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5.2.2013 Milch- und Molke-Konsum wachsen weltweit Die Rabobank, als weltweit führender Finanzpartner der Lebensmittel- und Agrarindustrie, beobachtet die Agrarmärkte mit Argusaugen. Eine aktuelle Studie der Rabobank kommt zum Schluss, dass der weltweite Milchverbrauch in den kommenden fünf Jahren um insgesamt zwölf Prozent wachsen wird (gemessen in Milchäquivalenten für Fett und Eiweiss). Konkret soll der Verbrauch jedes Jahr um 2,4% steigen. Das klingt nach einer guten Nachricht – sowohl für die Milchproduzenten, als auch für die Milchverarbeiter. Doch die Studie verschweigt nicht, dass das Wachstum ungleich verteilt sein wird: In den hoch entwickelten und zugleich mit Milch gut versorgten Ländern wird der Milchkonsum höchstens gleich bleiben, möglicherweise sogar leicht sinken. Das liegt am stagnierenden Bevölkerungswachstum, den tendenziell sinkenden Einkommen und einem veränderten Ernährungsbewusstsein, das nicht immer zum Vorteil von Milchprodukten ausfällt. Deutlich steigen wird jedoch der Milchkonsum in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Rabobank ortet 82% des Wachstums in aufstrebenden Märkten, rund die Hälfte davon allein in China und Indien (Bild). Während die Unternehmen der Top-Milchverarbeiter in den entwickelten Ländern angesiedelt sind, findet das Wachstum also in den Entwicklungs- und Schwellenländern statt. Eine der grössten Herausforderungen der nächsten Jahre ist es deshalb, die Präsenz in diesen Ländern auszubauen. Bereits haben 16 der 20 grössten Milchverarbeiter Standbeine in Asien und/oder Lateinamerika aufgebaut, 15 davon allein in China. Fressen und gefressen werden Und die Mehrheit der Unternehmen baut aus. Eine Analyse der Rabobank zeigt auf: Die meisten grossen Milchverarbeiter haben kürzlich andere Unternehmen gekauft oder sind Joint Ventures eingegangen, um ihre Marktposition zu stärken. Hier ein paar Beispiele der vergangenen Monate: Nestlé übernimmt Pfizer Nutrition, um leichter in den schnell wachsenden Markt für Säuglingsnahrung in Schwellenländern zu gelangen; Lactalis kauft die weltweit tätige Parmalat, um Zugang zu neuen Märkten zu erhalten; FrieslandCampina schluckt die Alaska Milk Corporation (AMC) in den Philippinen und sichert sich damit Zugang zu einem stark wachsenden Markt; Arla fusionierte zuerst mit der Milk Link in Grossbritannien und dann mit der Milch-Union Hocheifel in Deutschland, was ihre Position als europäischer Milchverarbeiter stärken wird; Die kanadische Saputo übernimmt den US-Käser DCI und setzt voll auf den US-Markt; Die deutsche Müller schluckt Robert Wiseman Dairies in Grossbritannien und schliesst ein Joint Venture mit PepsiCo in den USA, um den wachsenden US-Joghurt-Markt zu erschliessen. Die Liste könnte beliebig weitergeführt werden, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Die Rabobank erwartet, dass die grossen Milchverarbeiter weiterhin auf der Suche nach Fusions- und Übernahmekandidaten sind. Das ist kein Wunder: Der Kampf um Marktanteile hat gerade erst begonnen. Molke überflügelt Käse Weil das künftige Umsatz-Wachstum in jenen Ländern stattfindet, die traditionell eher wenig Milchprodukte konsumieren, erwartet die Rabobank, dass die traditionellen Milchprodukte davon am wenigsten profitieren. Für Käse prognostiziert die Rabobank ein eher bescheidenes Wachstum von jährlich 1,6%. Denn Käse wird vor allem in Nordamerika und Westeuropa konsumiert – dort, wo weniger Wachstum erwartet wird. Nichtsdestotrotz werden auch die aufstrebenden Länder vermehrt nach Käse nachfragen. Doch auch wenn dabei von traumhaften Wachstumsraten zwischen 10 und 20% die Rede ist, handelt es sich hierbei um ein sehr kleines Segment und zudem häufig um Käse für die Lebensmittelindustrie. Die Exporthoffnungen der Käseproduzenten dürften eher auf Ländern wie Argentinien, Brasilien und im Mittleren Osten ruhen. Dort ist Käse populär, die Bevölkerung wächst stark und die Kaufkraft ebenfalls. In diesen Ländern werden die Käsehändler um Kunden buhlen. Einem Nebenprodukte der Käseherstellung, der Molke, wird von der Rabobank eine goldene Zukunft vorausgesagt. Nachdem in den letzten Jahren die Nachfrage nach Molkeprodukten stets überproportional gewachsen ist, dürfte sich das Wachstum auch künftig zwischen sechs und sieben Prozent jährlich bewegen. Denn der Trend geht in den hochentwickelten Ländern immer mehr in Richtung Gesundheit und Sport, was für Molkeprodukte spricht (Bild). In den aufstrebenden Ländern wird dagegen Babynahrung immer wichtiger, weil erstens die Bevölkerung dort wächst und zweitens immer mehr Frauen erwerbstätig sind. Zudem ist die Rabobank davon überzeugt, dass die Milchverarbeiter dieser Welt gezwungen sein werden, grosse Mengen an günstigen Milchprodukten anzubieten. Als kostensenkende Massnahme bietet sich an, in vielen Produkten Milch durch Molke zu ersetzen. Molke könnte künftig so gefragt sein, dass sogar Engpässe bei der Versorgung vorkommen können. Eine grosse Rolle wird dabei die mangelnde Erfassung der Molke spielen. Noch immer wird ein Teil der Molke verfüttert, statt zu höherwertigen Molkeprodukten verarbeitet. Doch der Trog der Molkeschweine dürfte sich künftig weniger üppig füllen. (Text: LID) Weiterlesen: Molke: vom Schweinefutter zur Babynahrung | |