Food aktuell
Varia
24.7.2013
Verpackungsetiketten: Standortanalyse und Trends

Im Rahmen der bevorstehenden Messe Labelexpo Europe untersucht Ettikettenspezialist Mike Fairley im Auftrag des Ettikettenhersteller-Verbandes Finat, wie sich die Etiketten-Drucktechnologie im Laufe der Zeit verändert hat, und erläutert, mit welchen Investitionsentscheidungen Etikettenverarbeiter heute konfrontiert sind.

Ende der 70er Jahre hatten Selbstklebe-Etiketten bereits einen Anteil von 7 % am europäischen Etikettenmarkt erreicht, wobei alle Druckverfahren zum Einsatz kamen. Heute machen Selbstklebe-Etiketten etwa 40 % des Verbrauchs aus, der von zahlreichen Innovationen bei Technologien und Druckmaschinen geschürt wird. Diese haben in den vergangenen 30 Jahren dazu geführt, dass Etiketten unter anderem schneller, auf breiteren Bahnen, mit Rotations- und Wrap-Around-Werkzeugen, auf Druckmaschinen mit Servoantrieb sowie mit Steuerungen zur Bahnprüfung, Registerkontrolle und Farbverwaltung gedruckt werden können.

Es ist schwer vorzustellen, aber erst 1978 wurden die ersten Einzelhandel-Barcodes für die Etikettenprodukte des Fine Fare Supermarket gedruckt. Damals kam auf den Druckvorlagen auch erstmals ein Geschwindigkeitscode für die dunklen senkrechten Codebalken zum Einsatz. Heute sind Barcodes ein wichtiger Bestandteil von Etiketten, die im Einzelhandel in ganz Europa verkauft werden.

Damals wurden die Barcode-Etiketten zur Kennzeichnung von frischen Lebensmitteln im Geschäft und bei den Vorverpackern noch aus wärmeempfindlichen Materialien hergestellt. Erst in den 1980er Jahren begannen sich der Thermodirekt- und dann der Thermotransferdruck durchzusetzen und gegen Ende des Jahrzehnts rasant zu wachsen, um die mit Barcodes versehenen Etiketten mit Preis- und Gewichtsauszeichnung auf selbstklebenden Materialien zu drucken.

Etwa zur gleichen Zeit wurden neue Folienmaterialien aus Polypropylen und Polystyrol und später dann aus Polyethylen für anspruchsvollere Etikettenanwendungen eingeführt. Jetzt forderten die führenden Markeninhaber den qualitativ hochwertigen Druck von Folienmaterialien zum Etikettieren unter anderem von Schampoos, Toilettenartikeln und Industrieprodukten. Damit erhöhten sich die Anforderungen an die Druckmaschinenhersteller und Weiterverarbeiter.

Veränderungen im Etikettendruck

Um den sich ändernden Anforderungen an den Etikettendruck gerecht zu werden, hat sich in den vergangenen 30 Jahren die jeweils vorherrschende Drucktechnologie vielfach anpassen müssen: In den 1980er Jahren hat die Rotationsbuchdruckmaschine die Verkaufszahlen angeführt. Dann kam in den 1990er Jahren das Flexodruckverfahren auf. Anfang des 21. Jahrhunderts stand der UV-Flexodruck als dominierende Technologie häufig im Mittelpunkt. Seit Mitte der 2000er Jahre hat sich dann der Digitaldruck relativ schnell entwickelt – zu Beginn mit elektrofotografischer Flüssigkeit und Trockentoner, seit kurzem mit neuen Generationen von UV- und wasserbasierten Tinten.

Für 2014 ist die Markteinführung des neu entwickelten nanografischen Druckverfahrens von Landa vorgesehen. Hierbei handelt es sich um einen Offset-Inkjet-Prozess, der bei den Druckereien für Etiketten, Faltkartonagen und flexiblen Verpackungen bereits auf ein reges Interesse gestossen ist.

Aktuell werden erhebliche Entwicklungsanstrengungen unternommen, um perspektivisch mit der Inkjet-Technologie direkt auf Glas- oder Kunststoffflaschen und eine Vielzahl von Konservendosenformen und -grössen zu drucken. Diese Versuche mögen heute noch belächelt werden, könnten in Zukunft aber eine echte Bedrohung darstellen.

Was wird die Zukunft bringen?

Alles in allem besteht die grösste Herausforderung, vor der die Etikettendruckereien heute stehen, darin zu entscheiden, in welche neue Druckmaschine sie in diesem, im nächsten oder im übernächsten Jahr investieren werden. Wird es eine weitere konventionelle, analoge UV-Flexodruckmaschine sein? Oder doch eine Offset- oder Kombinationsdruckmaschine? Manche Verarbeiter überlegen vielleicht noch, ob sie auf die digitale Technologie umsteigen. Wenn ja, werden sie in Toner oder Inkjet investieren?

Früher war die Investitionsentscheidung möglicherweise nicht so kompliziert. Heute sind selbst bei der konventionellen analogen Druckmaschinentechnologie weitaus mehr Faktoren zu berücksichtigen. Die Umweltbilanz und der Energieverbrauch der Druckmaschinen könnten wichtigen Kriterien sein. Oder der Farbraum und die Anzahl der Farben oder Farbwerke der Maschine.

Welche wertschöpfenden Finishing-Optionen werden angeboten? Welche Prüf- und Steuertechnologie erfordert die Druckmaschine? Welche Ausgabegeschwindigkeit benötigen die zu produzierenden Aufträge? Wie lange braucht die Druckmaschine für die Umrüstung zwischen verschiedenen Aufträgen? Möchte der Verarbeiter neben Etiketten auch andere Produkte bedrucken, wie flexible Verpackungen, Tubenlaminate, Faltkartons oder Beutel? All diese Faktoren beeinflussen die Entscheidung für oder gegen eine Druckmaschine. Natürlich stellen die grossen Druckmaschinenhersteller immer ihre eigenen technischen Ausführungen und Lösungen in den Mittelpunkt.

Der Umstieg auf Digital

Wenn es um Investitionen in den Digitaldruck geht, gilt es zusätzlich zu den Fragen der Druckmaschinenauswahl weitere Faktoren zu berücksichtigen. Der Digitaldruck verändert nämlich auch die Arbeitsweise. Er ermöglicht ein erweitertes Farbmanagement. Es geht darum, die Entscheidung für oder gegen konventionell oder digital so spät wie möglich zu treffen. Welchen Durchsatz an unterschiedlichen Aufträgen kann man jeden Tag noch bewältigen, ehe man sich in Verwaltungs- und Büroarbeit verliert? Alle diese Faktoren erfordern wahrscheinlich ausgereifte Management-Informationssysteme (MIS). Das ist eine weitere wichtige Investitionsentscheidung, die getroffen werden muss.

Dann steht beim Digitaldruck noch die Frage im Raum, welche DPI-Auflösung vorgesehen ist. Braucht man für die Aufträge in einem der Druckköpfe weisse Tinte? Bietet die Druckmaschine einen erweiterten Farbraum? Auch weichen die Verarbeitungsgeschwindigkeiten der Druckmaschinen bei den einzelnen digitalen Etikettendrucktechnologien erheblich voneinander ab. Wie wichtig ist die Geschwindigkeit bei den häufigen Umrüstungen zwischen kleinauflagigen Aufträgen?

Beim Umstieg auf den Digitaldruck muss der Verarbeiter auch entscheiden, ob er in Inline- oder Offline-Finishing investiert. Beim Inline-Verfahren kann jeder Auftragswechsel bedeuten, dass man die Druckmaschine anhalten und die Stanzwerkzeuge austauschen muss.

Sind dann mehrere kleine Aufträge zu produzieren, können diese Werkzeugwechsel bereits einen erheblichen Zeitaufwand bedeuten und die eigentliche Laufzeit der Druckmaschine unnötig verringern. Das bedeutet eine niedrigere Ausgabeleistung und eine potenziell schlechtere Rentabilität. Offline-Finishing heisst unter Umständen, dass eine Finishing-Linie die Ausgaben mehrerer Digitaldruckmaschinen verarbeiten kann, so dass die Produktionszeit maximal ausgenutzt wird.

Eine weitere Überlegung wäre die Anschaffung eines Systems zum Laserstanzen, das allerdings mit höheren Anschaffungskosten verbunden ist. Doch ist diese Investition von erheblichem Nutzen, wenn jeden Tag mehrere kleinauflagige Aufträge produziert werden müssen. Das Laserstanzen bietet in Kombination mit der Inkjet- (oder Xeikon-) Technologie, die ohne feste Rapportlängen auskommt, den faszinierenden Vorzug, dass man die Stapelverarbeitung von Aufträgen quer oder entlang zur Bahn einrichten kann. Damit ist es möglich, die Wirtschaftlichkeit und Leistung zu maximieren.

Immer schnellere Technologiewechsel: Was wird die Labelexpo Europe 2013 bringen? Rückblickend scheint es, als ob in den vergangenen 50 Jahren, vor allem bei Selbstklebeetiketten, mehr Änderungen in der Drucktechnologie eingetreten sind, als in den ganzen 400 Jahren davor. Und die Etikettendruck- und Verarbeitungstechnologie entwickelt sich jeden Tag weiter. Das wird auch auf der diesjährigen Labelexpo Europe deutlich werden, wo neue Marken und Modelle von Etikettendruckmaschinen auf den Markt eingeführt werden. Dazu zählen auch noch mehr Druckmaschinen aus Asien und aus der Welt des Digitaldrucks. www.labelexpo-europe.com/de

FINAT über sich selbst

FINAT, der internationale Verband der Hersteller selbstklebender Produkte und von damit in Zusammenhang stehenden Produkten und Dienstleistungen, wurde 1958 in Paris gegründet und hat seinen Sitz in Den Haag, Niederlande. Mit 600 Mitgliedern in mehr als 50 Ländern weltweit bietet FINAT den Etikettenverarbeitern und allen Zulieferern der Etikettenindustrie zahlreiche Möglichkeiten des Informationsaustausches und der internationalen Vernetzung. www.finat.com (Text: Mike Fairley)

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