Backwaren & Confiserie: Report | |||||||||||
Backwaren & Confiserie Harte und weiche Faktoren der Innovation Innovationen passieren nicht «einfach so». Sie sind kein Ereignis, sondern ein Prozess, der Monate bis Jahre dauern kann. Die Erfindung oder die Idee ist der kleinste Teil davon. Einige Regeln, Tipps und Beispiele von grossen und kleinen Innovationen.
Das wahre Problem der guten Idee ist, wie sie zum Projekt wird und wie das Projekt realisiert wird. Auch das Projekt ist erst abgeschlossen, wenn das neue Produkt auf dem Markt reüssiert. Nur durchschnittlich zwei bis drei Prozent der Ideen schaffen es bis auf den Markt und davon sind wiederum nur etwa ein Drittel wirkliche Erfolge. Dies liegt nicht nur an technischen sondern auch an menschlichen Problemen. Bei den meisten Innovationen kann man mindestens zehn Phasen unterscheiden, wobei manche parallel laufen könnten: Ideenfindung Diskussion der Idee (Nutzen, Chancen, Risiken, Realisierungswürdigkeit, Zielsetzungen) Entscheidungsvorbereitung durch Machbarkeits-Studie Einrichtung des Projektmanagements Juristische und wettbewerbliche Abklärungen Entwicklung von Degustationsmustern Markttests und anschliessende Verbesserung der Muster Produktion (Nullserie zum Gutbefund, erste Serie zum Verkauf) Markteinführung Distribution In der zweiten und dritten Phase braucht es zwar immer noch Kreativität, doch geht es nun schon um die Durchsetzung von Ideen und Interessen. Es wird kritisiert und polemisiert. Viel psychologisches Geschick wird benötigt beim Zusammenstellen von Teams, beim Definieren von Abläufen, Verantwortlichkeiten und Befugnissen.
Innovation und Sozialkompetenz Die harten Innovations-Faktoren sind Strategie, Organisation sowie Methoden, die weichen Faktoren sind Betriebskultur und –klima sowie Gruppendynamik und Kompetenzen. Was sind eigentlich Kompetenzen? Johann Wolfgang von Goethe hat dafür die schöne Formel geprägt: Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch tun. Wenn das Können mehrfach erprobt worden ist und sich bewährt hat, wird es zur Kompetenz. Es gibt unzählige Arten von Kompetenzen. Für die Innovation entscheidend ist nebst den fachlichen und methodischen besonders die soziale Kompetenz sprich Durchsetzungsfähigkeit. In Kleinbetrieben, wo zwischen dem Inhaber und dem Personal meistens kein mittleres Kader arbeitet, stellt sich kaum ein solches Problem: Der Inhaber entscheidet allein oder allenfalls nach Absprache mit dem Partner bzw der Partnerin. In Grossbetrieben zählt jedoch die soziale Kompetenz auf jeder Kaderstufe. Ein Projektleiter muss andere Beteiligte motivieren können.
Andere überzeugen Kreativität ohne Durchsetzung wäre wie ein Auto ohne Benzin. Ideen haben alle Menschen, doch bei der Durchsetzung hapert es oft. Warum? Weil wir zuwenig Menschenkenntnis haben und die verschiedenen Arten uns durchzusetzen nicht kennen. Wir verhalten uns anderen Menschen gegenüber oft falsch und erreichen infolgedessen unsere Ziele nicht. Man muss andere Menschen für seine Ideen gewinnen und sie dabei richtig - d.h. individuell und situativ angepasst - behandeln. Dabei wäre es ein Fehler, alle Menschen gleich zu behandeln. Diese Erkenntnis ist uralt. Schon die Babylonier haben die Menschen in Typen eingeteilt: Den Kampflustigen, den Fatalisten, den Schlaumeier und den Querschläger. Am bekanntesten wurde die Lehre der vier Temperamente vom altgriechischen Arzt Hippokrates: Choleriker (Draufgänger), Sanguiniker (flexibler Anpassungsfähiger), Phlegmatiker (nicht aus der Ruhe zu bringen) und Melancholiker (Jammerer und Pessimist).
Was braucht ein Innovator? Wer innovieren will, muss zuerst einmal mit harter Arbeit bei sich selbst anfangen. Das erfordert Selbstbeobachtung, Lernfähigkeit, Wachsamkeit, Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Sensibilität, Ausstrahlung, Flexibilität. Zudem benötigt er einen langen Atem und ein geeignetes Umfeld bei der Arbeit und im Privatleben, und er muss von seiner Idee restlos überzeugt sein. Gesättigte und selbstzufriedene Menschen sind keine Innovatoren. Ebenfalls der Neid ist lähmend, denn ein Innovator braucht ungeheuer viel Kraft. Innovator zu werden ist ein langer Prozess, der nie aufhört. Er führt zu Erfahrung und Reife, ohne diese bleibt er ein Stohfeuer.
Der Bericht basiert auf Publikationen und Referaten von Prof. Norbert Thom (Universität Bern) und Wirtschaftspsychologe Dr. Roland Müller. Weiterlesen: Innovation und der menschliche Faktor | |||||||||||