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Varia
25.2.2014
Milch wird langsam teurer

Während die Milchpreise in der EU seit Monaten steigen, zogen sie in der Schweiz nur langsam an. Deshalb ist Milchpulver im Export inzwischen konkurrenzfähiger. Im Inland wird es für Milchschokolade verwendet. Bild: Zutaten der Milchschoggi.

Bauern sind keine Wendehälse. Wegen einem oder zwei schlechten Ertragsjahren gibt in der Landwirtschaft kaum jemand seinen Produktionszweig auf. Doch die Krisen in den sieben Jahre seit der Aufhebung der Milchkontingentierung haben Spuren hinterlassen. In den letzten zwei Jahren hängten deutlich mehr Milchproduzenten das Melkzeug an den Nagel als zuvor.

Der Strukturwandel in der Milchproduktion hat sich beschleunigt. Er liegt im Schnitt bei 3,7%, ist in einzelnen Kantonen aber deutlich höher. Auch die Kuhbestände nahmen spürbar ab: Heute stehen 15'000 Milchkühe weniger in den Ställen als noch vor einem Jahr. Trotzdem wird wieder mehr Milch angeliefert als Anfang 2013.

Das hat verschiedene Gründe: So ist es z.B. derzeit nicht lukrativ Kälber mit Vollmilch zu mästen. Es ist stattdessen wirtschaftlich lohnender die Vollmilch zu verkaufen und den Kälbern Milchpulver zu füttern. Ausserdem spornen die vergleichsweise hohen Milchpreise die Bauern dazu an, zu melken, was das Euter hergibt. Zur Not auch mit zugekauften Futter – denn es rechnet sich.

Schweizer Milchpulver wird konkurrenzfähiger

Die Bauern bekommen heute mehr Geld für ihre Milch als noch vor einem Jahr. Einige Milchprodukte sind deshalb teurer geworden. Trotzdem hat sich die Preisdifferenz zum Ausland verringert. Das zeigt sich z.B. sehr deutlich beim Milchpulver: Schweizer Vollmilchpulver ist innerhalb des letzten Jahres gegenüber der EU um 30% und Magermilchpulver um rund 50% günstiger geworden. Die Unterschiede zum Weltmarkt sind sogar noch mehr geschrumpft (40 bzw. 60%).

Für Franz Urs Schmid von der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (FIAL) ist das grundsätzlich eine gute Nachricht. Aus seiner Sicht kann der Preisunterschied zum Rest der Welt gar nicht klein genug sein: "Denn dann benötigen wir keine, oder wenigstens viel geringere Beiträge vom Bund für den Rohstoffpreisausgleich." Dass die Schoggigesetzbeiträge für den Rohstoffpreisausgleich in absehbarer Zeit unnötig werden, glaubt Schmid allerdings nicht. "Die Preisunterschiede ändern sich von Monat zu Monat."

Die Milchpreise sind volatil, und die Preisbildung auf den ausländischen Märkten kann von der Schweiz kaum beeinflusst werden. Ohnehin stellt sich Schmid auf den Standpunkt: "Wenn die Preisdifferenz für Milchpulver kleiner geworden ist, dann höchstens deshalb, weil die Preise in der EU gestiegen sind."

Das Ausland war schneller

Stefan Hagenbuch von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) sieht es hingegen so: "Im Ausland zogen die Milchpreise letztes Jahr schneller an als in der Schweiz." Ab April 2013 gingen in der EU die Preise spürbar in die Höhe, in der Schweiz war das erst ab Mai der Fall. Das war auch der Monat, in dem den Bauern erstmals keine Beiträge mehr für den Marktentlastungsfonds der Branchenorganisation Milch (BOM) abgezogen wurden. Wirklich in Bewegung kamen die Schweizer Milchpreise aber erst, als die Vorräte im Inland abgebaut waren.


Dass der Schweizer Milchpreis so träge reagiert, stört Hagenbuch sehr: "Der Richtpreis, den die BOM herausgibt, dämpft die Schwankungen zwar ab, ein frühzeitigerer Beschluss über eine Preiserhöhung konnte aber demokratisch nicht realisiert werden. Wir gehen davon aus, dass der aktuelle A-Richtpreis deshalb auch länger oben bleibt." Der aktuelle A-Richtpreis entspricht ungefähr dem Index: "Wichtig ist, dass der A-Richtpreis kein Minimalpreis ist, sondern hoch angesetzt ist. Das fördert zumindest den Anreiz zu besserer Wertschöpfung."

Preise gehen Richtung EU

Dass die Milchpreise im Ausland stark, in der Schweiz dagegen nur wenig steigen, ist keine neue Erscheinung, wie Christoph Hug, der Mediensprecher des Milchpulverherstellers Hochdorf, bestätigt. Doch er ergänzt: "Weil im Moment praktisch nur A-Milch abgenommen wird und kaum B- und C-Milch, ist das bäuerliche Einkommen aus der Milchproduktion inzwischen trotzdem deutlich höher."

Hug glaubt, dass die Segmentierung zu einer Glättung des A-Milchpreises führt. Er geht deshalb davon aus, dass in der Schweiz die Milchpreise auch dann noch eine Weile hoch bleiben, wenn sie im Ausland wieder sinken. Ob das der Fall ist, wird sich zeigen. Vorerst dokumentieren die Zahlen der Marktbeobachtung des Bundesamtes für Landwirtschaft nämlich vor allem eines: Dass die Differenz zwischen den Schweizer Milchpreisen und den EU-Milchpreisen immer kleiner wird.

Schweizer Milchprotein ist konkurrenzfähig

Die Berechnung der Schoggigesetzbeiträge ist kompliziert. Und sie wird nicht einfacher dadurch, dass die Ausfuhrbeitragsansätze für Milchfett und Milcheiweiss unterschiedlich hoch sind. Beim Milchfett steht die Schweiz im internationalen Vergleich an der Spitze: Schweizer Butter ist rund doppelt so teuer wie Butter in der EU.

Beim Milchprotein sieht das anders aus: Da ist die Schweiz durchaus konkurrenzfähig. Verglichen mit dem Weltmarkt wird Schweizer Milchprotein derzeit sogar unterpreisig gehandelt. Das erkennt man an den Ausfuhransätzen, welche die Zollverwaltung jeweils veröffentlicht. Im Februar fällt dieser Wert je nach Produkt und Ausfuhrland sogar negativ aus, und liegt dann für 100 kg Milchprotein bei minus 97 Franken. (Text: LID)

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