9.2.2007: nachrichten | ||||
9.2.2007 Gesponserte Ernährungsforschung in der Kritik Wenn Ernährungswissenschafter von Produktherstellern Geld erhalten, fallen gemäss «PloS Medicine» ihre Resultate oft zugunsten des Sponsors aus, und Negatives wird ausgeblendet.
Wenn Ernährungswissenschaftler Geld von einer Lebensmittelfirma erhalten, dann fallen ihre Forschungsergebnisse auffällig oft zugunsten des Sponsors aus. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung und beruft sich dabei auf eine aktuelle Veröffentlichung in der Zeitschrift PloS Medicine. Gemeinsam mit anderen Forschern hat Lenard Lesser vom Children's Hospital in Boston 206 wissenschaftliche Artikel aus den Jahren 1999 bis 2003 ausgewertet, die sich alle mit der Gesundheitswirkung von Limonade, Fruchtsaft oder Milch beschäftigen. Nur etwa jeder zweite Autor gab überhaupt bekannt, wer seine Forschung finanziert hatte. 24 Wissenschaftler nannten eine Firma als alleinigen Geldgeber. Solche Studien fielen bis zu achtmal häufiger zu Gunsten des untersuchten Getränkes aus als Studien ohne industrielle Unterstützung. Bei Studien mit Testpersonen zeigte sich ein besonders deutliches Ungleichgewicht. Die 16 von Firmen finanzierten Interventionsstudien kamen ohne Ausnahme zu einem für den Sponsor positiven Ergebnis. Waren hingegen nur nicht-industrielle Geldgeber beteiligt, so berichteten 37 Prozent der Autoren auch Negatives über das Getränk. In derselben Zeitschriften-Ausgabe kommentiert Martijn Katan von der Freien Universität Amsterdam die auffälligen Ergebnisse. Der Professor für Ernährung warnt jedoch davor, industriell finanzierte Forschung pauschal zu verurteilen. Die Zusammenarbeit mit Unilever beispielsweise habe ihm überhaupt erst ermöglicht, die Auswirkungen von Transfettsäuren auf das Herz zu entdecken. Katan gibt allerdings zu bedenken, dass der Geldgeber grossen Druck auf Wissenschaftler ausüben kann. Ein Verhaltenskodex allein könne dann nicht verhindern, dass Forscher "vom rechten Weg abkommen". Katan fordert deshalb eine stärkere Überwachung der Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Wissenschaftlern und ihren Geldgebern. Andernfalls könnte die Öffentlichkeit ihr Vertrauen in die gesamte Ernährungsforschung verlieren. (Quelle: aid, Larissa Kessner) | ||||