Food aktuell
Varia
3.9.2014
Nachhaltige Ernährung: wie und warum

In der Schweiz werden 28% der Umweltbelastungen durch die Ernährung verursacht (Quelle: ESU-Services, 2012). Daher soll man „nachhaltig essen und trinken!“. Das bedeutet, gesunde, umwelt- und ressourcenschonende Lebensmittel zu wählen, die unter fairen und tiergerechten Bedingungen produziert wurden.

Die von der Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE kürzlich herausgegeben FOODprints® geben Tipps zum nachhaltigen Essen und Trinken. Ein neues Merkblatt auf www.foodprints.ch erläutert, was Konsumenten konkret im Alltag tun können, ohne sich selbst stark einschränken zu müssen:
 Ich kaufe zu Fuss oder mit dem Velo ein.
 Ich kaufe nur so viel wie nötig ein.
 Ich konsumiere überwiegend pflanzliche Lebensmittel.
 Ich achte auf die Herkunft der Lebensmittel.
 Ich achte auf die Produktionsbedingungen der Lebensmittel.
 Ich trinke Hahnenwasser.

Auch die Schweizer Lebensmittelpyramide empfiehlt, überwiegend pflanzliche Lebensmittel zu konsumieren, d.h. öfters einen vegetarischen Tag einzuschalten und nicht öfters als 2–3 Mal pro Woche Fleisch zu essen. Der hohe Fleischkonsum geht zu Lasten der Umwelt und des Klimas, denn die Fleischproduktion verursacht grosse Mengen Treibhausgase, ist energieaufwändig und verbraucht viel Wasser (rund 15‘500 Liter pro Kilogramm Rindfleisch).

Besonders problematisch ist der hohe Verbrauch an Futtermitteln für die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Für 1 kcal eines tierischen Lebensmittels werden durchschnittlich 7 kcal aus pflanzlichen Futtermitteln gebraucht. Somit gehen 65–90 % der Nahrungsenergie aus den Futtermitteln verloren („Veredelungsverluste“). Problematisch ist auch, dass die Hälfte des verfütterten Kraftfutters aus dem Ausland stammt. Würde der Fleischkonsum in der Schweiz verringert, müsste weder Fleisch noch Tierfutter importiert werden. (Merkblatt www.foodprints.ch / SGE)

Fazit der SGE-Fachtagung

Am 21. August 2014 fand in Bern ausserdem die nationale SGE-Fachtagung zum Thema «Ernährung und Nachhaltigkeit» statt. Hier eine Kurzfassung des Referates von Dr. Ruth Badertscher vom Bundesamt für Landwirtschaft BLW zum Thema: Nachhaltigkeit und Empfehlungen zum Fleischkonsum: Weltweit sind fast eine Milliarde Menschen unterernährt, über zwei Milliarden sind übergewichtig. Knapp 40% der Landfläche der Erde wird heute (landwirtschaftlich) für die Produktion von Lebensmitteln genutzt.

Die Weltbevölkerung nimmt momentan um rund 80 Millionen pro Jahr zu. Eine Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche für eine erhöhte Produktion von Lebensmitteln ist nur beschränkt möglich. Sie ginge auf Kosten von Urwäldern, die für die Stabilität des Ökosystems Erde sehr wichtig sind. Höhere Erträge auf der bestehenden Fläche bedingen in vielen Fällen einen grösseren Einsatz von Mineraldüngern, Pflanzenschutzmitteln oder Bewässerung, was auch ökologische Folgen hat.

Neben dem Bevölkerungswachstum strapazieren neue Ernährungsgewohnheiten die Agrarökosysteme zusätzlich. Dank der steigenden Kaufkraft in Schwellenländern kann sich ein immer grösserer Anteil der Bevölkerung den Konsum von Fleisch leisten. Was tun?

Reduktion der Umweltwirkungen der Tierproduktion:
•Standortangepasste Bewirtschaftung
•Produktivitätsverbesserungen
•technische Massnahmen zur Reduktion der Emissionen

●Reduktion der Umweltwirkungen des Fleischkonsums: Reduktion, Wahl Produktionssystem
●Diskussion zu ökonomischen und sozialen Aspekten des Fleischkonsums: Tierwohl, Welternährung, Lebensmittel Fleisch.

Empfehlungen für Konsumenten:
●Ernährungsempfehlungen berücksichtigen
●Lebensmittelabfälle vermeiden
●Gesamtes Tier nutzen
●Bewusster Fleischkonsum
● In Richtung Nachhaltigkeit aktiv sein, sich informieren, nach Produktionsmethoden und Umweltwirkungen fragen, nach vegetarischen Alternativen fragen, neue Gerichte ausprobieren.

Sieben Grundsätze für nachhaltige Ernährung

Zum Auftakt der Fachtagung präsentierte Dr. Karl von Koerber von der Technischen Universität München die fünf gleichrangigen Betrachtungs-Dimensionen einer «Nachhaltigen Ernährung»: Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft, Gesundheit und Kultur. Dabei werden alle Stufen der Nahrungsversorgung einbezogen: Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung und -vermarktung sowie Zubereitung und Abfallentsorgung.

Hieraus lassen sich sieben Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung ableiten: Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel, ökologisch erzeugte Lebensmittel, regionale und saisonale Erzeugnisse, Bevorzugung schwach verarbeiteter Lebensmittel, fair gehandelte Lebensmittel, ressourcenschonendes Haushalten, genussvolle und bekömmliche Speisen.

FOODprints®

Angelika Hayer, Leiterin Fachbereich Ernährungswissenschaften und Gesundheitsförderung bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE, stellte die von der SGE formulierten handlungsorientierten und praxisnahen Tipps für eine nachhaltige Ernährung mit Zielgruppe Konsumentinnen und Konsumenten vor. Diese sechs Tipps wurden Mitte August 2014 unter dem Titel «Die FOODprints® – Tipps zum nachhaltigen Essen und Trinken» veröffentlicht und sehen wie folgt aus: Ich kaufe zu Fuss oder mit dem Velo ein, ich kaufe nur so viel wie nötig ein, ich konsumiere überwiegend pflanzliche Lebensmittel, ich achte auf die Herkunft der Lebensmittel, ich achte auf die Produktionsbedingungen der Lebensmittel, ich trinke Hahnenwasser.

Nachhaltigkeit und Empfehlungen zum Fischkonsum: Monika Müller, dipl. Ernährungsberaterin HF, erklärte, wieso die Ernährungsempfehlungen zum Fischkonsum mit einer nachhaltigen Ernährung kaum vereinbar sind. Sie konzentrierte sich in ihrem Referat auf die Fragen, welche Lösungsansätze es gibt, wie der Stellenwert der nachhaltigen Fischzucht zu gewichten ist, und wie derjenige von alternativen Quellen wie Eier, Algenöl oder Krill.

Nachhaltigkeit und Empfehlungen zum Getränkekonsum: Barbara Pfenniger, Fédération Romande des Consommateurs FRC, erinnerte uns daran, dass das Hochkommissariat für Menschenrechte das Grundrecht auf trinkbares Wasser in den Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO aufgenommen hat. Idealerweise sollte Trinkwasser von annehmbarer Qualität allen Bevölkerungsgruppen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, und zwar permanent und zu einem erschwinglichen Preis. In der Schweiz ist das der Fall.

Dennoch hat sich aus dem Bedürfnis heraus, sich täglich mit Wasser zu versorgen, ein attraktiver Markt für in Flaschen abgefülltes Wasser entwickelt. Es ist daher interessant, die beiden Arten des Wassertrinkens unter den Aspekten des Umweltschutzes, der Kosten und der Verbrauchergesundheit zu vergleichen. Auch wenn die beiden ersten Kriterien ganz klar die Nutzung des Trinkwassers aus dem Hahn nahelegen, kann die Gesundheit generell nur durch Vorschriften und regelmässige Kontrollen beider Wassersorten garantiert werden. (Text: SGE). Weitere Informationen: Präsentationen und Zusammenfassungen: www.sge-ssn.ch/fachtagung

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