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4.1.2011 Erntejahr 2010 im Rückblick Ausgeglichene bis gute Ernten im Pflanzenbau: gute Kartoffelernte, tiefere Getreideerträge, tiefere Quote für Zuckerrüben, ausgewogene Gemüseernte, kleinere Obsternte, guter Weinjahrgang. So präsentiert sich das Landwirtschaftsjahr 2010 im Überblick des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV). Nachdem sich die Kartoffelfläche im letzten Jahr erstmals stabilisiert hat, ging sie nun mit 10‘889 Hektaren erneut um 2,9 Prozent zurück. Auf Empfehlung der Branche verkleinerten die Produzenten die Anbaufläche der Speisesorten und dehnten diejenige der Industriesorten aus. Die erwarteten Erträge liegen mit 358 Kilo Speiseanteil pro Are 4 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, aber 18 Prozent tiefer als im Rekordjahr 2009. Die innere wie äussere Qualität ist gut, einzig die Stärkegehalte bei Industrieware sind zum Teil zu tief. Die Produzentenpreise liegen bei den meisten Sorten leicht über dem Niveau des Vorjahres. Am Ende wurden 421‘100 Tonnen Kartoffeln geerntet, 100‘000 Tonnen weniger als 2009. Ende Oktober lagen rund 70‘000 Tonnen Kartoffeln für den Frischkonsum und rund 111‘000 Tonnen Kartoffeln für die Veredlungsindustrie an Lager. Das sind höhere Lager als 2009, aber die Branche ist zuversichtlich, dass die gesamte Menge abgesetzt wird. Tiefere Getreideerträge als im Vorjahr Die Getreideernte fiel aufgrund der Witterungsverhältnisse deutlich tiefer aus als 2009. Es wurden 372‘000 Tonnen backfähiges Getreide geerntet (–11 Prozent gegenüber Vorjahr). Die Anbaufläche entsprach mit 84‘205 Hektaren in etwa derjenigen des letzten Jahres. Die Qualität war zu Beginn hoch, die Niederschläge während der Ernte verursachten aber in einigen Anbaugebieten der Deutschschweiz eine massive Reduktion des Qualitätsmerkmals des Hektolitergewichtes und eine starke Zunahme von Auswuchs (Keimen der Getreidekörner). Dafür wies die Ernte 2010 leicht höhere Protein- und Feuchtglutengehalte als im Vorjahr aus. Die Branche konnte sich für das Brotgetreide nicht auf einen Richtpreis einigen. Die Futterweizenmenge ist um weitere 5 Prozent auf 111‘000 Tonnen gesunken. Angesichtes der guten Nachfrage und der hohen Importmenge ist diese Entwicklung bedauerlich. Die Anbaufläche von Gerste ist ebenfalls weiter zurückgegangen, sodass bei guten Hektolitergewichten noch 177‘000 Tonnen (–8 Prozent) geerntet werden konnten. Die Rapsanbaufläche ist um 1 Prozent auf 21‘700 Hektaren gestiegen. Die Ernte belief sich auf 65‘500 Tonnen, was einem leichten Rückgang um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Grund dafür waren die kleineren Erträge. Tiefere Quote für Zuckerrüben Nach bereits zwei ausgezeichneten Zuckerjahren konnte 2009 mit 275‘000 Tonnen eine absolute Rekordernte verzeichnet werden. Um diesen Zuckerberg nicht ins Endlose wachsen zu lassen, wurde die Quote für 2010 um 10 Prozent auf 210 000 Tonnen gesenkt. Die guten Bedingungen während der ganzen Vegetationszeit, abgesehen von der Trockenheit in einigen westlichen Anbaugebieten im Juli und August, hielten den Krankheitsdruck tief und erlaubten ein gutes Wachstum. Insbesondere die Zuckergehalte legten durch das prächtige Herbstwetter zu, sodass eine leicht erhöhte Quote 2010 erwartet werden durfte. Ausgewogene Gemüseernte nach Rekordjahr Das milde und wüchsige Wetter im Herbst 2009 sowie die ausbleibenden Fröste brachten hohe Ernten beim Lagergemüse. Dank erneut überdurchschnittlich kaltem Winter verlief der Verkauf erfreulich. Die Wachstumsbedingungen für Gemüsekulturen im Frühling und Frühsommer 2010 waren nicht mehr so hervorragend wie im Vorjahr. Die extremen Witterungsverhältnisse führten zu Wachstumsstörungen bei den Freiland- wie Gewächshauskulturen und damit zu geringeren Ernten. Zusätzlich gab es Ernteverzögerungen, -löcher oder -ballungen. Das führte zu einer unregelmässigen Marktversorgung, die mit Ergänzungsimporten ausgeglichen werden musste. Dafür lagen die Preise wieder über dem Vorjahr. Negativ auf das Preisniveau haben sich der starke Franken und die damit verbundenen tiefen Importpreise ausgewirkt. Durch den Markteintritt zusätzlicher Akteure im Detailhandel hat sich der Preisdruck weiter verschärft. Die Zwiebel- und Karottenernten dürften aufgrund trockener Bedingungen unter jenen des Vorjahres ausfallen. Kleinere Obsternte Nach dem Jahr 2009 mit tendenzieller Überversorgung erwartete die Branche für 2010 eine gewisse Normalisierung des Marktes. Ende Oktober waren mit rund 68‘000 Tonnen soviel Tafeläpfel an Lager, wie voraussichtlich abgesetzt werden können. Schätzungen gingen von einer Ernte von 92‘300 Tonnen Tafeläpfeln aus. Die Birnenernte fiel gering aus, Ende Oktober lagen nicht wie gewünscht 11‘000 Tonnen, sondern nur rund 7‘000 Tonnen Tafelbirnen an Lager. Schätzungen liessen eine Ernte von rund 12‘000 Tonen erwarten. Grund für die tieferen Erträge war der ungünstige Vegetationsverlauf mit extremen Wetterverhältnissen. Dazu kam die natürliche Ernteschwankung (Alternanz). Die Qualität der Früchte war infolge des idealen Herbstwetters aber ausgezeichnet. Die Anbaufläche blieb gegenüber dem Vorjahr stabil. Beim Wein steht ein guter Jahrgang an Die Reben begannen erst im April zu wachsen. Nicht ganz optimal war das nasskalte Wetter während der Blütezeit. Es kam zu Verrieselung und Kleinbeerigkeit. Die Reben in der Westschweiz blieben im Gegensatz zur Ostschweiz vom falschen Mehltau weitgehend verschont. Echter Mehltau trat je nach Wetterverhältnissen da und dort auf. Wenig Schaden richtete dieses Jahr der Hagel an, zum Teil litten die Reben im Juli unter Trockenheit. Der trockene Herbst mit den kühlen Nächten war für die Traubenreife ideal. Entsprechend erwarten die Winzer eine sehr gute Qualität, während die Menge leicht unter jener im Vorjahr ausfallen dürfte. Die Ernte begann Anfang Oktober. (Text: LID / SBV) | |