26.3.2007: nachrichten | |
26.3.2007 Kritik an Olivenöl-Qualität und Prämierung Diese Woche im «Saldo»: 5 von 15 getesteten «extra vergine»-Olivenölen verdienen diese Bezeichnung nicht. Und die NZZ kritisiert die Olivenöl-Awards der Hochschule Wädenswil. Diese Woche im Konsummagazin Saldo: Saldo liess Extravergine- Olivenöle beim chemischen Untersuchungsamt D-Hagen auf Qualität und Herkunft untersuchen zu lassen. Ein zweites Labor untersuchte die Öle zudem auf Weichmacher. Für den Test wählte saldo 15 Olivenöle aus, neben den meistverkauften auch Edelöle, Bio-Produkte und Eigenmarken. Testsieger ist das Monini- Olivenöl von Migros. Ebenfalls mit «sehr gut» schneidet das teurere Edelöl Novella di Macina von Globus ab. Auf dem dritten Rang mit «gut» landet überraschend das Öl der Migros-Eigenmarke Suprema – ein günstiges Öl, an dem das Chemische Untersuchungsamt kaum etwas auszusetzen hatte. Fünf Öle enthalten den bedenklichen Weichmacher DEHP. Die Mehrheit der Hersteller beweist aber, dass ohne problematische Weichmacher Olivenöl produziert werden kann. Weichmacher werden von der Industrie verwendet, um Kunststoff geschmeidig zu machen. Bei der Herstellung kommen die Oliven oder das Öl in Kontakt mit Kunststoffen, etwa bei Lagerbehältern oder Pumpschläuchen. Offizielle Analysenmethoden sind ungeeignet Der deutsche Olivenölspezialist Christian Gertz vom chemischen Untersuchungsamt Hagen kritisiert: «Die gesetzlich vorgeschriebenen Massnahmen dienen heute immer mehr dazu, Manipulationen und Verfälschungen zu legalisieren». Die EU-Methoden seien überholt, zu ungenau oder die Grenzwerte zu hoch angesetzt, um Verfälschungen zu erkennen. Gertz hat eine Methode entwickelt, um verbotene Erwärmungen von unter 120 Grad Celsius nachzuweisen. Mit den Methoden der EU sei das nicht möglich. Sieben Produkte erhielten das Gesamturteil «mangelhaft». Das ist weitgehend das Resultat der chemischen Analyse des Untersuchungsamtes in Hagen. Bei zwei Ölen besteht laut Gertz der «begründete Verdacht der Zugabe von raffiniertem Öl beziehungsweise der thermischen Nachbehandlung», um sensorische Fehler zu eliminieren. Eines der Produkte bezeichnet Gertz als «Lampantöl». Das ist kalt gepresstes Öl der niedrigsten Güteklasse, das normalerweise raffiniert wird. Schliesslich ergab die Untersuchung von Gertz, dass die Herkunft von vier Olivenölen «mit grösster Wahrscheinlichkeit» nicht den auf der Flasche vermerkten Angaben entspricht. Dazu sagen die Hersteller unisono: Es gebe keine anerkannte Methode zur Bestimmung der Herkunft. (Auszug aus dem Saldobericht vom 21.3.2007) Kritik der NZZ am «Olive Oil Award» der Hochschule Wädenswil «Kein einziges mildes Erzeugnis wurde in den auserwählten Kreis aufgenommen», schrieb die NZZ zur Olivenöl-Prämierung der Hochschule Wädenswil am 22.3.2007. «Nur mittel-intensive bis intensiv-fruchtige Ole genügten den Ansprüchen. Dies widerspricht den Präferenzen der Schweizer Konsumenten klar. Wie ein neuer Konsumententest der HSW zeigt, lieben die Schweizerinnen und Schweizer milde oder höchstens mittel-intensive Öle. Die ausgeprägte Bitterkeit und Schärfe intensiver Öle - eigentlich positive Eigenschaften - gefallen helvetischen Gaumen weniger. 10 Franken sind der Preis, den die Befragten für einen halben Liter eines durchschnittlichen Öles zu zahlen bereit sind. Nur wenige würden 20 oder mehr Franken für ihr Lieblings Öl hinblättern». (Auszug aus dem NZZ-Bericht vom 24.3.2007) Kommentar der foodaktuell-Redaktion zur NZZ-Kritik Dass kein mildes Olivenöl die «Goldene Olive» erhielt, kann an Vorlieben der Degustatoren liegen, muss aber nicht. Von geschulten Degustatoren ist zu erwarten, dass sie milde Öle mit denselben Ellen messen wie die intensiveren. Aber der NZZ-Autor verwechselte Beliebtheit mit objektiver Sensorik. Der Konsumententest steht für die Beliebtheit, welche anhand einer grossen Zahl von Konsumenten ermittelt wird. Die Frage dabei lautet: Welches Öle haben Sie am liebsten? Die Prämierung dagegen basiert auf der objektiven Fehlerfreiheit und der ziemlich objektiven Harmonie eines Produktes. Ein Konsumententest wird an der Gourmesse im Oktober durchgeführt, ebenfalls professionell organisiert durch die HSW, und die entsprechende Prämie nennt sich «Olio». Beide Prämierungen können stark divergieren, je nachdem, ob beim Konsumententest eher Gourmets mit Vorliebe für intensive Öle oder Normalverbraucher mit Vorliebe für milde teilnehmen. Und die Konsumententests geschehen oft nicht blind sondern parallel dazu «branded» - das offengelegte Herkunftsland oder ein sichtbares Ettikettendesign kann das Resultat beeinflussen. Der Olio-Test geschieht allerdings «blind». Ausserdem: Der Wert von Antworten auf die Frage, wieviel ein Konsument für ein Produkt bezahlen würde, ist sehr fragwürdig. Der Face-to-Face-Störfaktor ist viel zu gross (Understatemant- oder Overstatement-Gefälligkeitsantworten). Und das tatsächliche Verhalten kann immer von Antworten in Befragungssituationen stark abweichen. Tatsache ist: Teure Olivenöle werden wirklich verkauft, ergo muss es auch Käufer geben, die den hohen Preis bezahlen. Auch wenn es nur wenige sind. Bild (foodaktuell): keine der prämierten oder kritisierten Produkte Weiterlesen: Die offiziell besten Olivenöle 2007 – Intern. Olive Oil Award der HSW | |