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9.2.2010 Migros geht in die Bio-Offensive Bioprodukte sind gefragt. Migros setzt künftig verstärkt auf Bio-Lebensmittel und will so den Umsatz überdurchschnittlich steigern.
Zwar ist Migros die Nummer Eins im Schweizer Detailhandel. Bis anhin ist es jedoch vor allem Coop, der sich mit dem Verkauf von biologischen Lebensmitteln profiliert. Coop hält derzeit einen Marktanteil von 50 Prozent und setzt mit Bioprodukten mit über 700 Millionen Franken doppelt so viel um wie Migros. Das soll sich nun ändern. In diesem Jahr will Migros eine Bio-Offensive starten, wie Renato Isella, Labelverantwortlicher bei Migros, am 20. Januar 2010 an der Jahrestagung für Biogemüsebau am Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG sagte. Der Anfang ist gemacht: Migros hat ein neues Bio-Logo eingeführt, das Design soll laut Isella mit seinem modernen Design zum zeitgemässem Lebensstil passen und den Migros-Kunden eine Orientierungshilfe bieten. Mit der Bio-Offensive will Migros vor allem die Konsumenten stärker an sich binden. Diese kaufen zwar normalerweise in der Migros ein, für Bioprodukte jedoch gehen sie zu Coop. Zwar verzeichnete Migros 2009 mit Bio-Produkten bereits eine beachtliche Umsatzsteigerung von 6,9 Prozent, doch in diesem Jahr soll der Umsatz laut Isella überdurchschnittlich stark wachsen. Im Frischbereich zulegen Der Anteil des Bioprodukte-Umsatzes am Schweizer Gesamtmarkt beträgt insgesamt fünf Prozent. Bei Frischprodukten liegt er deutlich über dem Durchschnitt, dies macht dieses Marktsegment denn auch interessant. Bis anhin jedoch macht Migros im Gegensatz zu Coop wenig Umsatz im Bio-Frischebereich. Derzeit liegt der Umsatz von Migros bei Gemüse, Käse, Molkereiprodukten und Brot laut Isella deutlich hinter dem Umsatz von Coop. Die Bio-Offensive soll Isella in allen zehn regionalen Migros-Genossenschaften umsetzen. Bis anhin gibt es beim Bio-Marktanteil Migros-intern nämlich grosse regionale Unterschiede. Während die Genossenschaften Migros Aare, Luzern und Ostschweiz dem Konkurrenten Coop umsatzmässig auf den Fersen sind, ist der Marktanteil der Genossenschaft Migros Wallis verschwindend klein. Der verlockende Griff zum EU-Bio-Rüebli Das Thema Nachhaltigkeit ist im Trend. Coop hat die nachhaltige Verde-Kreditkarte lanciert, Migros hat das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in seiner Strategie verankert. Die zwei grössten Schweizer Detailhändler thematisieren das Thema Nachhaltigkeit seit Jahren. Für Deutschland sind sie Musterknaben, wie Jörg Reuter von der Berliner Strategieberatungsfirma "Grüne Köpfe" an der Biogemüsebautagung in Frick AG sagte. Wie jedoch gehen die Konsumenten mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Ist Nachhaltigkeit auch dann noch ein Thema, wenn die Bio-Karotten über 1'000 Kilometer weit transportiert zum halben Preis im Verkaufsregal liegen? Dass sich Bioprodukte in der Schweiz so gut verkaufen, hat laut Reuter viel mehr mit dem Engagement der Grossverteiler zu tun als mit der Einstellung der Konsumenten. Denn die Konsumenten kaufen Bioprodukte vor allem aus egoistischen Gründen. Das Hauptargument dabei ist für viele, dass Bioprodukte gesünder sind als konventionelle Produkte. Bioprodukte sind vor allem für die Umwelt von Vorteil sowie für die Produzenten, die einen höheren Preis erhalten. Bei der Gesundheit spielen viele Faktoren eine Rolle, aber beim Biogemüse gehen sie Hand in Hand. Siehe auch: Sind Bioprodukte wirklich besser und gesünder? Bei einem allfälligen Agrarfreihandelsabkommen mit der EU sieht Reuter Schweizer Bioprodukte durch Importware bedroht. Wenn billigere EU-Bio-Karotten neben teureren Schweizer-Bio-Karotten im Regal liegen, würden die Konsumenten eher zu den ausländischen Bio-Karotten greifen, weil diese billigerer sind. Die Chance bei offenen Grenzen liegt für Reuter in der Regionalität. Der Kunde müsse direkt vor dem Verkaufsregal im Laden sehen, woher das Produkt stamme – zum Beispiel anhand eines Bildes der Bauernfamilie, das neben den Karotten hängt. (Text: LID / Helene Soltermann) | ||||