Food aktuell
Varia
7.8.2013
Exotische Pilze im Trend


links Shiitake, rechts Austernpilze


Frischpilzsaison ist für die meisten Wildpilze der Herbst. Aber heute stehen Zuchtpilze ganzjährig im Angebot. Sie lassen sich mit Wildpilzen in einer attraktiven Mischung kombinieren. Die Schweizer Pilzzüchter produzieren nicht nur Champignons und Kräuterseitling sondern zunehmend auch Exoten wie Shiitake, Shimeij oder Austernpilze.

Angebaut werden Pilze von spezialisierten Betrieben in modernen Anlagen. Die Produzenten sind im Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP) organisiert, der dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Der Verband ist überzeugt, dass gerade bei den Exoten noch grosses Marktpotenzial vorhanden ist. «Schweizer Exotenpilze sind im Trend, ihr Konsum nimmt laufend zu dank der vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten», sagt VSP-Sprecherin Rebecca Scheidegger. «Auch der zunehmende Bekanntheitsgrad mag dazu beitragen».

Der Pilz-Konsum ist in der Schweiz konstant über die Monate verteilt, nur in den Sommermonaten findet jeweils ein kleiner Rückgang statt. Zuoberst in der Konsum-Hitparade stehen mit grossem Abstand die Champignons, gefolgt von Austernpilzen und Shiitake. Der Frischchampignon-Konsum lag gemäss VSP im 2012 bei 9‘691 Tonnen (davon 22% Importe).

Der Konsum von Exotenzuchtpilzen lag bei rund 446 Tonnen, wobei die Importe je nach Sorte variieren und über 50% betragen können. Zum Vergleich: Der Wildpilzkonsum betrug im 2012 bescheidene 974 Tonnen. Rund 80% des schweizerischen Pilzbedarfs wird durch die inländische Produktion abgedeckt. Davon sind 90 bis 95% Champignons.

Seit 2012 gilt die Pilzproduktion auch in der Schweiz als landwirtschaftlich. Damit hat die Branche Anspruch auf Investitionskredite und darf in der Landwirtschaftszone produzieren. In der Schweiz waren Pilze vorher dem Industriesektor zugeordnet, weil laut Behörden der grundlegende Prozess der Landwirtschaft die Gewinnung organischer Substanz durch Fotosynthese mit Tageslicht ist. Pilze hingegen wachsen in dunklen Gewächshäusern auf Substrat. (GB)


In Wauwil werden pro Jahr rund 2'500 Tonnen Champignons produziert. (Bild: LID)



Pilzproduzenten feiern 75-jähriges Bestehen

Der Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP) feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Die Verbandsmitglieder produzieren nicht nur Champignons, sondern zunehmend auch Exoten wie Shiitake, Grifola oder Austernpilze. Der Verband zeigt sich überzeugt davon, dass gerade bei den Exoten noch grosses Marktpotenzial vorhanden ist. Die Schweizer Produzenten decken derzeit rund 80 Prozent des Inlandbedarfs, dies trotz starker Konkurrenz aus dem Ausland und einem praktisch nicht regulierten Markt. www.champignons-suisse.ch

Der Pilzmarkt in der Schweiz wird grösser und der Marktanteil der Schweizer Pilze liegt bei rund 80 Prozent. Trotzdem sieht der VSP die derzeitige Lage alles andere als rosig. Wenig Freude haben die Produzenten am Marktgebahren der deutschen Discounter Aldi und Lidl in der Schweiz. Der Grund: Mit ihrer Tiefstpreispolitik und Aktionen sorgen sie für Unruhe auf dem Markt und starken Preisdruck. Begonnen haben die aggressiven Kampagnen vor rund eineinhalb Jahren und beschäftigen seither die Branche.

Für Fritz Burkhalter ist klar, dass Aldi und Lidl unter dem Einstandspreis verkaufen: "Die von Aldi und Lidl angebotenen Preise bei Aktionen unter Einstandspreis oder ohne korrekte Aufrechnung der Marge müssen quersubventioniert sein. Selbst mit deutscher Ware würde die Rechnung nicht aufgehen." Besonders störend sei, dass die beworbenen Schweizer Pilze in Aktionen nur in sehr kleiner Menge angeboten würden. "Wenn eine Aktion montags beginnt, dann gibt es oft mittwochs bereits keine solchen Pilze mehr. Es handelt sich hier um eine Lockvogelpolitik", so Burkhalter.

Veranstalten hingegen die Migros oder Coop eine Aktion, so müsse sichergestellt sein, dass die Ware auch für die ganze Aktionswoche ausreiche. Grundsätzlich möchte der Verband keine solchen Lockvogelangebote von Schweizer Pilzen sehen. Rechtlich machen könne man aber nichts, es lasse sich nicht beweisen, dass unter dem Einstandspreis verkauft werde, sagt Burkhalter. Auch dass die Verbands-Mitglieder keine Pilze an die beiden Discounter liefern, bringt nichts, denn dies hat ein Unternehmen übernommen, das nicht Mitglied des VSP ist.

Preise tiefer als vor 20 Jahren

Am eigenen Leib erfährt Roland Vonarburg, Präsident des VSP und Inhaber der Wauwiler Champignons AG, den Preisdruck. Konkrete Zahlen nennt er zwar nicht, die Preise für die Pilze seien mittlerweile aber tiefer als noch vor 20 Jahren, dies trotz Teuerung. Aldi und Lidl nur verteufeln will Vonarburg aber dennoch nicht. Er sieht auch einen positiven Effekt: "Der Markteintritt und die stärkere Bewerbung der Pilze durch die Discounter hat auch zu einer Mengenausdehnung und einem aktiveren Verhalten von anderen Detailhändlern in der Schweiz geführt."

Auch die Konkurrenz aus der EU macht den Produzenten zu schaffen. Diese kommt zumeist aus den Niederlanden und Polen. Die Produktionskosten liegen in der Schweiz laut Verband 40 bis 50 Prozent höher als in der EU. Dies vor allem im Bereich der Bodenkosten, der Produktionsmittel und der Löhne. Besonders bei den Lohnkosten schnellt die Schweiz heraus.

Laut Branchenkennern sind in polnischen Pilzbetrieben selbst die inländischen Pflückerinnen mittlerweile zu teuer, weshalb auf Personal aus Weissrussland zurückgegriffen wird. Dieses arbeite dann für Löhne zwischen 1 und 1.50 Euro pro Stunde. Um die Kostendifferenz zu verkleinern, fordert der VSP deshalb unter anderem einen Grenzschutz für Pilze. Sollten die Rahmenbedingungen nicht in absehbarer Zeit angepasst werden, sieht der VSP die Pilzproduktion in der Schweiz gar gefährdet. (Text: LID)


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