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24.5.2011 Weniger Fleisch essen wegen Futtermittelimport? Am 3.5.2011 ist in foodaktuell.ch folgende Nachricht des LID erschienen: Schweizer sollen weniger Fleisch essen 02.05.2011 - (lid) – Würden Schweizer nur noch halb so viel Fleisch essen, könnte auf den Import von Futtermitteln und Fleisch verzichten werden. In der Schweiz werden jährlich rund 400‘000 Tonnen Fleisch verzehrt, 53 Kilo pro Person. Dafür werden jährlich 650‘000 Tonnen Kraftfutter importiert, wovon 280‘000 Tonnen Soja. Das meiste komme aus Brasilien, wo der Anbau dieses Eiweissträgers gravierende soziale und ökologische Auswirkungen habe, schreibt die Organistion Erklärung von Bern (EvB). Das muss nicht sein: Denn würde die Schweiz auf jeglichen Import von Futtermitteln und Fleisch verzichten, wäre sie trotzdem in der Lage, rund die Hälfte des heute konsumierten Fleischs zu produzieren – rund 28 Kilo pro Person und Jahr. Die EvB fordert deshalb alle Schweizer Konsumenten auf, ihren Fleischkonsum von derzeit 1 Kilo auf 500 Gramm pro Person und Woche zu reduzieren. (siehe: http://www.foodaktuell.ch/nachrichten.php?art=1665&class=faktuell) Die foodaktuell-Redaktion hat dazu einen offenen Brief an Andrea Hüsser von der EvB erhalten: Stellungsnahme von Franz J. Steiner, Geschäftsführer der Pro Beef GmbH Wenn es so einfach wäre!! Grundsätzlich bin ich mit Ihrer Argumentation einverstanden, sie schadet aber unseren Bio Rindfleischproduzenten, die ohne Getreide Fleisch produzieren. Weil sich gerade die umweltbewussten Konsumenten an diese Empfehlung halten, steigt der prozentuelle Verzehr von Biofleisch, das ohne oder mit wenig Kraftfutter produziert wird, im Vergleich zum Kraftfutterfleisch nicht oder unwesentlich an. Der Import von Fleisch und Futtermittel, um Fleisch zu produzieren, kann so kaum eingeschränkt werden. Parallel zur tieferen Fleischproduktion in der Schweiz wird mehr Fleisch importiert. Interessant dabei ist, dass immer mehr billiges Fleisch dabei ist. Früher wurden praktisch nur sogenannte Edelstücke importiert, seit einigen Jahren sind es vermehrt "Kuhhälften, Wurstfleisch". Unsere Schweizer Bio Bauern haben das Problem, dass sie viele Tiere in den konventionellen Kanal und zu tieferen Preisen liefern müssen. Ein grosser Teil der Biojungtiere aus Milchviehbetrieben müssen an konventionelle Mäster verkauft werden. Diese verdienen mit Intensivmast mit Kraftfutter und ohne Weide mehr Geld als ihre Biobauern Kollegen!! Die Konsumenten kaufen zuwenig Schweizer Biorindfleisch! Das importierte Futter wird vor allem zur Produktion von Milch, Schweinefleisch, Poulet und Eiern verwendet. Die EDV müsste logischerweise auch einen Aufruf machen um den Eier- und Milch-Produkte Konsum zu halbieren und keine Eier mehr zu essen Die Bio Suisse hat schon seit vielen Jahren eine Regelung, dass bei den Wiederkäuern mindestens 90% Raufutter eingesetzt werden muss. Wenn bei den Wiederkäuern Kraftfutter eingesetzt wird, so vor allem bei den Milchkühen. Die Kühe wurden in den letzten 50 Jahren so gezüchtet, dass sie die Milchleistung nur noch mit zufüttern von Kraftfutter erreichen. Die Schweizer Biobauern haben dieses Problem schon länger erkannt und sind bestrebt wieder Kühe zu züchten, die auch ohne Kraftfutter auskommen. Das Forschungsinstitut für Biologischen Anbau, FiBL ist an Untersuchungen, um die genauen Zahlen für den Kraftfutterverbrauch in der Bio Tierhaltung zu eruieren. Diese Arbeit wird in kürze publiziert. Vorweg kann ich Ihnen aus meinen eigenen Beobachtungen sagen, dass nur ein sehr marginaler Teil für die Fleischproduktion eingesetzt wird. Vor allem dort wo mit unangepassten Viehrassen gearbeitet wird. Denken sie an alle Alpen: da werden Zehntausende von Rindern und Kühen gehalten ohne jegliches Zusatzfutter. Mit einer angepassten Haltung und Züchtung ist uns in den letzten 12 Jahren gelungen, hochwertiges Fleisch zu produzieren ohne Getreide. Als wir 1997 damit begonnen haben, ohne Getreide Fleisch zu produzieren, wurden wir von der Futtermittelindustrie, von ETH Fütterungsspezialisten ausgelacht und als Busch - Wiesen - und Wald- Mäster dargestellt. Die Biofleisch Produzenten in der IG Bio Weidebeef haben in den letzten 10 Jahren bewiesen, dass Bio Rindfleisch ohne Kraftfutter produziert werden kann. Alpweide oberhalb von Einsiedeln. Im Hintergrund der Sihlsee. Nach allen unseren Bemühungen, die sich finanziell nicht ausbezahlt haben, (Rinder im Stall ohne Weide und mit Kraftfutter zu mästen ist lohnender als Weidemast), stellen wir fest, dass die Organisationen, mit denen wir eigentlich das Heu auf der gleichen Bühne haben, uns das Leben immer schwerer machen und unsere Anstrengungen wenig bis gar nicht anerkennen oder unterstützen. Was sollen wir denn auf unserem Grünland in den Bergen und Hügeln produzieren?. In diesen Gebieten gibt es keine Alternativen zur Haltung von Raufutterverzehrenden Nutztieren. Je weniger wir hier produzieren, umso mehr wird aus Ländern importiert, wo Leute hungern und Raubbau betrieben wird. Helfen Sie uns mit differenzierten Aussagen die Schweizer Bio Landwirtschaft zu erhalten und zu fördern. In den letzten Jahren sind viele Bauern wieder aus der Bio Landwirtschaft ausgestiegen weil sich die intensive Tierhaltung mit Chemie und Kraftfutter besser rechnet. Unterstützen Sie bitte die Biologische Landwirtschaf vor Ihrer Haustüre. Dann können wir die Kraftfuttereinfuhr in die Schweiz massiv senken! Text und Bilder: Pro Beef GmbH, Franz J. Steiner, 8840 Einsiedeln, langjähriges Mitglied der EVD! Pro Beef GmbH ist eine Bio Produzentenorganisation die Bio Schlacht- und Nutzvieh vermarktet. http://www.pro-beef.ch/ Adressat: Erklärung von Bern, 8026 Zürich, Andrea Hüsser, http://www.evb.ch/ (Autoren-Kommentare sind immer die persönliche Meinung des Autors) | |