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2.5.2007: nachrichten
2.5.2007
Frutiger Kaviarzucht gewinnt Öko-Preis

Das «Tropenhaus Frutigen» erhält den Nachhaltigkeitspreis Prix Evenir 2007. Es züchtet Störe, Egli und tropische Früchte mit Warmwasser vom Lötschbergbasistunnel.



Die Erdöl-Vereinigung, der Branchenverband der Schweizer Erdölwirtschaft, hat heute in Frutigen zum fünften Mal den Prix Evenir verliehen. Der mit 50'000 Schweizer Franken dotierte Preis ging an das Projekt «Tropenhaus Frutigen». Stellvertretend für das Projektteam hat Dr. Peter Hufschmied (Bild), Initiator und Projektverantwortlicher, die Auszeichnung entgegengenommen.

Die Tropenhaus Frutigen AG nutzt das warme Drainagewasser aus dem Lötschberg-Basis-tunnel zur nachhaltigen Zucht von wärmeliebenden Fischen - Sibirischer Stör und Egli - sowie zur Kultivierung von tropischen Pflanzen. Durch diese Nutzung wird das Wasser langsam abgekühlt. Eine Pilot- und Forschungsanlage für die Fischzucht steht bereits. Ausgangspunkt für das Projekt war die Bekanntgabe der behördlichen Auflage, dass das Bergwasser nicht mehr ungekühlt in die Kander eingeleitet werden darf, sobald der operative Betrieb des Lötschberg-Tunnels aufgenommen wird. (Medienmitteilung Prix Evenir).

Kumquat, Kaviar und Kaffee aus Frutigen

Für das Projekt Tropenhaus mit Aquakultur Frutigen ist eine Gewächshausfläche von 0.5 bis 1 ha vorgesehen, wobei eine Teilfläche des Gewächshauses für die Tilapiaproduktion reserviert ist. Die Durchschnittstemperatur im Gewächshaus beträgt zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Im Gewächshaus werden tropische Früchte wie Bananen, Papaya, Karambole, Guaven und Kumquat gezüchtet. Weitere Pflanzen dienen der Ertragssteigerung (Ingwer, Süsskartoffeln), als Sortimentsabrundung (Zitronengras, Mangos), oder als Demonstrationsobjekt (Kaffee, Pfeffer) in Unter- und Randkulturen. Zudem ist auch die Aufzucht von Topfpflanzen geplant.

Aufgewachsen in einer reinen Umwelt in einem der schönsten Täler der Schweizer Alpen, in kristallklarem warmem Bergwasser erleben die Störe ein tiergerechtes Leben. Das Störfleisch und der Kaviar sind deshalb besonderes schmackhaft und gesund. Die Produktion erfolgt nach modernen Grundsätzen einer nachhaltigen biologischen Aquakultur. Weltweit sind die Störbestände stark durch Umweltverschmutzung und Überfischung gefährdet und vom Aussterben bedroht. Mit der Aquakultur des Störs können wir den Druck auf die Naturbestände reduzieren. (Quelle: tropenhaus-frutigen.ch)

Bio-Delikatessen

Ein weiterer Aspekt des Projektes besteht in der Produktion nach biologischen Richtlinien. Weder für die Kultivierung tropischer Früchte aus einem ganzjährig geheizten Gewächshaus, noch für die Störzucht bestehen aber zurzeit Biorichtlinien. Das «Tropenhaus Frutigen» hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, eine anerkannte Zertifizierung seiner Produkte zu erreichen. Weltweit sind die Störbestände stark gefährdet und teilweise vom Aussterben bedroht. Mit der Aquakultur des Störs wird der Druck auf die Naturbestände verringert.

Konsequent nachhaltig

Das Projekt «Tropenhaus Frutigen» erweist sich als Beispiel von unternehmerischer Tatkraft und Innovationswillen und berücksichtigt die Imperative einer nachhaltigen Entwicklung. Auf ökonomischer Ebene gehen mehrere wichtige Impulse aus. Die in der Schweiz erste kommerzielle Zucht von Stör ist bedeutsam für die Weiterentwicklung der schweizerischen Aquakultur sowie als inländischer Produktionszweig.

Durch die künftige Fischfutterlieferung von Landwirtschaftsbetrieben aus der Umgebung und die Verwendung der Tropenhausprodukte in der regionalen Gastronomie erlangt das Projekt wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Aus sozialer Sicht interessant sind dies insgesamt 20 langfristigen Arbeitsplätze, die durch das Projekt in der Bergregion geschaffen werden können.

Insbesondere im ökologischen Bereich leistet das Projekt Beachtliches. Der Lötschberg-Basistunnel drainiert pro Sekunde 100 bis 200 Liter Bergwasser mit einer Temperatur von 18 bis 20 Grad Celsius. Das Wasser ohne Abkühlung direkt in die Kander fliessen zu lassen, würde das Gewässer im Winter langfristig zu stark erwärmen. Dies ist problematisch, da dadurch die ohnehin bedrohte und empfindliche Seeforelle, die ihren Fortpflanzungsplatz in der Kander hat, weiter gefährdet würde.

Anstatt die Abkühlung mit zusätzlichem Energieaufwand zu erreichen, nutzt die Tropenhaus Frutigen AG die Energie des Bergwassers nachhaltig zur Kultivierung von exotischen Früchten sowie zur Aufzucht von wärmeliebenden Fischen. Das so genannte Polykultursystem hat den Vorteil, dass es Stoff- und Wasserkreislauf in der Fisch- und Früchteproduktion verbindet. Zudem wird das Abfallprodukt Fischwasser zur Düngung der Früchte verwendet.

Auf diese Weise kann der Ertrag gesteigert werden, ohne dass die Umwelt zusätzlich belastet wird. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die angestrebte energetische Autarkie des Projektes. Sie soll durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Geothermie, Sonnenenergie, Kleinwasserkraft und Biogas erreicht werden.

Werbung für Störfleisch

Die Eröffnung des Tropenhauses Frutigen ist für 2008 vorgesehen. Die eigenen Produkte werden vor Ort frisch zubereitet und Kunden der regionalen Gastronomie beliefert. Der in der Schweiz noch weitgehend ungekannte Stör ist in Russland eine beliebte Delikatesse und dürfte sich auch hier in absehbarer Zeit grosser Beliebtheit erfreuen.

Das Projekt «Tropenhaus Frutigen» wird von der KTI Förderagentur für Innovation finanziell unterstützt. Wissenschaftlich wird es vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern begleitet. Die Optimierung der regionalen Wertschöpfung ist Teil eines vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO mitfinanzierten Regio-Plus-Projektes. Zudem konnte die Tropenhaus Frutigen AG bedeutsame Partnerschaften schliessen. Mit der BKW FMB Energie AG, der Berner Wirtschaft beco, mit Coop und privaten Investoren beteiligen sich mehrere Partner an der Finanzierung.

Der Prix Evenir

Mit dem Prix Evenir zeichnet die Erdöl-Vereinigung seit 2003 jährlich ein Projekt aus, welches die drei Systeme Ökologie, Ökonomie und Soziales berücksichtigt und nachhaltig in Einklang bringt. Nachhaltigkeit ist gewährleistet, wenn die natürlichen Ressourcen soweit erhalten werden, dass die Lebensqualität zukünftiger Generationen gesichert ist. Das Preiswürdige soll zudem innovativ und thematisch aktuell sein. (Medienmitteilung Prix Evenir)

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