOC Kennzeichnung. Die kontrollierte Herkunftsbezeichnung ist aber längst kein Gütesiegel mehr für Genuss, sondern dient meistens bloss noch dazu eine Monopolstellung zu verteidigen. Da ein AOC Zertifikat nur an jemanden verteilt wird, der sein Produkt auf traditionelle Weise herstellt, ist es eigentlich eine Innovationsbremse. Sollte die Wissenschaft herausfinden, welches kontaminierende Bakterium oder welcher Pilz dem Käse oder Salami erst das beste Aroma verleiht, wäre die Tradition im Eimer. Es ist geradezu traurig wie wir in den letzten Jahren den Geschmack mit Tradition verknüpft haben. Die Nahrungsmittelhersteller fürchten sich offensichtlich vor dem Neuen und verstecken sich gerne hinter einem virtuellen Konsumenten, der zum Beispiel keine Gentechnik will. Dabei ist es klar dass man mit Gentechnik nicht nur mehr Nahrungsmittel sondern auch schmackhaftere machen könnte. Niemand fürchtet sich vor einem Sauerteig Brot, von dem niemand auch nur die geringste Ahnung hat, wie viele verschiedene Bakterien, Hefen und Pilze an dem herrlichen Geschmack beteiligt sind. Noch sind die Beipackzettel auf unseren Nahrungsmitteln nicht ganz so gross wie auf den Medikamenten. Selbst für diese Deklarierungswut kann man keinem einzelnen Player den Schwarzpeter zuschieben. Die Nahrungsmittelindustrie hat versucht die Margen zu verbessern indem die Grundnahrungsmittel in einzelne Bestandteile zerlegt wurden, die dann neu zusammengesetzt werden. Der Gesetzgeber und die Konsumentenschützer haben darauf reagiert und verlangten eine Auflistung aller Zutaten. Dazugekommen sind fast 400 Lebensmittelzusatzstoffe, die berühmten E-Nummern, die nicht nur Genusstöter sind, sondern dem Konsumenten Angst einjagen. Wir haben „Nahrungsmittel“ im Überfluss, aber keine „Lebensmittel“ mehr. Trotzdem essen wir nicht mehr um zu geniessen, sondern um gesünder zu werden. Neben den wirklich Kranken steigt offensichtlich die Gruppe der Möchtegernkranken rapide an. Es nehmen scheinbar sogar genetische bedingte Krankheiten, etwa die Gluten Überempfindlichkeit zu. Es ist allerdings nicht möglich in der Schweiz innerhalb kurzer Zeit derart viele neue Kranke zu haben, ausser alle Gesunden hätten sich in den letzten zwanzig Jahren an ein Paarungsverbot gehalten. Am meisten verunsichert werden allerdings Nahrungsmittelproduzenten und Köche durch die Allergiker. Daran sind die Allergologen beteiligt, die immer noch den Mythos verbreiten, dass durch kleinste Spuren von Allergenen allergische Reaktionen ausgelöst werden können. Für alle anderen Gefahren, etwa die Toxizität, kann die Wissenschaft Mindestwerte angeben, aber für Allergene in Nahrungsmitteln traut sich offensichtlich keiner. Die Nahrungsmittelindustrie hat sogar das Wunschdenken der Konsumenten „ewig zu leben“ aufgenommen und versuchte aus Nahrungsmitteln quasi Medikamente zu machen. Milch wurde zum Medikament für Knochen und Joghurts stärkten das Immunsystem. Diese sogenannten Health Claims wurden durch die EU verboten, ausser man konnte sie tatsächlich belegen. Seither sind die Joghurts nur noch gut und tun gut, was in Ordnung ist. Nur in der Schweiz, wo sonst EU Gesetze rasch übernommen werden, dürfen die Joghurts noch weiterhin das Immunsystem stärken, was wissenschaftlich unmöglich und zudem ein völliger Blödsinn ist. Sogar ich muss somit eingestehen, dass die EU für einmal recht hat. Essen soll kein Medikament sein. Text: Prof. Beda Stadler, Institut für Immunologie und Allergologie am Inselspital Bern, http://www.achgut.com, Oktober 2015) | |