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28.10.2015: nachrichten
28.10.2015
Neues Rating: Wie seriös sind Labels?

Ein neues Label-Rating gibt Konsumenten Orientierungshilfe und soll Produzenten, Detailhändler und Discounter motivieren, auf die «richtigen» Labels zu setzen.


Auf dem Schweizer Markt finden sich über 65 Lebensmittellabels, welche den Konsumentinnen und Konsumenten einen Mehrwert an Ökologie, Tierwohl oder guten Arbeitsbedingungen versprechen. Pusch, WWF Schweiz, Helvetas und die Stiftung für Konsumentenschutz SKS haben die wichtigsten Labels bezüglich ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit neu analysiert. Das Rating zeigt: Die Hälfte der bewerteten Labels verdient das Prädikat «Ausgezeichnet» oder «Sehr empfehlenswert».

In den vergangenen Jahren stieg der Marktumsatz von Labels laut ihren eigenen Angaben stetig an und die Anzahl an Labels und Eigenmarken nahm zu. Das neue Rating der Lebensmittellabels gibt Konsumentinnen und Konsumenten Orientierungshilfe und soll Produzenten, Detailhändler und Discounter dazu motivieren, auf jene etablierten Labels zu setzen, welche einen Mehrwert für die Umwelt und eine sozial gerechte Produktion bieten.

Die Leistungen der Labels wurden in folgenden Bereichen beurteilt:
•Bereich «Management»: Einhaltung von Gesetzen, Managementsysteme, Schulungen, Wirkungskontrolle
•Bereich «Umwelt und Soziales»: Vorschriften zum Umgang mit Wasser, Boden, Biodiversität, Klima, ggf. Tierwohl, soziale Aspekte, Fairness
•Bereich «Prozesse und Kontrolle»: Labelführung, Transparenz, Kriterienerstellung, Unabhängigkeit, Kontrolle, Geltungsbereich

Die wichtigsten allgemeinen Erkenntnisse

•Trotz gestiegener Bewertungsanforderungen schneidet die Hälfte aller bewerteten Labels mit dem Prädikat «ausgezeichnet» oder «sehr empfehlenswert» ab. Dies zeigt, dass Labels sich den steigenden Anforderungen an eine umweltverträgliche und sozialgerechte Nahrungsmittelproduktion anpassen und Labelprodukte einen massgeblichen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft bieten.

•Generell ist auffällig, dass die Unterschiede zwischen den Labels, insbesondere im Mittelfeld, kleiner geworden sind.

•«Empfehlenswert» schnitten einerseits Labels wie MSC oder Naturafarm ab, welche in Einzelbereichen Spitzenwerte erzielten, ansonsten aber nur durchschnittliche Resultate oder gar keine Punkte erreichten, weil ihre Richtlinien die entsprechenden Bereiche gar nicht abdecken.

•Das Prädikat «empfehlenswert» erhielten zudem eine Reihe von Labels, die in fast allen Bewertungsbereichen punkteten, aber nicht auf höchstem Niveau. Dazu gehören UTZ Certified und IP Suisse/Terra Suisse.

•Als «bedingt empfehlenswert» schnitten Biolabels ab, welche nur die Einhaltung der EU-Bio-Verordnung fordern. Grund dafür ist, dass die EU-Bio-Verordnung in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderungen stellt.

•Als «bedingt empfehlenswert» wurden auch Labels ausgezeichnet, welche in den meisten Bewertungsbereichen unterdurchschnittliche Resultate erzielten.

•In der Wirkungskategorie «Klima und Energie» gibt es den grössten Nachholbedarf: Im Mittel über alle fünf bewerteten Produktegruppen betrachtet, erreichten die Labels in dieser Kategorie nur 33 Prozent der möglichen Punktzahl. Kriterien zu Klimaschutz und Energieeffizienz fehlen oder sind, wenn vorhanden, nur sehr allgemein formuliert.

Empfehlungen für Konsumenten

BEWUSST EINKAUFEN – SO GEHT’S:
• Nur so viel wie nötig, kein Foodwaste
• Überwiegend pflanzliche Lebensmittel
• Bio- und Fair Trade Produkte
• Saisonale und regionale Lebensmittel
• Fleisch aus tierfreundlicher Haltung
• Fisch aus nachhaltiger Produktion
• Keine Flugprodukte

«AUSGEZEICHNET» UND «SEHR EMPFEHLENSWERT» STEHEN FÜR:
• Konsequente Bio-Produktion
• Aktiver Schutz von Ökosystemen und Artenvielfalt
• Artgerechte Tierhaltung
• Keine Flugtransporte
• Soziale Arbeitsbedingungen und faire Handelsbeziehungen
• Verbot gentechnisch veränderter Organismen
• Transparenz und unabhängige jährliche Kontrollen
• Regelmässige Schulungen und Wirkungskontrollen

Einstufungen der einzelnen Labels


AUSGEZEICHNET

Bio natur plus (Manor) – Bio-Produktion gemäss Bio Suisse, deutlich strenger als die gesetzlichen Anforderungen
Bio Knospe – Biologische Produktion, deutlich strenger als die gesetzlichen Anforderungen; hohe Anforderungen bei der Biodiversität, artgerechte Tierhaltung
Delinat – Wein aus biologischem Anbau, deutlich strenger als die gesetzlichen Anforderungen
KAGfreiland – Schweizer Fleisch und Eier aus biologischer, artgerechter Haltung mit täglichem Auslauf und im Sommer täglichem Weidegang
Natura-Beef Bio – Biologisches Schweizer Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung mit täglichem Auslauf und im Sommer täglichem Weidegang
Naturaplan (Coop) – Bio-Produktion gemäss Bio Suisse, deutlich strenger als die gesetzlichen Anforderungen; artgerechte Tierhaltung

SEHR EMPFEHLENSWERT

Biotrend (Lidl) – Bio-Produktion gemäss Bio Suisse für inländische Produktion, Importe gemäss den gesetzlichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung
Bio Weide-Beef (Migros) – Biologisches Schweizer Rindfleisch aus artgerechter Haltung mit ständigem Auslauf und täglichem Weidegang im Sommer
Claro fair trade – Fair gehandelte Produkte von Kleinbauern aus dem Süden, häufig bio
Demeter – Bio-dynamische Produktion deutlich über den gesetzlichen Anforderungen; artgerechte Tierhaltung mit täglichem Auslauf
Fidelio – Schweizer Fleisch gemäss Bio Suisse aus artgerechter Haltung mit täglichem Auslauf
Max Havelaar – Fair gehandelte Produkte aus dem Süden mit gewissen Umweltanforderungen
Max Havelaar Cocoa – Fair gehandelter Kakao aus dem Süden mit gewissen Umweltanforderungen
Migros Bio – Bio-Produktion über den gesetzlichen Anforderungen; artgerechte Tierhaltung
Naturland – Deutsches Label für Bioprodukte, deutlich strenger als die EU-Bio-Verordnung; artgerechte Tierhaltung mit ständigem Auslauf

EMPFEHLENSWERT

Agri Natura – Schweizer Fleisch gemäss IP-Suisse, aus tierfreundlicher Haltung mit täglichem Auslauf
ASC – Fisch aus Zuchtbetrieben mit ökologischen und sozialen Mindeststandards
Bioland – Deutsches Label für Bioprodukte, deutlich strenger als die EU-Bio-Verordnung; artgerechte Tierhaltung mit ständigem Auslauf
IP-Suisse – Schweizer Produkte aus integrierter Produktion und tierfreundlicher Haltung; hohe Anforderungen bei der Biodiversität
MSC – Fische und Meeresfrüchte aus langfristig bestandeserhaltender Fischerei mit gutem Management, jedoch ohne Sozialauflagen
Natura-Beef – Schweizer Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung mit täglichem Auslauf und im Sommer täglichem Weidegang
Naturafarm (Coop) – Schweizer Eier und Fleisch aus artgerechter Haltung mit ständigem Auslauf
Rainforest Alliance – Produkte aus dem Süden mit gewissen Umwelt- und Sozialstandards
TerraSuisse (Migros) – Schweizer Produkte aus integrierter Produktion und tierfreundlicher Haltung gemäss IP Suisse
UTZ Certified – Produkte aus dem Süden mit gewissen Umwelt- und Sozialstandards

BEDINGT EMPFEHLENSWERT

AB – Label für Produktion gemäss den gesetz- lichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung
EU-Bio-Label – Bio-Produktion gemäss den gesetzlichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung
Friend of the Sea – Fische und Meeresfrüchte aus schonender Fischerei oder Zuchten mit gewissen Umwelt- und Sozialauflagen
Natur Aktiv (Aldi) – Bio-Produktion gemäss den gesetzlichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung
Nature Suisse (Aldi) – Schweizer Produkte gemäss den allgemein in der Schweiz zur Anwendung kommenden Mindeststandards mit geringen Zusatzanforderungen im Bereich Tierwohl
Spar Natur Pur – Bio-Produktion gemäss den gesetzlichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung Nicht bewertet
Alnatura – Marke für Bio-Produkte, jeweils aufgeführt in Kombination mit dem EU-Bio-, Bioland-, Naturland- oder Demeter-Label; demnach jeweils gemäss diesen Labels einzuordnen Labels innerhalb der Bewertungskategorien in alphabetischer Reihenfolge

Die Produktion von Nahrungsmitteln führt zu einer grossen Umweltbelastung. Pestizideinsatz, nicht artgerechte Tierhaltung, Futtermittelimporte in der Schweiz, die Vernichtung von Tropenwald oder die Ausbeutung von Arbeitskräften in südlichen Ländern führen zu Herausforderungen und Problemen. Langfristige Lösungen für ökologisch verträgliche und sozial gerechte Produktionssysteme sind erforderlich. Labels können Teil solcher Lösungen sein. Viele Labels haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, um den steigenden Anforderungen auch seitens der Konsumentinnen und Konsumenten gerecht zu werden.

Das letzte Lebensmittel-Rating ist fünf Jahre her. Pusch, WWF Schweiz, Helvetas und SKS haben deshalb die 31 in der Schweiz wichtigsten Lebensmittel-Labels neu analysiert. Die Neubewertung zeigt, welchen Mehrwert Konsumierende punkto ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit erwarten können. Erfreulich: Die Hälfte aller bewerteten Labels schneidet mit «Ausgezeichnet» oder «Sehr empfehlenswert» ab. Darunter sind alle Labels, die für Inland- und Auslandprodukte auf die Richtlinien von Bio Suisse setzen, aber auch solche, welche sich auf einen Produktbereich spezialisieren.

Das Prädikat «Empfehlenswert» erhalten zehn Labels. Sie punkten entweder in fast allen Bewertungsbereichen (siehe Box), aber nicht auf höchstem Niveau, oder erzielen in Einzelbereichen Spitzenwerte. Die Note «Bedingt empfehlenswert» erhalten sechs Labels, weil sie in den meisten Bewertungsbereichen unterdurchschnittliche Resultate erzielen. Dies traf beispielsweise auf Biolabels zu, welche sich ausschliesslich auf die EU-Bio-Verordnung abstützen. Diese stellt in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderungen.

Den grössten Nachholbedarf für alle Labels gibt es in der Kategorie «Klima und Energie», da Kriterien zu Klimaschutz und Energieeffizienz bei allen Labels entweder fehlen oder falls doch vorhanden, nur sehr allgemein formuliert sind.
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