Food aktuell
Varia
5.12.2012
Fleisch aus reiner Grasfütterung

Soja-Fütterung stösst auf zunehmende Kritik. Für Mutterkuh Schweiz passt daher die Produktionsreglemente an: Für Natura-Beef und -Veal als erste Fleischmarken wird Sojafutter verboten.



in der Schweiz werden heute über 40 Prozent des importierten Soja an Rinder und Kühe verfüttert. Das ist nicht nötig, denn die Wiederkäuer fressen auch Heu und Gras, die für die menschliche Ernähnrung nicht in Frage kommen. Die Grasland-Strategie von Mutterkuh Schweiz heisst daher neu: Naturnahe Fütterung mit Heusilage ohne Soja.


Die Fütterung von Soja an Tiere wird mit zunehmender Besorgnis wahrgenommen. Mutterkuh Schweiz hat auf diese Diskussion reagiert mit einem Verbot der Fütterung von Soja für Natura-Beef und Natura-Veal seit 1. November 2012. Betriebe, die noch Vorräte haben, müssen diese bis spätestens 31. August 2013 abbauen. Erhebungen zeigen, dass bisher nur etwa 8% der Betriebe Soja fütterten.

„Fleisch aus Gras“ ist eine Leitidee seit dem Start der Mutterkuhhaltung: Freilaufhaltung mit Sommerweide und Winterauslauf sind Voraussetzung. Die Kühe fressen Gras und Heu, die Kälber bleiben mit ihren Müttern zusammen und ernähren sich hauptsächlich von Milch, später ebenfalls von Gras und Heu.

Das Ergebnis ist eine hervorragende Qualität der Produkte, auch dank Arbeit mit Fleischrinderassen. Fleisch der Markenprogramme Natura-Beef und Natura-Veal ist bei Coop und bei Direktvermarktern erhältlich. Die Nachfrage ist sehr gut. Mutterkuh Schweiz sucht neue Produzenten.

In der Schweiz sind etwa 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus topografisch-klimatischen Gründen Grasland; weltweit sind die Verhältnisse ähnlich. Menschen können sich nicht direkt von Gras ernähren. Damit Gras für die menschliche Ernährung genutzt werden kann, müssen Wiederkäuer wie Kühe, Schafe und Ziegen es zu den wertvollen Nahrungsmitteln Fleisch und Milch veredeln.


Laufstall des Mutterkuh-Naturabeef-Hofs von Richard Maurer in Habstetten BE.


Will man mit den begrenzten Ressourcen dieser Erde genügend Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung produzieren, muss man das Grasland nutzen. Und ohne die Bewirtschaftung des Graslandes würde der Selbstversorgungsgrad der Schweiz sinken und die Landschaft ihr heutiges Gesicht verlieren. Der grösste Teil des Graslands würde verbuschen und verwalden.

Viele negative Auswirkungen auf die Umwelt, die der Tierhaltung angelastet werden, fallen bei der Produktion von Fleisch aus Gras weg: Es werden keine Regenwälder abgeholzt, kein Soja als Tierfutter angebaut und keine Futtermittel um den halben Globus verschifft. Wie diverse Studien zeigen, wirkt sich die graslandbasierte Fleischproduktion positiv auf die Biodiversität, die Wasserqualität, die Bodenfruchtbarkeit und die Kohlenstoffbindung im Boden aus.


Ein halbhohes Geländer erlaubt des Kälbern den Zugang zur Mutterkuh aber nicht umgekehrt – wie bei den Menschen wollen Halbwüchsige auch mal unter sich sein.


Mutterkuh Schweiz ist überzeugt, dass die Grasland-Strategie den Erwartungen der Gesellschaft und den Bedürfnissen der Konsumenten entspricht. (Text: Mutterkuh Schweiz. Bilder: Arthur Rossetti)

Nachteile von Soja als Tierfutter

Fleisch macht die Sojabohne zum gefragten Gut. In nur 20 Jahren (1990 bis 2009) hat sich die weltweite Sojaproduktion verdoppelt. Die enorme Nachfrage geht vor allem auf den weltweit steigenden Fleischkonsum zurück: Rund 85 Prozent der weltweiten Produktion - landet in den Futtertrögen von Rindern, Kühen, Schweinen und Hühnern in China und Europa. Die Anbaufläche für Soja wächst dabei auf Kosten von Tropenwäldern und anderer wertvoller Lebensräume.

Beunruhigend ist die Situation vor allem in Südamerika: Immer tiefer stossen dort die Soja-Felder in den Atlantischen Regenwald, den Tropenwald im Amazonas (Bild) und die artenreiche Savanne Cerrado vor. Zwischen 1980 und 2009 hat sich die Anbaufläche für Soja in Südamerika auf 31 Millionen Hektar vervierfacht. Das ist mehr als sieben Mal die Fläche der Schweiz.


Wo Wald verloren geht, wird der Lebensraum von unzähligen Tier- und Pflanzenarten zerstört. Wenn plötzlich der schützende Pflanzenteppich fehlt und der nackte Boden hervor tritt, besteht die Gefahr von Bodenerosion. Pestizide und Dünger aus Sojaplantagen verschmutzen die Gewässer. Zudem arbeiten viele Landarbeiter auf den Plantagen unter widrigen Bedingungen und schlechter Entlohnung. Und wo neue Plantagen entstehen, gibt es auch Landrechtskonflikte mit indigenen Einwohnern.

In der Schweiz haben sich die Importe von Soja in den letzten 20 Jahren verzehnfacht. Grund für diesen Anstieg ist das Fütterungsverbot von tierischem Eiweiss und die Intensivierung der Fleisch- und Milchproduktion. Gemäss einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie wird in der Schweiz heute über 40 Prozent des importierten Soja an Rinder und Kühe verfüttert. Das ist nicht nötig, denn die Wiederkäuer würden auch Heu und Gras fressen. (Text und Bild: WWF)

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