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Backwaren & Confiserie: Report
Backwaren & Confiserie
Mehr einheimische Verarbeitungseier?

Schaleneier sind in der Schweiz meistens einheimisch, dies aber nur teilweise bei Ei-Halbfabrikaten wie in der Backwarenbranche üblich. Ein Drittel der Eier werden als Verarbeitungseier importiert. Dies wollen einige Eierhändler nun ändern. Sie stossen aber bereits in der eigenen Branche auf Skepsis.


Die Eier-Herkunft muss bei Backwaren nicht deklariert werden. Und im Gegensatz zum kleinen Schweizer Eiermarkt, wo die Eierproduktion saisonal schwankt, sind Verarbeitungseier im Ausland das ganze Jahr erhältlich.

Das Ei zum Frühstück ist meistens von einem Schweizer Huhn, darauf geben die Konsumenten Acht. Gut zwei Drittel der Eier, die samt Schale über die Ladentheke gehen, werden von Schweizer Hühnern gelegt. Anders sieht die Situation bei den Eiern aus, die in verarbeiteter Form in Teigwaren, Guetzli und Zopf stecken. Verarbeitungseier stammen fast ausschliesslich aus dem Ausland, und sie machen gut ein Drittel des Gesamteierkonsums aus. In versteckter Form von verarbeiteten Produkten essen die Schweizer also viel mehr ausländische Eier, als ihnen bewusst ist.

Die Schweizer Eierbranche möchte mehr Eier an die Lebensmittelindustrie und ans Gewerbe liefern. Bei Lüchinger und Schmid, dem grössten Eierhändler der Schweiz, tut man dies bereits. Die Firma liefert Rührei aus Schweizer Eiern im Tetrapack an die Luxusgastronomie. Auch gibt es rund drei Bäckereien, die bei Lüchinger und Schmid pasteurisierte Eimasse aus Schweizer Verarbeitungseiern für die Produktion ihrer Backwaren beziehen.

"Die Nachfrage steigt, Schweizer Verarbeitungseier sind gesucht", sagt Geschäftsführer Rudolf Schmid. Deshalb möchte er die ganze Eierbranche dazu bewegen, mehr Verarbeitungseier zu produzieren. Umso mehr, weil die Schweizer Eierproduzenten Marktanteile verlieren: Die Schweizer Eierproduktion stagniert, immer mehr Eier werden importiert.

Schweizer Ei als Trumpf

Im Rahmen des Marktstützungsabbaus werden die Subventionen früher oder später wegfallen. Danach muss die Branche selbst schauen, dass sie nicht auf den Eiern sitzen bleibt. Wenn es keine Subventionen mehr gibt, sieht Alois Mettler, Eier-Fachmann und Agrarberater, in den Schweizer Verarbeitungseiern die Chance. "Damit könnten wir einen Nischenmarkt erschliessen. Im Hinblick auf immer offenere Grenzen könnten wir uns mit der Herkunftsgarantie Schweiz profilieren." Gleichzeitig könnte längerfristig die Inlandproduktion ausgedehnt werden.

Weit skeptischer sieht die Sache Ernesto Hausmann, Geschäftsführer der Ei AG, die nur mit Schaleneiern handelt. "Mehr Eier für die Verarbeitung liefern zu können, tönt für den einzelnen Produzenten zwar verlockend", sagt er. "Aber gesamtschweizerisch würde dies schnell zu einer Überproduktion führen und somit nicht nur auf den Preis von Verarbeitungseiern, sondern auch von Schaleneiern drücken." Schliesslich wären die Produzenten die Verlierer, die in neue Gebäude investiert hätten, um mit mehr Hühnern produzieren zu können.

Zudem würde laut Hausmann das Projekt bereits aufgrund der Preisdifferenz zwischen dem ausländischen und dem Schweizer Ei scheitern. "Schweizer Eier werden viel teurer produziert als Eier auf dem Weltmarkt." Wenn in der Schweiz Überschüsse produziert werden, müsse man den Preis auf das ausländische Niveau bringen, um sie loszuwerden. "Ausländische Verarbeitungseier bleiben deshalb wegen dem tieferen Preis für die Verarbeitungsindustrie attraktiver", sagt Hausmann.


Obwohl Othmar Hungerbühler, Chef der gleichnamigen Firma und Nummer Zwei auf dem Schweizer Eiprodukte-Markt, für ausländische Eier weniger bezahlt, möchte er mehr Verarbeitungseier von Schweizer Hühnern verkaufen. "Ein Schweizer Ei hat mehr Wert, auch wenn es nicht besser im Gaumen ist", ist Hungerbühler überzeugt, und rechnet sogleich vor: Für die Herstellung von einem Kilogramm Vollei braucht es etwa 20 Eier. Würden für die Teigwarenproduktion Schweizer Eier verwendet, müsste der Fabrikant rund 1.20 Franken mehr pro Kilogramm Vollei bezahlen.

Bei Teigwaren mit einem zehnprozentigen Ei-Anteil wären dies 10 bis 20 Rappen pro Kilogramm, also verhältnismässig wenig. "Dieser Preis sollte uns die Herkunft Schweiz wert sein." Zumal die ganze Sache ein Bekenntnis zum Arbeitsplatz Schweiz sei und überdies das Huhn profitieren würde. Denn viele Hühner legen mit zunehmendem Alter immer noch qualitativ gute Eier, die Schale wird jedoch immer dünner. Die Eier sind zu zerbrechlich, um als ganze Eier verkauft zu werden, sie wandern stattdessen in den Verarbeitungskanal.

Produzenten ziehen nicht mit

"Statt die alten Tiere einfach zu schlachten, weil sie nicht mehr rentieren, sollten die Hühner im AHV-Alter als Verarbeitungseier-Produzentinnen genutzt werden", sagt Hungerbühler. Zwar würde der Produzent rund zwei bis drei Rappen pro Ei weniger erhalten. Im Gegenzug würden die Hühner statt nur 12 Monate 14 Monate Eier produzieren.

Die Aussicht, mehr produzieren zu können, löst jedoch bei den Produzenten keine grosse Begeisterung aus. "Zu viele Fragen sind noch offen", sagt Willi Lüchinger, Präsident der Eierproduzentenorganisation GalloSuisse. Einerseits fürchtet auch er eine Überproduktion, die auf den Preis drückt, andererseits haben die Produzenten Angst davor, dass die ganze Finanzierung auf den Eierproduzenten lasten bleibt. Aufgrund der Befürchtungen ist das Projekt vorerst auf Eis gelegt. Eierverarbeiter Rudolf Schmid bedauert zwar, dass innerhalb der Branche keine Lösung gefunden werden konnte. Aber er wird deshalb auch künftig Eiprodukte aus Schweizer Verarbeitungseiern im Angebot haben. Und er ist sich sicher, dass er diese auch in Zukunft wegbringt wie warme Weggen. (Text: LID / Helene Soltermann)

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