Food aktuell
Varia
4.1.2013
KOMMENTAR: Crux bei Genderfood für Männer

Kommentar der foodaktuell.ch-Redaktion

So einfach wie bei Parfümerieprodukten kann die Lebensmittelwerbung nicht operieren. Was mit Frauen funktioniert, tut es nicht unbedingt mit Männern (und umgekehrt). Richtig kompliziert wird es, wenn ein Produkt unterschwellig das eine oder andere Geschlecht gezielt ansprechen soll. Oder wenn es dies ohne Absicht tut - sogar zur Überraschung der Marketingstrategen.

Zunächst muss man sich bewusst sein, dass die gezielte Ansprache des einen Geschlechts das andere automatisch abwimmelt, so dass sich das Marktpotenzial schon vom System her halbiert. Hinzu kommt der Unsicherheitsfaktor, ob die genderspezifische Ansprache wirklich zielführend ist oder ev sogar kontraproduktiv. Die Beispiele des erfolgreichen Eve-Biers für Frauen und den mittlerweile nicht mehr produzierten Männerprodukten von Wernli sowie Ramseier deuten darauf hin, dass Frauen eher Frauen-Genderfood kaufen als Männer entsprechende Männer-Produkte.

Die Unsicherheit besteht auch darin, ob erfolgreiche Produkte wegen oder trotz des Gendermarketings erfolgreich sind. Marktforschungen, die sich auf Konsumentenbefragungen stützen, können verzerrte Resultate liefern, da Konsumenten im Interview nicht immer sagen, was sie wirklich tun und umgekehrt.


Ausserdem ist es denkbar, dass Frauen ebenso gern Männer-Food konsumieren wie die Männer selber oder sogar noch lieber. Sei es aus Neugier oder Trotz oder einfach, weil sie es gern haben. Letztlich kann es dem Hersteller egal sein, ob es Männer sind, die Männerprodukte kaufen oder auch Frauen. Diese haben an der Ladenkasse ja keine Sanktionen zu befürchten.

Gibt es überhaupt biologische oder psychologische Voraussetzungen für Genderfood? Beide Geschlechter haben fast identische Nährstoffbedürfnisse. Allfällige Vorlieben lassen sich zwar hormonell erklären, und bei diesem Aspekt unterscheiden sich Mann und Frau erwiesenermassen mehr oder weniger stark. Aber die Psychologie spielt vielleicht eine noch wichtigere Rolle.

Ein Männerprodukt, das mit stärkeren Muskeln wirbt, könnte Erfolg haben, sowohl bei schmächtigen wie auch gut bestückten Männern. Ebenso bei Produkten zur Potenzförderung. Kraft und Potenz sind Eigenschaften, die ein Mann generell immer verbessern kann.

Auch Beauty- und Antiaging-Food spricht alle Frauen an, jedoch ein Produkt mit der Werbeaussage «für die Frau über 40» könnte floppen aus dem einfachen Grund, weil nicht jede Frau mit diesem im Einkaufskorb gesehen werden will. Fazit: Das Genderfood-Kaufverhalten ist sehr multifaktoriell, noch kaum transparent und wohl auch oft situativ.

Männer und Frauen unterscheiden sich beim Essen nicht nur in ihren Vorlieben und Gewohnheiten, sondern auch in ihrer Einstellung zum Essen. So erleben Männer das Essen vor allem als lustvoll und befriedigend. Sie essen, was ihnen schmeckt. Kaloriengehalt und Gesundheitswert von Speisen sind nebensächlich. Männer unterwerfen sich nur selten einem kontrollierten Essensverhalten. (GB )


Den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau bzw zwischen Manneken-Pis und Jeanneke-Pis kennt jeder, der in Brüssel war. Und man weiss aus Erfahrung, dass es viele weitere kleine Unterschiede gibt, so auch bei den Konsumvorlieben.


Rotes Fleisch statt grüner Salat

Laut der schweizerischen Gesundheitsbefragung achten 40% der Männer nicht auf ihre Ernährung, und ihr Essverhalten ist deutlich ungünstiger als das der Frauen: Ihre Vorlieben liegen bei Fleisch- und Wurstwaren. Rotes Fleisch (Schwein, Rind) wird lieber gegessen als weisses (Poulet, Kaninchen, Kalb). Gemüse und Salat kommen bei Männern deutlich schlechter weg als bei Frauen. Fast die Hälfte aller Schweizer Männer isst zudem deutlich zu wenig Obst.

Männer haben physiologisch bedingt allgemein einen leicht höheren Energie- und Proteinumsatz als Frauen. Daraus ergibt sich auch ein etwas höherer Bedarf an einigen Vitaminen (A, E, K, B1, B2, B6, Niacin) sowie an Magnesium und Zink.

Dieser etwas höhere Bedarf gewisser Nährstoffe vermag das unterschiedliche Essverhalten von Männern und Frauen jedoch nicht zu erklären; zumal auch die körperliche Schwerarbeit bei vielen Männern heute nicht mehr an der Tagesordnung ist. Vielmehr sind die unterschiedliche Erziehung und Sozialisation von Männern und Frauen sowie andere Körperideale mitverantwortlich für die geschlechtsspezifischen Essgewohnheiten. So gilt eine Ernährung, die sättigend, deftig, stark gewürzt und fleischbetont ist, als besonders männlich. (Text: SMP Newslaiter Juli 2003)

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