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27.1.2014
Schweizer Produkte an der Grünen Woche in Berlin


Riesige Käsetheke am Schweizer Stand der Grünen Woche in Berlin. (Bild zvg: David Joller)


Das Schweizer Angebot auf rund 1'100 Quadratmetern war nur ein Mosaikstein der weltgrössten Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau, die heute ihre Tore geschlossen hat. Welche Schweizer Produkte waren die Favoriten? Reportage des Landwirtschaftlichen Infodienstes LID:

Die Stände mit Käse, Schokolade, Wein und Trockenfleisch lassen Platz für die vielen Leute, die sich davor sammeln, um etwas zu degustieren oder gleich zu kaufen. Die Stände sind dekoriert mit viel Käse bereit zum Verkauf sowie ganzen Laiben. Daneben verteilen Kinder in Tracht auch aufblasbare Käselaibe. "Le Restaurant Suisse", die Skihütte und die Sonderausstellung zur Ressourceneffizienz bieten den Besuchern kulinarische und geistige Nahrung.

Seit 1999 kommt der Schweizer Auftritt unter der Organisation von Agro-Marketing Suisse (AMS), welche die Marke Suisse Garantie verwaltet, einheitlich daher. Der Name verpflichtet: Nicht nur Käse, Schokolade und Wein sind aus der Schweiz, auch die Menus im "Le Restaurant Suisse" können mit dem Label Suisse Garantie angeboten werden. Und sogar die Standbetreuerinnen und -betreuer sind aus der Schweiz. Das ist ein wichtiger Faktor, um authentisch zu wirken.

Neuer Appenzeller Auftritt

Diese Natürlichkeit zeigt auch der 24-jährige Hackbrettspieler Nicolas Senn vor dem neuen Auftritt des Appenzeller Käse. Der Botschafter für den Appenzeller Käse ist das lebendige und jugendliche Abbild der drei schweigsamen Sennen in Appenzeller-Tracht aus der Käse-Werbung, die überlebensgross von der Wand in die Halle schauen. "Ich will damit zeigen, dass die Tradition nicht nur in Bildern ist, sondern tatsächlich gelebt wird", sagt Senn.


Es ist ein offenes Geheimnis, dass der beliebte deutsche Schauspieler Uwe Ochenknecht sehr erfolgreich Werbung macht für den Appenzeller. Auch wenn die wortkargen Sennen keine offenen Geheimnisse mögen.


Grund für die Erneuerung des Appenzeller-Auftritts ist die Liebe der deutschen Bevölkerung zum Appenzeller Käse. Mit jährlich rund 4'200 Tonnen Absatz ist er der beliebteste Schweizer Käse in Deutschland vor Emmentaler und Gruyère. Neben den drei Sennen prangt deshalb ein goldenes Stück Kräftig-Würziger, in der Schweiz als Surchoix bekannt.

"Der Surchoix liegt im Absatz zwar stark hinter dem Milden, erfreut sich aber steigender Beliebtheit", sagt David Vincze, Direktor der Sortenorganisation Appenzeller Käse. Ebenfalls als Erfolg wertet er das Appenzeller Fondue, welches seit drei Jahren im Angebot ist. Etwas unsicher sieht Vincze der kommenden Preiserhöhung in Deutschland entgegen, die für Händler rund 70 Rappen pro Kilo betragen dürften. Damit werde wohl die psychologische Preisschwelle von 1.99 Euro pro 100 Gramm im Endverkauf überschritten, so Vincze.

Neben den drei grossen Käsesorten werden auch Produkte mit international kleinerem Bekanntheitsgrad angeboten: Der Standbetreuer in Mönchskutte rollt mit der Girolle eine "Käseblume" Tête de Moine nach der anderen, die ihm fast aus der Hand gegessen werden. Landfrauen aus Obwalden strecken den Besuchern ein Stück Sbrinz entgegen, in der Käsetheke liegt Tilsiter bereit, und Raclette Suisse kann frisch geschmolzen probiert werden.


Bundesrat Johann Schneider-Ammann, BLW-Direktor Bernard Lehmann und Botschafter Tim Guldimann am Tête de Moine-Stand. (Bild AMS/Wolf-Georg Kirst)


Die Grüne Woche ist nicht nur Testmarkt für bestehende Produkte, sondern auch für neue Produkte. Letztes Jahr hat zum ersten Mal Sbrinz an einem eigenen Stand seine Käsespezialitäten dem deutschen Markt angeboten. Dieses Jahr ist Camille Bloch mit der Neuheit Ragusa Blond an der Messe vertreten "Im Hauptmarkt Schweiz wird bereits von der Innovation des Jahres gesprochen und auch in Deutschland sind die Reaktionen des Handels auf das Produkt sehr positiv", sagt Regula Gerber, Kommunikationsverantwortliche von Camille Bloch.

Die meisten grossen Kunden in Deutschland hätten auch bereits Listungszusagen gemacht. Um Ragusa zu bewerben sind für 2014 weitere Aktivitäten in Deutschland geplant. In der Schweiz ist das neue Ragusa ab Mitte Februar erhältlich. Ob und wie sich neue Produkte in Deutschland etablieren, hängt nicht nur von der Grünen Woche ab. Aber für den Exporterfolg "ist die Grüne Woche ein Mosaikstein, und die Schweiz muss und darf hier präsent sein", schliesst Urs Schneider, Präsident der AMS seine Begrüssungsrede.

Grüne Woche: die Rekordmesse wächst weiterhin

Erwartet wurden in 10 Tagen über 400'000 Besucherinnen und Besucher. Die weltgrösste Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau verzeichnet neue Rekordzahlen: Die 124'000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in 26 Hallenkomplexen ist die grösste Fläche in der 86-jährigen Geschichte. Mit 70 vertretenen Nationen verzeichnet sie auch die höchste internationale Beteiligung in ihrer Geschichte.

Rund 1'650 Aussteller aus allen Kontinenten bilden hier den Weltmarkt der Ernährungsindustrie ab. "Die Leistungsschau ermöglicht den Besuchern, die Ernährungswirtschaft zu begreifen", erklärte der neue deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Hans-Peter Friedrich vor internationalen Agrarjournalisten.

Ebenfalls besser erfahren können die Besucherinnen und Besucher dieses Jahr die asiatischen Lebensmittel. Erstmals erhält die asiatische Ernährungswirtschaft eine eigene Halle und präsentiert mit 20 Ständen ihre Köstlichkeiten.
Bild: chinesische Teigtaschen (ob Marco Polo damals das Teigwarenrezept von Italien nach China brachte oder umgekehrt, ist immer noch umstritten).

Die Grüne Woche ist ein Politik- und Medienereignis von Weltrang: Mit einer Rekordbeteiligung von 72 Landwirtschaftsministern findet das 6. Global Forum for Food and Agriculture statt. Diesjähriges Thema ist "Landwirtschaft stärken: Krisen meistern - Ernährung sichern". Dieses Forum ist weltweit das bedeutsamste Treffen von Landwirtschaftsministern und gipfelt im Agrarministergipfel am Samstag.

Estland war Gastland

Die Internationale Grüne Woche Berlin findet seit 1926 statt und hat sich von einer einfachen Warenbörse zur weltgrössten Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau entwickelt. Diesjähriges Gastland war Estland, welches zum Thema "NATURlich Estland" auftrat. Auf 450 Quadratmetern präsentierten die rund 60 Unternehmen einen Querschnitt durch estnische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Bier. (Text und 1.+3. Bild: LID)

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