Food aktuell
Varia
26.9.2010
Rückblick: Luzern im Genussfieber


Luzern feierte am 18.9.2010, „Tag der Genüsse“, hochoffiziell die Gaumenfreuden. In einem Festakt erhielt der Stadtpräsident Urs W. Studer (links) von Marc Rosset, Direktor „Semaine du Goût“ (rechts) die Auszeichnung „Stadt der Genüsse“ anlässlich der zehnjährigen Initiative aus der Westschweiz, in Form einer Urkunde überreicht.


Eine Überraschung am Naschmarkt: CellaNova, ein Anti-aging functional Drink der kleinen Luzerner Mineralquelle Knutwil. Laut Werbung unterstützt «das erfrischende Getränk die geistige und körperliche Fitness auf natürlicher Basis. CellaNova schützt die Zellen vor freien Radikalen. Die pflanzlichen Wirkstoffe von OM24®, Cranberry- und Granatapfelsaft sowie dem Edelweiss-Extrakt wirken wie ein Jungbrunnen». Vor allem der Grünteeextrakt ist wesentlich stärker antioxidativ als beispielsweise Vitamin E. Die Zusammensetzung: Natürliches Knutwiler Mineralwasser, Fruchtzucker, Cranberry- und Granatapfelsaft (5%), Kohlensäure, Säuerungsmittel (Zitronensäure), Fruchtaromen, Grüntee-Extrakt, Edelweiss-Extrakt. Geschmack und Farbe des Getränks erinnern ans erfolgreiche Redbull. Der Clou fürs Marketing: Der Anti-aging Effekt tritt nur ein, wenn die Kunden täglich eine Flasche konsumieren.


Über 20'000 Besucher waren begeistert von der Atmosphäre des Naschmarkts mit dem Wochenmarkt auf der Bahnhofstrasse und dem cheese-festival auf dem Kapellplatz. Das Wetter hat seinen Teil zum grossen Erfolg beigetragen. Die Vielfältigkeit des Angebots war erlebbar: Dank dem aussergewöhnlichen Engagement der Wirte und Produzenten, der Landwirtschaft mit Ihrer Demonstration zur Biodiversität, den Bäckern, Confiseuren, Metzgern und Käsern und den historischen Säumern der Sbrinz Route.

„Luzern geniesst“ ist gewachsen auf den Feldern des Vereins Kulinarisches Erbe der Schweiz und der Initianten der wiederkehrenden „Woche der Genüsse“ (La Semaine du Goût), die im Jahr 2000 in der Romandie lanciert worden war. Zum 10. Geburtstag dieser Bewegung sind Luzern in der Deutschschweiz und Onex bei Genf in der Romandie erkoren worden, als Städte der Genüsse zu wirken. Im Festzelt der Gilde etablierter Gastronomen fand der Festakt mit zahlreichen nationalen und regionalen Vertretern aus Politik und Wirtschaft statt.


Die Bahnhofstrasse, zwischen Jesuitenkirche (Bild) und Seebrücke, mit dem Naschmarkt und dem verlängerten Wochenmarkt am Samstag war das sehr gut besuchte Zentrum für vielfältigen Genuss. Genuss lag in der Luft: Vom Entlebucher Stumpen, einer Art Frühlingsrolle, cholesterin- und fettarme Lamaspiessli, Waffeln, Apfelküchli, bis zu Fischknusperli aus Fischen vom Vierwaldstättersee des Fischers Hofer. Rund 30 Wirte und regionale Produzenten aus der Region sowie Luzerner Winzer, präsentierten ihre Produkte und Kreationen.


Rarität: Lama-Trockenfleisch Gemeinsschaftsstand vom Wendelhof (Lamazüchter) und Angélique (Restaurant). Ausserdem Lama-Spiessli vom Entrecôtestück, fettarm, dunkelrot und dezent im Geschmack, ohne Wildnote. Der Wendelhof im Seetal bietet auch Lama-Trekkings in Lieli (im Kanton Luzern, nicht in Peru, wo es noch mehr Lamas gibt)



Urs Lötscher präsentiert seine Feinbackwaren, die er an Globus und Loeb liefert. Nebst Guetzli stellt er auch Glace her.



Die exklusive Hausspezialität von Heini, „Rägetröpfli“ mit Truffes- und Rigikirsch (Bild), wurde kürzlich ins Inventar „Kulinarisches Erbe der Schweiz“ aufgenommen. Die Luzerner erwiesen sich als probier- und konsumfreudig. Die Einladung zum sehen, riechen, degustieren und geniessen kam ausgezeichnet an! Egal ob Wachtelei, Biofleisch, Wildschweinschinken, bis zum Rapsöl, aber auch Kürbisse, hausgemachte Nudeln, Glace vom Bauernhof, die Besucherinnen und Besucher fachsimpelten unermüdlich mit den Fachleuten.


Handwerk-Show der Zunft zur Pfistern (Luzerner Bäckermeisterzunft): Zopf flechten und Berlinger fritieren und vor Kunden Augen, sowie Brote im Holzofen backen.


Für manche frisch zubereiteten Delikatessen, wie frische Zöpfe aus dem Holzofen, war Geduld erforderlich oder ein Entscheid zugunsten einer der Tausenden von Berlinern, Zigerkrapfen, Waffeln und Dinkelprodukten. Die Metzgerei Felder mit köstlichen Schwyzer Wurstwaren namens „Swiss Tell“ meldeten kurz vor 16.00 Uhr eine nahezu ausverkaufte Theke!

cheese-festival mit Rekord-Käsetheke

Der Kapellplatz wurde für einen Tag zum Treffpunkt der Käseliebhaber verwandelt. Der Geruch von Waldfondue, das gratis degustiert werden konnte, von Raclette und Bratkäse lag in der Luft. Käseliebhaber und Touristen kamen zu Tausenden zum Luzerner cheese-festival, das vom Regionalmarkenprogramm «Das Beste der Region» veranstaltet und mit dem Luzerner Genusstag koordiniert wurde.



Waldfondue nach Pfadfinder-Art im Kessel über dem Holzfeuer bei der Fläcke Chäsi. Bei der Napf Chäsi an andern Ende des Marktes heisst es Indianerfondue (Fertigmischung). Gute Ideen maschen schnell die Runde.

Die Käser mit regionalen Käsespezialitäten hatten die Theken liebevoll dekoriert. Für Touristen aus vielen Ländern, offensichtlich auch aus Übersee die beste Kulisse für „typical swiss“ Fotomotive. Die 150 Käsesorten waren ein Vergnügen für die Augen, die Nase und den Gaumen. Die Konsumenten haben als Jurymitglieder ihren Lieblingskäse aus acht verschiedenen Sorten gewählt. Kauffreudige Besucher wurden mit einem Glas Wein und Sbrinz Möckli belohnt.


Die Käserei Seiler aus Sarnen ist auf Raclettekäse (aus pasteurisierter Milch) spezialisiert und gewannt mehrere Goldmedaillen an den Swiss Cheese Awards. Ferner stellt sie Bratkäse her, der «kleine Bruder» des Raclettekäses, der jünger konsumiert wird.



Auch in Nidwalden gibt es Bratkäse. Er wird in der Pfanne mit Apfelwein geschmolzen und über Brotscheiben geleert (im Gegensatz zum Fondue ohne Kirsch oder Maizena). Was ist der Unterschied zwischen der Obwalder- und der Nidwalder Methode? «Nidwalder sind braver», sagt der Nidwalder Koch auf dem Bild. Auf welche wilde Art die Obwalder ihren Bratkäse zubereiten ist noch Gegenstand von Recherchen.


Eine Attraktion für Gross und Klein waren die Sbrinz Säumer. Mit Ihren 15 Saumtieren, einige sogar mit Fohlen, wurde symbolisch von der Bahnhofstrasse, vorbei an der Jesuitenkirche bis hin zum Kapell- und Schwanenplatz zum Stand der Sbrinz-Käse gependelt. Die Kinder haben fast das Naschen am grossen Naschmarkt vor lauter Staunen und Streicheln vergessen.




Säumer Sbrinz wird vor Kundenaugen abgewogen aber nicht mit einer digitalen Waage.

Die Gilde etablierter Gastronomen, im Zelt neben der Jesuitenkirche und der „Cercle des Chefs de Cuisine“ (CCCL) brachten Kinderaugen zum Leuchten! Die Kinder haben mit riesiger Begeisterung und viel Aufmerksamkeit mit den grossen Meistern der Küche im Team gearbeitet. Der legendäre Chrüter Oski, ein erfolgreicher Koch hat die Zubereitung der feinen Rohstoffe liebevoll vermittelt und Ferdinand Zehnder, der Luzerner Hotelier des „De la Paix“ stieg für die Kinder wieder einmal in Kochhosen.

Gemäss OK Präsident, Herbert Huber, ist das Ziel „die Sinne für Geschmack und Qualität zu fördern und zugleich die Augen öffnen für die Vielfalt regionaler Produkte“ erreicht. Der Eröffnungsanlass Luzern geniesst war ein voller Erfolg, ein gutes Vorzeichen für die Woche der Genüsse in über 100 Restaurants, Hotels, auf dem Schiff, auf dem Uelihof, im Betagtenzentrum Eichhof, bei Globus delicatessa und v ielen weiteren aussergewöhnlichen Anbietern. Sie findet vom 16. bis 26. September statt.

Was kommt danach? Eine Wiederholung im nächsten Jahr wäre schön, ja sogar der ausgesprochene Wunsch auch von Besuchern. Herbert Huber ist sich aber bewusst, es braucht ein riesiges Engagement, ein kompetentes Team und nicht zuletzt die Finanzierung, um den Erfolg dieses Jahres zu wiederholen.

10. Ausgabe der Woche der Genüsse in der ganzen Schweiz

Nicht nur in Luzern sondern der ganzen Schweiz gab es kleine und grosse Genuss-Events im Rahmen der Woche der Genüsse (semaine du goût). 320000 Personen nahmen an 1525 Veranstaltungen teil gemäss der Medienmitteilung der Organisatorin Association pour la Promotion du Goût AGP. Die 10. Ausgabe der Woche der Genüsse endete am 26. September.

Gemäss APG wurde «die Woche der Genüsse ein Höhepunkt der Besinnung auf eine genussvolle und gesunde Esskultur, der Volksbildung und der Verbundenheit mit unserer Ernährungsgemeinschaft. Die Mehrzahl der Veranstaltungen wurde in Schulen und an anderen Bildungsstätten durchgeführt. Geschmacksunterricht an den Schulen wird immer mehr als Notwendigkeit empfunden. Nach Luzern und Onex (GE) im 2010 wird Bellinzona die Stadt der Genüsse 2011. Die Schweizer Woche der Genüsse 2011 findet vom 15. bis 25. September statt. Der „Schirmherr der Woche der Genüsse 2010“ wird im März 2010 bekannt gegeben. (Text: APG. Bilder und Legenden: foodaktuell.ch)

Weitere Informationen:
www.luzern-geniesst.ch
www.gout.ch
www.genusswoche.ch
www.cheese-festival.ch

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