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6.4.2011 Allergien und Intoleranzen nehmen zu Am 26. März hat der Nationale Allergietag mit Publikumsanlässen in fünf Schweizer Städten stattgefunden, organisiert vom Schweizerischen Zentrum für Allergie, Haut und Asthma (aha!) zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI). Aha! informierte auch Fachleute und Medien über Aktuelles zu Allergien.
Reaktionen auf Nahrungsmittel werden gemeinhin als Allergie bezeichnet – ungeachtet der Tatsache, dass krankmachende Unverträglichkeiten auf Lebensmittel in vielen Fällen Folge einer Intoleranz sind. Einer solchen liegt, im Unterschied zur Allergie, kein immunologischer Mechanismus zugrunde. Bei der Zöliakie beispielsweise handelt es sich um eine Unverträglichkeit auf Gluten in Getreiden, bei der Laktoseintoleranz um eine Unverträglichkeit auf Milchzucker. Auch Unverträglichkeiten auf Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker sind keine Allergien im eigentlichen Sinne. Intoleranzen sind mit Allergietests nicht nachweisbar, werden aber häufig von ähnlichen Symptomen begleitet wie allergisch bedingte Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Nahrungsmittelallergie basiert auf einer überhöhten Abwehrreaktion des Immunsystems auf im Grunde harmlose Bestandteile von Lebensmitteln. Die Auslöser, die sogenannten Allergene, sind Eiweisse meist pflanzlicher oder tierischer Herkunft. Bei Kleinkindern sind Nahrungsmittelallergien relativ häufig, namentlich auf Kuhmilch und Hühnerei. Das noch nicht vollständig entwickelte Immun- und Verdauungssystem dürfte, neben der genetischen Veranlagung, ein mitentscheidender Faktor sein. Prof. Dr. med. Roger Lauener, Chefarzt der Allergieklinik in Davos und Leiter der Allergieforschung am Uni-Kinderspital Zürich, informierte Fachleute und Medien an der aha-Pressekonferenz am 22.3.2011 über wissenschaftliche Fakten und Trends zu echten und unechten Allergien. Bei Schulkindern und Erwachsenen ist sie oft mit einer Pollenallergie gekoppelt, was als Kreuzreaktion bezeichnet wird. Grund: Das Immunsystem «verwechselt» die ähnlich strukturierten Proteine von Pollen und pflanzlichen Nahrungsmitteln. Experten schätzen, dass über die Hälfte der Pollenallergiker oder annähernd eine halbe Million Menschen Kreuzreaktionen gegen Nahrungsmittel hat oder noch entwickeln wird. Von Nahrungsmittelallergien sind 5 bis 8 Prozent der Kinder und gut 4 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz betroffen. Im Erwachsenenalter sind Äpfel, Hasel- und Baumnüsse, Kiwi, Sellerie und Karotten die häufigsten Allergieauslöser. Weitere wichtige Allergene sind Soja, Erdnüsse, Sesam, Fisch, Schalentiere, Avocado, Tomate, Gewürze wie Paprika, Koriander oder Dill. Die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien hat über die letzten Jahre zugenommen. Die Gründe dürften vielfältig sein: Diskutiert werden Auswirkungen verschiedener Umwelt-einflüsse auf den menschlichen Organismus, die Verfügbarkeit von immer exotischeren Lebensmitteln und der «sterile» Lebensstil v.a. von heutigen Kindern. Ein Faktor ist auch die Zunahme an Pollenallergien. Typische Symptome von Nahrungsmittelallergien sind Magen- und Darmbeschwerden sowie Erbrechen, aber auch Schwellungen in Gesicht, Mund und Rachen, Hautausschläge und Atemprobleme. Im Extremfall kann es zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps kommen. Sehr empfindliche Personen können auf Allergenmengen in kaum messbaren Bereichen reagieren. Statistisch rechnet man in der Schweiz mit 200 Schockzuständen und einem Todesfall pro Jahr. Für die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie gibt es verschiedene Ansätze. Die Selbstbeobachtung gibt einen ersten Aufschluss. Der Facharzt führt in der Regel Haut- und Bluttests durch, allenfalls auch einen Provokationstest. Dabei wird ein Allergen-Präparat «verdeckt» verbreicht und die Reaktion beobachtet. Die bis heute einzig mögliche Behandlung einer Nahrungsmittelallergie ist der vollständige Verzicht auf das allergieauslösende Lebensmittel. Bei der Zubereitung muss zudem auf Vermischungen oder Verunreinigungen geachtet werden. Bei Kreuzreaktionen werden gewisse Nahrungsmittel in gekochtem Zustand von einigen Betroffenen besser toleriert. Die schweizerische Gesetzgebung kennt strenge Vorschriften zur Kennzeichnung von Allergenen in Lebensmitteln. Eine Reihe von Zutaten, die Allergien oder andere unerwünschte Reaktionen auslösen können, müssen zwingend deklariert werden: als Zutat, Teil einer gemischten Zutat oder wenn in einem Zusatzstoff enthalten. Auch auf unbeabsichtigte Vermischungen muss hingewiesen werden. Die Deklarationspflicht gilt für verpackte Lebensmittel wie für den Offenverkauf und die Gastronomie. Die seit einigen Jahren geltenden Vorschriften unterstützen Betroffene im Alltag. Sie haben auch die Lebensmittelproduzenten vor neue Herausforderungen gestellt. In Zukunft werden diese eine immer breitere Palette an Produkten bereitstellen, die sich für eine stetig wachsende Zahl von Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten eignen. Besonders geeignete und von unabhängiger Seite kontrollierte Produkte können mit dem Allergie-Gütesiegel von aha! ausgezeichnet werden. Über das Allergiekompetenzzentrum Aha! aha! Schweizerisches Zentrum für Allergie, Haut und Asthma in Bern bietet Dienstleistungen für Menschen mit allergischen Erkrankungen und Interessierte an. Unternehmen, Ausbildungsstätten, Behörden, Verbände etc., die mit der Allergieproblematik konfrontiert werden, sind ebenfalls sehr willkommen, Beratungs-, Informations- und Schulungsdienste von aha! in Anspruch zu nehmen. Anfangs September 2006 lancierte aha! das erste Allergie-Gütesiegel im Schweizer Markt. Es ist für eine breite Palette von Konsumgütern und Dienstleistungen verwendbar. www.ahaswiss.ch. Der jährliche Nationale Allergietag steht unter dem Patronat des Bundesamtes für Gesundheit. (Text: aha!) Weiterlesen: Seriöse Empfehlungen für Allergiker | ||||