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27.10.2010 Pilzproduzenten gelten künftig als Landwirte Die Schweizer Pilzproduzenten atmen auf: Künftig gilt die Pilzproduktion als landwirtschaftliche Tätigkeit. Damit hat die Branche Anspruch auf Investitionskredite und darf in der Landwirtschaftszone produzieren. Bisher fühlten sich die Schweizer Pilzproduzenten gegenüber der Konkurrenz aus der EU benachteiligt. Denn die europäischen Produzenten aus Exportländern wie Holland, Polen oder auch Deutschland gehören in ihren Heimatländern seit längerem zum landwirtschaftlichen Sektor und kommen so in den Genuss von Fördergeldern. In der Schweiz waren Pilze hingegen nicht der Landwirtschaft zugeordnet, weil laut Behörden der grundlegende Prozess der Landwirtschaft die Gewinnung organischer Substanz durch Fotosynthese mit Tageslicht ist. Pilze hingegen wachsen in dunklen Gewächshäusern auf Substrat und erfüllten demnach die Anforderungen nicht. Zuletzt hatte der Druck auf die Schweizer Produzenten durch Importware zugenommen, denn neben den besseren Produktionsbedingungen für EU-Produzenten existieren für Pilze auch keine Einfuhrbeschränkungen und die Zölle sind tief. Zusätzlich sorgte der Markteintritt der Discounter Aldi und Lidl für Preisdruck in der Pilzbranche. Hess zieht Motion zurück Um gleich lange Spiesse mit der EU und bessere finanzielle Voraussetzungen zu schaffen, reichte der Obwaldner FDP-Ständerat Hans Hess eine Motion ein, die die Aufnahme der Pilzproduktion ins Landwirtschaftsgesetz forderte. Zu einer Abstimmung über die Motion kam es allerdings nicht, denn der Bundesrat ist entgegen der bisherigen Auslegung der Ansicht, dass die Pilzproduktion in der Schweiz unter den Verfassungsbegriff Landwirtschaft fällt, weil die Speisepilzproduktion indirekt – analog der Viehhaltung – auf Fotosynthese beruht.
Deshalb brauche es auch keine Gesetzesänderung. So dauerte die Diskussion im Ständerat nicht viel mehr als drei Minuten: Hess zog die Motion zurück, nachdem Bundespräsidentin Leuthard die Haltung des Bundesrates bestätigt hatte. "Ich will keine Baustelle im Landwirtschaftsgesetz schaffen, wenn dies nicht nötig ist", so Hess. Aller Voraussicht nach wird aber im Rahmen der ordentlichen Revision des Landwirtschaftsgesetzes die Pilzproduktion explizit berücksichtigt werden. Pilzproduzenten sind zufrieden "Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Durch die Motion sind unsere strategischen Ziele erreicht worden", sagt Rebecca Scheidegger vom Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP). Künftig können die Produzenten von Investitionskrediten für Produktionsanlagen und Mitteln zur Absatzförderung profitieren. Die neue Ausgangslage hat auch Auswirkungen auf die Raumplanung, denn bisher war die Produktion in teure Industriezonen verbannt. Neu dürfen die Pilze auch auch in der Landwirtschaftszone gezogen werden, was weitere finanzielle Vorteile bringt und die Konkurrenzfähigkeit gegenüber der EU steigern dürfte. Schweizer Pilzproduktion Rund 80 Prozent des schweizerischen Pilzbedarfs wird durch die inländische Produktion abgedeckt. Davon sind 90 bis 95 Prozent Champignons – rund 7'000 Tonnen pro Jahr. Aber auch Austernpilze und die asiatischen Shiitake und Shimeji werden mittlerweile in der Schweiz gezogen. Angebaut werden die Pilze von spezialisierten Betrieben in modernen Anlagen, die hohe Liefermengen ermöglichen, aber auch grosse Investitionen voraussetzen. (Text: LID / Jonas Ingold)
In der Schweiz produzierte Zuchtpilze: Champignons de Paris: Agaricus Bisporus Shiitake: Lentinula Edodes Austernseitling: Pleurotus Ostreatus Kräuterseitling: Pleurotus Eryngii Grifola: Grifola Frondosa Shimeji: Hypsizigus tessulatus
Verband Schweizer Pilzproduzenten VSP über sich selbst Der Verband wurde 1938 gegründet. Funktion: - Wirtschaftspolitik, Interessenvertretung der Mitglieder - Marketing des Verbandes und seiner Mitglieder - Verbandsführung nach innen, gemeinsame Weiterentwicklung neuer Anbaumethoden - Einführung und Umsetzung neuer Instrumente - Information über das Marktgeschehen im Ausland - Informationsdrehscheibe für die Mitglieder Zielsetzungen: - Pilze aus Schweizer Anbau unter der Marke «Champignons Suisses» auf dem Markt weiter etablieren - Kaufpräferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber Importpilzen weiter erhöhen - Wirtschaftspolitische Massnahmen zur Angleichung der Rahmenbedinungen für die Inlandproduktion gegenüber der ausländischen Konkurrenz anstreben (Quelle: www.champignons-suisse.ch) | ||||||||||